Landwirte legen los Gute Nerven gefragt – jetzt kommen die Trecker auf die Straße


Es hat sich nicht das Universum gegen einen verschworen, wenn man auf den Landstraßen der Region ständig hinter Treckern herfährt. Das hat andere Gründe.
Rheiderland - Gerade wenn es lange Strecken sind, ist bei Autofahrern Geduld gefragt: Derzeit scheinen besonders viele Trecker unterwegs zu sein. Wer gleich mehrmals hintereinander hinter einer Landmaschine herfährt, hat allerdings keine Pechsträhne. Das hat andere Gründe. „Es ist ein kniffeliges Frühjahr, was das Wetter betrifft“, erklärt Wilko de Boer. Er führt den Naturland Hof Achter’d Diek in der Deichreihensiedlung Heinitzpolder in Bunde mit seiner Frau Mechthild. Das ganze Wochenende hat er quasi durchgeackert – im wahrsten Wortsinne. „Die Zeitfenster, in denen es trocken und windig ist, sind unglaublich kurz“, erklärt er.
Was und warum
Darum geht es: Regen, Sonne, Hagel: Wechsel im Minutentakt. Die kleinen Zeitfenster, in denen die Witterung stabil ist, hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft – und nicht nur auf diese.
Vor allem interessant für: Autofahrer
Deshalb berichten wir: Ein Landwirt erzählt, wie schwierig die Lage in diesem Frühjahr ist. Die Autorin erreichen Sie unter: v.vogt@zgo.de
Das führe dazu, dass viele Landwirte im gleichen, kurzen Zeitraum mit ihren Arbeiten loslegen müssten. „An Ostern zum Beispiel gab es eine kurze Periode mit gutem Wetter“, sagt er. Wegen des Bodens sei er auf solche angewiesen, wenn er arbeiten wolle. „Kartoffeln zum Beispiel sind sehr empfindlich. Ihre Wurzeln sind schwach. Wenn es feucht ist, würde der Boden zu sehr verdichtet, wenn man darüber fährt“, sagt er.
Ungewöhnlich für Ende April
Der April hält zwar, was er sprichwörtlich verspricht und macht, was er will – aber: „Das Wetter ist ungewöhnlich für die zweite Aprilhälfte“, sagt Rudolf Bleeker, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland, Kreisverband Leer. „Es ist durch die wechselhafte Witterung anspruchsvoll, auf die Fläche zu kommen“, sagt er. Ob es darum gehe, den Maisacker zu bestellen, zu düngen oder zu walzen. „Es gibt nur kleine Fenster für Arbeiten, wie zum Beispiel um Ostern herum. Das ist ungewöhnlich, aber beklagen wollen wir uns nicht“, betont er.

Es sei zwar etwas zu kalt, aber dass es immer wieder Regentage gebe, sei nicht schlecht. „Wir hatten in den vergangenen Jahren eher mit Trockenperioden um diese Zeit zu kämpfen“, sagt er. Und so lange es keine andauernden Regenperioden gebe, in denen die Felder geradezu absoffen, sei alles in Ordnung. „Das Gras wächst ordentlich“, sagt er. Das sei wichtig, gerade im Hinblick auf den ersten Schnitt der Grünflächen im Mai. Und auf diesen komme es besonders an. „Dieser kann rund 40 Prozent des gesamten Jahresertrages ausmachen“, erklärt er.
Viel Verkehr aber wenig Ärger
Es legen zwar viele Landwirte gleichzeitig los und sind so auch an den gleichen Tagen auf den Straßen unterwegs, aber Ärger gibt es dabei derzeit nicht unbedingt mehr: „Wie jedes Jahr müssen die Landwirte in Ostfriesland ihre Arbeit machen und haben natürlich je nach Fachrichtung verschiedene Zeiten, zu denen sie auf der Straße unterwegs sein müssen“, sagt Svenia Temmen, Sprecherin der Polizei Leer/Emden. „Jedoch verzeichnen wir derzeit keine besonderen Vorkommnisse oder Problematiken mit dem landwirtschaftlichen Verkehr“, sagt sie. Auch Unfälle gebe es in diesem Zusammenhang nicht besonders viele.

Damit das so bleibt, müssten Auto- und Landmaschinenfahrer weiter vorsichtig bleiben. „Natürlich müssen alle Verkehrsteilnehmer aufmerksam sein“, sagt sie. Gerade in Engstellen wie der Ortsdurchfahrt Bingums kommt es immer wieder zu knappen Kisten, wenn große Landmaschinen dort entlangfahren. „Es gilt hier wie überall im Verkehr eine gegenseitige Rücksichtnahme“, sagt Polizeisprecherin Frauke Bruhns. Irgendwie müssten die Landwirte ja zu ihren Feldern kommen. „Die Ortsdurchfahrt ist schmal, aber zum Beispiel eine Ausweichstrecke für Lastwagen, wenn der Emstunnel gesperrt ist.“ Wenn Autofahrer eine große Landmaschine kommen sehen, könnten sie etwas bewirken. „Die Geschwindigkeit reduzieren und vielleicht schauen, ob man ausweichen kann.“ Gleichzeitig müssten natürlich die Fahrer der Landmaschinen ebenfalls vorsichtig sein.