Was Sie heute wissen müssen Lehrermangel | Medizin-Rassismus | Pop-up-Store

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Eine Kolumne von Timo Sager
| 27.02.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Zurzeit vergeht kaum eine Woche, in der der Vertretungsplan für die Schulklasse meines Sohnes nicht zeigt: Entfall. Morgens die erste oder mittags die sechste Stunde, das sind die Wackelkandidaten in Sachen Unterricht. Die Gründe sind unterschiedlich: Krankheit, Fortbildung oder Klassenfahrten sorgen dafür, dass die Schule in den Randzeiten oft ausfällt. Die Ursache ist aber immer gleich: Es gibt nicht genügend Lehrer. An anderen Schulen ist es noch viel schlimmer. In Wiefelstede im Ammerland sah sich die Schulleitung gezwungen, eine Vier-Tage-Woche für die Schüler anzukündigen. Dann reagierte die Schulbehörde.

Mein Kollege Andreas Ellinger hat sich in der vergangenen Woche schon um das Thema gekümmert. Jetzt hat er sich die Unterrichtsversorgung und den Umgang der ostfriesischen Schulen damit noch mal im Detail angeguckt. Die Interpretation der Zahlen ist kompliziert. Denn selbst wenn eine Schule statistisch zu 100 Prozent versorgt ist, gilt das natürlich nur, wenn alle Lehrerinnen und Lehrer nicht krank werden. Was machen da Schulen, die sogar nur zu 85 Prozent versorgt sind?

Interessant ist, dass man bei der Landesschulbehörde Zahlen über die Unterrichtsversorgung nur auf Kreisebene aufgeschlüsselt nach Schulformen bekommt – für einzelne Schulen nicht. Wie viele Stunden ausfallen, weiß die Behörde ebenfalls nicht. Aber es wird noch erstaunlicher: Andreas hat daraufhin direkt bei den Schulen gefragt: Selbst die wissen es nicht. Offenbar müssen sie die Zahlen nicht erheben.

In den Schulen selbst Auskunft zu bekommen, ist aber gar nicht so einfach. Viele Schulleiter antworten auf unsere Anfragen nicht, sie verweisen an die Schulbehörde. Die sagt, die Schulleiter dürfen reden. So entsteht der Eindruck, der schwarze Peter wandere munter hin und her. So geht Krisenkommunikation nicht. Das Thema wird uns weiter beschäftigen.

Nicht nur Schulen leiden unter dem Mangel an Personal. Auch in anderen Branchen fehlen die Leute. Wir in der Redaktion merken es auch. So bewerben sich auf unsere Volontariatsstellen beispielsweise inzwischen viel weniger Kandidatinnen und Kandidaten als früher. Um Hürden für die Bewerber zu senken, verzichtet zum Beispiel die Deutsche Bahn inzwischen auf das bisher obligatorische Anschreiben in der Bewerbung. Früher neben dem Lebenslauf und den Arbeitszeugnissen Pflicht. Nikola Nording hat sich umgehört, ob es auch in Ostfriesland einen Trend zur verschlankten Bewerbung gibt.

50.000 Menschen sind bei dem Erdbeben in der Türkei und Syrien ums Leben gekommen. Mindestens. Die Situation im betroffenen Gebiet ist weiter fürchterlich. Osman Ular weiß das aus erster Hand. Der 81-Jährige, der 40 Jahre lang in Leer lebte, war in seinem Haus in Karaburun, als die Erde mitten in der Nacht zu beben begann. Vor zwölf Jahren war er aus Ostfriesland zurückgekehrt in sein Heimatland. Nach dem Erdbeben blieb er, half, wo er konnte. Dann bekam er gesundheitliche Probleme und kam in seine zweite Heimat nach Leer. Seine Kinder leben hier. Michael Kierstein hat sich vom Erdbeben und den Tagen danach berichten lassen. Osman Ular sammelt in Leer jetzt Kraft und Geld. Dann geht zurück ins Erdbebengebiet, um zu helfen.

In größeren Städten ist Car-Sharing längst normal. Zunehmend verzichten Menschen dort auf ein eigenes Auto. Brauchen sie doch mal eines, greifen sie zu Angeboten wie Cambio oder anderen Anbietern. In Ostfriesland ist es bisher ein Nischengeschäft. Zu viele Leute können oder wollen auf das eigene Auto nicht verzichten. In Leer gibt es eine Station des Bremer Anbieters Cambio. Dort unterstützt die Stadt das Angebot als ein so genannter Ankernutzer, der dem Car-Sharing-Unternehmen einen Grundumsatz garantiert. Die Emder Ratsgruppe Grüne feat. Urmel will Car-Sharing jetzt in die Stadt holen. Wie das Angebot da aussehen könnte, hat Heiko Müller recherchiert.

Medizin ist seit Jahrzehnten ungerecht. Wird erklärt, wie Symptome zum Beispiel bei einem Herzinfarkt aussehen, ist der Referenzpatient in der Regel ein Mann. Bei Frauen kann der Verschluss einer Ader im Herzen aber andere Symptome auslösen. Sind die auch so bekannt wie die beim Mann? Auch Dosierungsanweisungen für Medikamente orientieren sich oft am männlichen Körper. Es geht aber noch weiter. Es wird nicht nur das männliche Geschlecht bevorzugt betrachtet, sondern oft spielt auch die Hautfarbe eine Rolle. Wollen Sie mal raten, welche wohl hauptsächlich im Fokus ist? In Emden hat am Wochenende der Landes-Integrationsrat getagt. Dabei ging es um Rassismus in der Gesundheitsversorgung. Die Beispiele aus dem Artikel von Mona Hanssen zeigen, dass bei der guten Behandlung von Menschen unterschiedlicher Herkunft leider noch viel Luft nach oben ist.

Die Stadt Aurich hat es versucht, ist aber böse gescheitert. Die Verwaltung wollte einen Pop-up-Store in der Stadt etablieren. Also eine Ladenfläche, auf der wechselnde Händler für einen kurzen Zeitraum einen Laden aufpoppen lassen. Nur ein Händler in Aurich machte mit. Das Projekt wurde zu den Akten gelegt. Jetzt versucht die Stadt Wiesmoor, mit dem Konzept etwas gegen den Leerstand zu tun. Die schlechten Erfahrungen schrecken das Team in Wiesmoor nicht ab. Die Verantwortlichen wollen einiges anders machen als in der Nachbarstadt, wie Ole Cordsen schreibt.

Was heute wichtig wird

  • In Ihlow sind in einem Wohnhaus ein Akku und eine Powerbank explodiert. Auch in Müllsortieranlagen kommt es immer wieder zu Bränden, weil Leute Batterien in den Hausmüll werfen. Über den richtigen Umgang mit Akkus schreibt Marion Luppen.
  • Wenn alte Bäume beschnitten oder gefällt werden, ist Ärger vorprogrammiert. Im Stadtpark und im Stadtgarten in Weener muss man ran, die Stadt geht in die Info-Offensive, Vera Vogt berichtet.
  • Ein betrunkener 23-Jähriger schleuderte einer Polizistin sein Handy ins Gesicht. Nun steht er vor Gericht – mal wieder. Mit einem Kumpel hatte er zuvor ein Rad auf die B210 gelegt, um einen Unfall zu provozieren. Susanne Ullrich berichtet.
  • Das Restaurant/Café „Ostfriese“ in Emden ist beliebt. Die beiden jungen Betreiber geben sich damit aber nicht zufrieden – sie haben ihre Fühler Richtung Groningen ausgestreckt. Was sie dort planen, weiß Mona Hanssen.
  • Der Landesfeuerwehrverband Brandenburg organisiert eine große Spendenaktion für die ukrainischen Kollegen. Auch die Leeraner engagieren sich. Was sie spenden, weiß Michael Kierstein.
  • Der Wiesmoorer Klaus Renken vom Verein Cornea Help will helfen, in Afrika Augenbanken aufzubauen. Die Hilfe mit Hornhaut-Transplantaten dort ist zuletzt erschwert worden. Denn Augenbanken versorgen zurzeit verstärkt Kriegsverletzte in der Ukraine. Ole Cordsen berichtet.
  • Die CDU in Hinte will das Gewerbegebiet Westerhuser Neuland neu aufleben lassen – und dorthin auch gleich eine gemeindeeigene Biogasanlage bauen. Claus Hock kennt die Details.
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