Fahrraddieb-Fahndung Wie geklaute E-Bikes mit Satellitentechnik geortet werden

| | 07.06.2023 18:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Mit diesem GPS-Tracker der Firma Bosch lassen sich Fahrräder, die kein ab Werk verbautes Sicherungssystem haben, nachrüsten. Foto: Ortgies
Mit diesem GPS-Tracker der Firma Bosch lassen sich Fahrräder, die kein ab Werk verbautes Sicherungssystem haben, nachrüsten. Foto: Ortgies
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Ein gutes E-Bike kostet richtig Geld. Umso ärgerlicher, wenn es geklaut wird. Die neue Technik, mit der man Fahrraddieben auf die Schliche kommt, ist in Ostfriesland wenig bekannt. Wir fragten, warum?

Ostfriesland - Im Jahr 2022 sind nach der polizeilichen Kriminalstatistik der Polizeiinspektion Leer/Emden allein im Landkreis Leer 880 Fahrräder als gestohlen gemeldet worden. „Wie viele davon E-Bikes waren, wird nicht gesondert erfasst“, sagt Frauke Bruhns, Sprecherin der Polizeiinspektion. Feststeht: Der Diebstahl eines Fahrrads mit Elektroantrieb schmerzt besonders. Je nach Ausstattung und Hersteller kostet ein Pedelec der Premiumklasse mittlerweile fast so viel wie ein Kleinwagen. Doch inzwischen gibt es Möglichkeiten, E-Bike-Diebe abzuschrecken. Durch neue Techniken kann man gestohlene Zweiräder problemlos ausfindig machen.

Was und warum

Darum geht es: um Diebstahlschutz für E-Bikes

Vor allem interessant für: Besitzer von E-Bikes – und Langfinger

Deshalb berichten wir: Es gibt neue technische Möglichkeiten, die das Auffinden gestohlener E-Bikes erleichtern.

Die Autorin erreichen Sie unter: t.gettkowski@zgo.de

Bei neuen E-Bike-Modellen ist ein GPS- Tracker schon ab Werk integriert und sind von außen unsichtbar meist im Motorbereich verbaut. Per Satellit kann damit der genaue Standort geortet werden, wie beispielsweise auch beim Smartphone. „Diese Technik wird von den Kunden aber noch relativ wenig nachgefragt“, hat Stefan Klugkist festgestellt. Er betreibt einen Handel und eine Werkstatt für Fahrräder in Weener. Nach seiner Einschätzung könnte die geringe Nachfrage daran liegen, dass die Diebstahlquote im ländlichen Raum deutlich geringer sei als in den Großstädten. „Hier investieren E-Bike-Fahrer lieber in einen größeren Akku“, so sein Eindruck.

Nachrüsten problemlos möglich

Sven Erlenborn vom gleichnamigen Zweiradfachgeschäft in Moormerland hat eine ähnliche Feststellung gemacht. Aber: „Ich glaube, dass die Nachfrage nach dieser Sicherheitstechnik steigen wird. Das hat sich einfach noch nicht so herumgesprochen.“ Dabei könne man Fahrräder mit einem Nachrüst-Kit auch nachträglich mit diesem System ausstatten. Es gibt sogar Modelle, die nicht nur den exakten Standort des Fahrrads orten können, sondern gleichzeitig als Alarmanlage fungieren und eine Wegfahrsperre auslösen können.

Seniorchef Theodor Erlenborn verkauft in seinem Zweiradfachgeschäft in Moormerland in erster Linie E-Bikes, die noch kein GPS-System haben. Die kann man aber mit der neuen Technik problemlos nachrüsten. Foto: Ortgies
Seniorchef Theodor Erlenborn verkauft in seinem Zweiradfachgeschäft in Moormerland in erster Linie E-Bikes, die noch kein GPS-System haben. Die kann man aber mit der neuen Technik problemlos nachrüsten. Foto: Ortgies

Sven Erlenborn kann sich sogar vorstellen, dass Fahrradversicherungen in Zukunft Beitragsrabatte gewähren, die mit GPS oder Smart Systems ausgestattet sind, die bei Diebstählen das Auffinden ermöglichen. Jens Schipper, Pressesprecher der Neuharlinger Versicherungen (NV), bestätigt das. „Solche neuen technischen Sicherungsmöglichkeiten könnten bei der Produktentwicklung in Zukunft durchaus eine Rolle spielen und bei der Beitragsberechnung entsprechend honoriert werden.“ Konkrete Zahlen konnte Schipper nicht nennen, doch sei für die Versicherungen der Schadensaufwand deutlich gestiegen. Dafür sei nach seinen Worten die Zahl der Diebstähle erheblich zurückgegangen. „Weil die Fahrräder so teuer sind, passen die Leute darauf besser auf“, schildert er seinen Eindruck. Insgesamt seien bundesweit bei der NV-Versicherung 20.000 Räder über die Fahrradkasko-Versicherung abgesichert. Allerdings werde hier nicht differenziert, ob es sich um ein Pedelec oder ein Fahrrad ohne Elektroantrieb handele.

Stets abschließen und anschließen

Es gibt aber auch noch eine andere Möglichkeit. Apple und Samsung bieten inzwischen Air-Tags an, das sind kleine Chips, die man im Fahrrad versteckt und die dann übers Smartphone geortet werden können, bei neueren Modellen bis auf den Meter genau. „Wenn ein Fahrrad geortet werden konnte, werden wir auch polizeilich tätig. Beim Fahrraddiebstahl handelt es sich schließlich um eine Straftat“, macht Frauke Bruhns, Sprecherin der Polizeiinspektion Leer/Emden deutlich. Eigentümer von E-Bikes sollte ihre Räder am besten registrieren lassen und Rahmennummer und Kaufbeleg gut aufbewahren.

Harm Meinders bietet für den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Leer seit vielen Jahren geführte Fahrradtouren an. „Von E-Bike-Diebstählen habe ich in all der Zeit nur einmal gehört“, erzählt der Weeneraner. Zwei Frauen hätten mit ihren Pedelecs einen kurzen Stopp in Leer eingelegt. „Da war plötzlich eins der Fahrräder spurlos verschwunden. Es ist auch nie wieder aufgetaucht.“ Er selbst kenne kein E-Bike-Fahrer, die ihre Räder mit GPS-Technik sichern. Er selbst setzt auf hochwertige Schlösser. „Dafür sollte man lieber ein paar Euro mehr ausgeben.“ Sein Tipp: doppelt hält besser. „Fahrräder sollte man nicht nur mit einem Bügelschloss abschließen, sondern irgendwo anschließen.“ An einem Fahrradständer oder zur Not einer Laterne. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann dafür noch ein zweites Schloss benutzen. „Wenn Fahrraddiebe professionell vorgehen und eine Flex oder einen Bolzenschneider dabei haben, hilft auch das beste Schloss nichts.“

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