Sprechstunden in Emden Patienten mit Corona-Spätfolgen wird bald wieder geholfen

| | 03.05.2023 11:07 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Kurzatmigkeit, Muskelschmerzen, Husten - Post -Covid macht sich nicht nur beim Sport bemerkbar. Symbolfoto: Gentsch/dpa
Kurzatmigkeit, Muskelschmerzen, Husten - Post -Covid macht sich nicht nur beim Sport bemerkbar. Symbolfoto: Gentsch/dpa
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Die Post-Covid-Ambulanz war mehrere Wochen lang geschlossen. Sie soll ihre Arbeit „in Kürze“ wieder aufnehmen. Es gibt eine neue Studie aus Emden zu den Ursachen.

Emden - Ostfriesinnen und Ostfriesen, die an Spätfolgen einer Infektion mit dem Corona-Virus leiden, soll bald wieder geholfen werden. Die seit Wochen geschlossene Post-Covid-Ambulanz im Klinikum Emden wird ihre Arbeit „in Kürze“ wieder aufnehmen. Das teilte die Trägergesellschaft der Kliniken in Aurich, Emden und Norden dieser Zeitung auf Anfrage kurz und knapp mit. Den genauen Zeitpunkt ließ eine Sprecherin der Trägergesellschaft in der spärlichen Mitteilung trotz mehrerer Nachfragen bislang ebenso offen wie die Gründe, die zu der vorübergehenden Schließung geführt haben.

Was und warum

Darum geht es: um die Behandlung von Post-Covid-Patienten in Ostfriesland

Vor allem interessant für: betroffene Patientinnen und Patienten sowie alle, die eine Corona-Infektion schon erlitten haben oder noch erleiden

Deshalb berichten wir: Die Post-Covid-Ambulanz im Klinikum in Emden nimmt nach einer wochenlangen Schließung demnächst ihre Arbeit wieder auf.

Den Autor erreichen Sie unter: h.mueller@zgo.de

Diese Zeitung hatte Anfang April von der Schließung dieser einzigen Anlaufstelle für Post-Covid-Patienten auf der ostfriesischen Halbinsel erfahren. Die Trägergesellschaft wollte das bislang offiziell nicht bestätigen. Sie antwortete auch nicht auf mehrere Fragen, die unsere Zeitung dazu an sie gerichtet hatte.

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Ambulanz wurde im März 2021 eröffnet

Dabei ging es unter anderem auch um die Zahl der Patientinnen und Patienten, die dort bislang behandelt wurde und darum, wo Betroffene sonst noch in der Region Hilfe finden können. Die Schließung der Post-Covid-Ambulanz kam überraschend und war vorher auch öffentlich nicht angekündigt worden.

Dr. Jens Bräunlich richtete die Ambulanz für Post-Covid-Patienten 2021 ein. Foto: Päschel/Archiv
Dr. Jens Bräunlich richtete die Ambulanz für Post-Covid-Patienten 2021 ein. Foto: Päschel/Archiv

Die speziellen Sprechstunden für Post-Covid-Patienten im Emder Klinikum war auf Initiative des Chefarztes und Pneumologen Dr. Jens Bräunlich im März 2021 eingerichtet worden. Der Bedarf sei „riesig“, sagte Bräunlich damals. Weil die Nachfrage zu stark geworden war, hatte es nach seinen Angaben im Frühjahr 2021 zwischenzeitlich einen Aufnahmestopp gegeben. Bis zum Juni des vergangenen Jahres wurden mehr als 450 Patienten in Emden behandelt. Vor gut elf Monaten war Bräunlich davon ausgegangen, dass die Zahl der Patienten noch steigen werde. Neuere Zahlen aus der Ambulanz liegen unserer Redaktion aber bislang nicht vor.

Die Symptome sind vielfältig

Bei der Definition von Post Covid stützten sich der Chefarzt und dessen Team auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Demnach wird von Post Covid gesprochen, wenn drei Monate nach einer wahrscheinlichen oder bestätigten Corona-Infektion noch Symptome vorhanden sind, die mindestens zwei Monate lang andauern und nicht durch eine andere Diagnose zu erklären sind. Die Ursachen für das Post-Covid-Syndrom, an dem weltweit Millionen Menschen leiden, sind noch weitgehend unklar.

Den Angaben der Trägergesellschaft des Klinikums Emden vom Juni 2022 zufolge klagten die meisten Patienten über Erschöpfung, Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit und kognitive Fehlleistungen. Viele waren dadurch stark in Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit eingeschränkt.

Weitere Fachbereiche sind eingebunden

Der Großteil der Patienten, die in der Emder Ambulanz behandelt wurden, waren im Alter von etwa 45 Jahren. „Ein großes Problem für die Patienten ist die reduzierte Belastungsgrenze“, sagte Bräunlich im Juni 2022. Er betonte, dass es gerade hier wichtig sei, „die neue, geringere Grenze zunächst zu akzeptieren und die eigene Kondition wieder langsam aufzubauen.“

Die Post-Covid-Ambulanz im Emder Krankenhaus erfasst die Symptome und klärt sie ab. Dabei standen nicht nur die Folgen der Covid-Erkrankung im Fokus, sondern auch andere gleichzeitig auftretende gesundheitliche Störungen. In die Behandlung eingebunden sind nicht nur die innere Medizin, sondern auch weitere medizinische Fachbereiche. Der komplette Blick sei wichtig, weil die Symptome der Betroffenen äußerst unterschiedlich sind, heißt es.

Haben Betroffene einen Mangel an Vitamin D?

Das Angebot der Sprechstunden im Emder Klinikum steht allen offen, die nach einer Corona-Erkrankung über längere Zeit hinweg unter Spätfolgen leiden. Für die Behandlung in der Ambulanz ist eine Überweisung durch einen Hausarzt erforderlich.

Unterdessen sind die Ergebnisse einer neuen Studie von Bräunlich und dessen Team bekannt geworden. Demnach sollen Patientinnen und Patienten mit Post-Covid niedrigere Vitamin-D-Spiegel aufweisen als Menschen, die nicht an Covid-19 erkrankt waren. Das berichtet das „Ärzteblatt“.

Emder Chefarzt legt Studienergebnisse vor

Die Ergebnisse der Studie wurden demnach vor gut fünf Wochen beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin vorgestellt. Mittlerweile gebe es „zunehmend Evidenz dafür, dass eine Supplementierung mit Vitamin D auch für Covid-19-Patienten von Vorteil sein könnte – insbesondere in Hinblick auf die Entstehung eines Post-Covid-Syndroms“, wird der Emder Pneumologe als Autor der Studie im „Ärzteblatt“ zitiert.

Für die beobachteten deutlich niedrigeren Vitamin-D-Spiegel zieht das Emder Team mehrere Ursachen in Betracht. Demnach könnten sie eine Folge der durchgemachten Infektion mit dem Coronavirus, aber auch durch eine längere Erkrankung und der damit zusammenhängenden geringeren Sonnenlicht-Exposition und schlechten Ernährung bedingt sein.

Ebenso wäre es laut den Studienautorinnen und -autoren möglich, dass sich die Abnahme sportlicher Aktivitäten im Freien während der Pandemie negativ ausgewirkt hat. Als nächstes, so die Forschenden, müssten in einer Studie die Effekte einer Supplementierung mit Vitamin D auf Patientinnen und Patienten mit dem Post-Covid-Syndrom geklärt werden.