Kolumne „Intern“ Der überregionale Mantel soll aktuell und hintergründig sein

Joachim Braun
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Ein Kommentar von Joachim Braun
| 02.06.2023 09:21 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Die überregionale Berichterstattung wird auf unserer Nachrichtenseite kaum geklickt. Spiegel und andere Portale sind da deutlich gefragter. Das ist sehr verständlich, aber doch irgendwie ungerecht.

Die Lokalberichterstattung ist für uns unbestritten am wichtigsten. Nur durch sie ist unsere Zeitung einzigartig. Unser Mantel, also die überregionalen Seiten, sind allerdings auch unverzichtbar. Ich kenne keine Tageszeitung, die nicht ein solches Komplettangebot hat. So ist‘s in der gedruckten Zeitung und im E-Paper, auf unserer Internetseite sind die überregionalen Inhalte hingegen kaum gefragt. Was schade ist, denn das Angebot unter „Nordwest“, „Aus aller Welt“ und „Meinung“ ist nicht nur umfassend, sondern auch sehr aktuell.

Bis vor gut drei Jahren bezogen wir die Mantelseiten für die Zeitung von der Nordwest-Zeitung Oldenburg. Aus der Überlegung heraus, dass überregionale Berichterstattung auch einen Fokus auf unsere Region haben muss, gründeten wir damals eine eigene Mantelredaktion mit immerhin vier Stellen. Kooperationspartner ist die Neue Osnabrücker Zeitung, die uns - gegen Bezahlung natürlich - Zugriff auf alle ihre eigenen Inhalte ermöglicht und auf die der Nachrichtenagentur dpa und verschiedener Fotodienste. All diese Inhalte von NOZ und dpa werden automatisch auf unserer Webseite ausgespielt, ein Angebot, das sich den ganzen Tag über ständig erneuert und dabei auch sehr umfassend ist.

Im Unterschied zu den Lokalredaktionen, bei denen der Schwerpunkt auf eigener Recherche liegt und die meisten Themen über Tage vorgeplant werden, arbeitet der Mantel unter starkem Aktualitätsdruck.

Das hat Auswirkungen auf die Dienstzeit (11 Uhr bis 23 Uhr, zwei Schichten), aber auch darauf, dass die Kollegin und die Kollegen morgens grundsätzlich vor leeren Zeitungsseiten sitzen. Die werden dann im Laufe des Tages gefüllt und auch mal wieder umgeschmissen, weil unerwartet ein brisantes Thema hoch kocht.

Zynisch gesagt erleichtert uns ein Ukraine-Krieg, der in den Morgenstunden beginnt, die Tagesplanung. Ein Koalitionsausschuss, der erst am späten Abend zu Ende geht, macht es uns schwer. Bis 23 Uhr müssen die Seiten fertig sein. Online gibt es diese Beschränkungen natürlich nicht.

Das Angebot an überregionale Nachrichten ist nahezu unbegrenzt. Die Artikelauswahl ist angesichts des begrenzten Angebots mitunter sehr schwierig. Im Fokus stehen Themen, die Auswirkungen auf unsere Leser in Ostfriesland haben (könnten) und gerne auch Hintergründe, die uns die immer komplexere Welt anschaulich erklären. dpa ist sozusagen die Grundversorgung, die NOZ soll die Kür liefern, ebenso natürlich wie unsere (Mantel-)Redakteure, die wann immer es geht, auch selber Themen recherchieren.

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