Was Sie heute wissen müssen Warten auf den Arzttermin | Supermärkte ohne Personal | Endlich wieder knuddeln

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 25.01.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Neulich rief ich bei einem Facharzt in Leer an, wegen einer zugegeben etwas aufwändigeren Untersuchung. Zu meiner Verblüffung bekam ich einen Termin, exakt sechs Monate später, nicht zur Untersuchung, sondern erst mal für ein Vorgespräch. Diese Erfahrung teile ich mit vielen anderen. „Ein halbes Jahr auf einen Arzttermin zu warten, ist in Ostfriesland keine Seltenheit“, so beginnt der Artikel von Tobias Rümmele über die Facharztmisere in Ostfriesland. Auch ein Jahr Wartezeit ist möglich. Dabei sollte die 2016 eingerichtete Hotline 116117 das Problem lösen.

Wenn man liest, dass Supermärkte inzwischen ohne Personal betrieben werden, kommen automatisch Sorgen auf: Was ist mit den Verkäuferinnen? Verlieren jetzt lauter Zuverdienende ihre Jobs? Nein, darum geht es nicht. Märkte komplett ohne Verkaufspersonal plant der Leeraner Einzelhandelskonzern Bünting nur in solchen Gemeinden, in denen Läden mit Personal „einfach nicht wirtschaftlich betrieben“ werden könnten. Das könnte gerade kleinere Orte wieder attraktiver machen. In Emden und auf Norderney gibt es bereits „Combi“-Märkte, die außerhalb der Kernzeiten ohne Personal auskommen. Daniel Noglik berichtet.

Die Bremer Convivo-Unternehmensgruppe, die nach eigener Auskunft mehr als 100 Pflegeeinrichtungen betreibt, hat am Montag Insolvenz angemeldet. Das hat auch in Ostfriesland Auswirkungen. Drei Seniorenheime betreibt Convivo in der Region, ein viertes, in Leer auf dem ehemaligen MZO-Gelände, ist gerade im Bau. Die Fertigstellung steht nicht infrage, heißt es seitens des Bauträgers Kathmann-Projekte. Ob Convivo den Mietvertrag erfüllen kann, schon. Das Unternehmen nennt Fachkräftemangel und die Auswirkungen der Pandemie als Gründe für die Insolvenz. Die Gewerkschaft Verdi sagt: „Wenn wir nicht sehenden Auges in eine Katastrophe stürzen wollen, brauchen wir schnelle finanzielle Unterstützung für alle Pflegeheime.“ Katja Mielcarek berichtet.

Das Pflegeheim gilt für viele Senioren als ultima ratio, als letzte Lösung, wenn nichts mehr geht. Immer attraktiver werden andere Lösungen, etwa Wohngemeinschaft für ältere Menschen. Eine solche hat Kerstin Kulke gerade in Friedeburg gegründet, ein „Herzensprojekt“ für die Hauswirtschaftsmeisterin aus Brockzetel. Sechs Bewohner gibt es. Sie haben eine Pflegestufe, manche auch einen Betreuer. Wie die ungewöhnliche WG funktioniert und was das Ganze mit frischen Frühstückseiern zu tun hat, verrät Susanne Ullrich.

„Skimming“ war ein Warnruf, schon vor einigen Jahren. Gemeint war das Ausspähen von EC-Karten-Daten am Geldautomaten. Gibt’s nicht mehr? Doch! Am Freitag wurden zwei Männer auf frischer Tat festgenommen, als sie in Quakenbrück dabei waren, einen Geldautomaten zu manipulieren. Sie waren Teil einer Bande, die auch Taten in Leer und Aurich begangen haben soll. Den Verdächtigen wird ein Betrugsschaden in Höhe von 600.000 Euro zugerechnet, berichtet Oliver Bär. „Das ist ein empfindlicher Schlag gegen das organisierte Verbrechen – das waren Profis. Die intensiven Ermittlungen haben dazu geführt, dass dieses kriminelle Netzwerk aufgedeckt werden konnte“, sagt die Polizei.

Im Zweifel für den Angeklagten, darauf spekuliert offenbar Mr. Wiesmoor-Connection Christian Rademacher-Jelten im Prozess wegen der Cannabis-Plantage in dessen Autohaus in der Stadtmitte. Weil er dort Geflüchtete unterbringen wollte, könne er von den Drogen nichts gewusst haben. So lautete die Argumentation der Verteidigung im Prozess. Das Gericht nahm’s zur Kenntnis. Auch eine andere Argumentation ist möglich, berichtet Daniel Noglik: erst die Plantage, dann die Flüchtlinge. Die Cannabispflanzen standen nämlich kurz vor der Ernte, als der Landkreis Aurich wegen der Flüchtlingsunterkunft kontaktiert wurde. Minimaler Aufwand, maximaler Gewinn. Brilliant!

Viel mehr als das Verbrechen interessiert die Wiesmoorer vermutlich, was mit ihrem Hallenbad passiert. Wohl ab Herbst werden die Wiesmoorer erstmal auf ihre knapp 60 Jahre alte Schwimmhalle verzichten müssen. Die Vereinsschwimmer voraussichtlich für ein Dreivierteljahr, die Allgemeinheit voraussichtlich noch länger, schreibt Ole Cordsen. Planer und Stadt mussten ihr ursprüngliches Sanierungsvorhaben deutlich abspecken, nachdem sie vor Weihnachten die Absage bekamen für etwa 2 bis 2,5 Millionen Euro an Fördergeld vom Bund. Was alles geplant ist, lesen Sie hier.

Der Wolf und kein Ende: Die Landes-CDU will jetzt Niedersachsens rot-grüne Regierung bei diesem Thema in die Mangel nehmen. „Aktives Wolfsmanagement einfordern“, so ist der Initiativantrag überschrieben, den Holger Kleen beim Landesparteitag am Wochenende durchgebracht hatte. Es geht um eine Bestandsobergrenze und wolffreie Gebiete, schreibt Michael Hillebrand. Bis zum Ende der Weideperiode fordert die CDU einen Maßnahmenplan, „der die Weidetierhaltung in Niedersachsen vor Wolfsrissen schützt, ohne die Tierhalter dabei zu belasten und die Landschaft im Charakter zu verändern. Dies gilt insbesondere für die Beweidung der Deiche.“

Schütteln sie wieder Hände oder berühren sie sich zur Begrüßung noch mit den Ellenbogen? Eine lächerliche Geste, wie ich finde. Ich bevorzuge längst wieder einen soliden Händedruck und umarme auch Freunde wieder, wenn ich sie treffe. Körperkontakt ist wichtig, und darum sollten wir ihn uns nicht versagen wie in Corona-Zeiten, schreibt Gabriele Boschbach in ihrem Plädoyer fürs Kuscheln - und nicht nur wir Erwachsene: „Wenn ganz kleine Kinder keinen Körperkontakt haben, muss man davon ausgehen, dass sie sich schlechter entwickeln“, sagt Psychologin Dr. Ute Schulewski.

Zweieinhalb Jahre ist es her, da verlor die Papenburgerin Karina Dirks auf der B70 bei Völlenerfehn bei einem Unfall ihre Mutter. Besonders tragisch: Als Feuerwehrfrau war sie selbst vor Ort. Noch dazu war es ihr erster Einsatz. Umso bemerkenswerter ist es, wie Dirks sich ins Leben zurückgekämpft hat. Mit professioneller Hilfe und großer Energie. Gerd Schade erzählt ihre Geschichte. Zu Tränen rührt der letzte Satz: „Meine Mama wäre stolz auf mich.“

Was heute wichtig wird:

  • In Leer wird viel geblitzt. Doch im Vergleich zu früher ist auf der B436 in Höhe des Einrichtungshauses Konken in Logabirum deutlich weniger los. Wieso ist das so? Das wollte Michael Kierstein wissen.
  • Eschen wurden in Pogum gefällt, das ruft mehrere Anwohner auf den Plan. Andere Bewohner hatten in den Bäumen eine Gefahr für spielende Kinder gesehen. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Ein 21-Jähriger aus Großefehn soll im November 2020 zwei Mädchen missbraucht haben. Das Gleiche passierte im Mai 2022 in Wiesmoor. Bettina Keller verfolgt die Verhandlung vor Gericht.
  • Es gibt nicht nur Krabbenfischer an der deutschen Nordseeküste. Nicole Böning erhält einen Einblick in die Welt der Muschelfischer. Viele gibt es davon nicht - einer von ihnen ist Marian Theissen.
  • In Emden gibt es seit ein paar Monaten den Verein „Best Buddies“, der Auslandshunde vermittelt. Mona Hanssen besucht „Anna“ und spricht mit ihrer Halterin über die Herausforderungen mit den Tieren.
  • Wie ist der aktuelle Stand beim Emder Bunkermuseum, das wegen verschärfter Brandschutzbestimmungen schließen musste? Mona Hanssen spricht mit dem Trägerverein.
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