Historisches Spektakel Emder Heringsfischerei lebt auf der Open-Air-Bühne wieder auf

| | 08.06.2023 18:56 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Die Schicksale von Frauen der Emder Heringsfänger stehen im Mittelpunkt des Stücks. Foto: J. Doden
Die Schicksale von Frauen der Emder Heringsfänger stehen im Mittelpunkt des Stücks. Foto: J. Doden
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Die Ländliche Akademie Krummhörn-Hinte inszeniert eine Neuauflage des Stücks „Die Frauen von Schreyers Hoek“. Gespielt wird unter freiem Himmel an einem authentischen Ort.

Emden/Krummhörn - Die große Zeit der Heringsfischerei in Emden lebt wieder auf: Dieser Wirtschaftszweig, der mit seinen Betrieben fast 500 Jahre lang zu den bedeutendsten der Hafenstadt gehörte, steht im Mittelpunkt einer aufwändigen Theaterproduktion der Ländlichen Akademie Krummhörn-Hinte (LAK). Sie wird an fünf aufeinander folgenden Abenden im August und September von einem großen Ensemble an einem authentischen Ort aufgeführt - nämlich am Emder Ratsdelft.

Was und warum

Darum geht es: um die Neuauflage der Theaterproduktion „Die Frauen von Schreyers Hoek“

Vor allem interessant für: alle, die sich für die regionale Wirtschaftsgeschichte interessieren und diejenigen, die Kultur unter freiem Himmel mögen

Deshalb berichten wir: Das Ensemble der Ländlichen Akademie Krummhörn kam in dieser Woche erstmals zu einer Probe am Spielort, dem Emder Ratsdelft, zusammen. Unsere Redaktion war dabei.

Den Autor erreichen Sie unter: h.mueller@zgo.de

„Die Frauen von Schreyers Hoek“ lautet der Titel dieser szenischen Revue. Es handelt sich um die Neuauflage einer gleichnamigen Produktion, die vor fast genau zehn Jahren anlässlich des Emder Hafen- und Delftfestes auf dem Außendeck des Restaurants Hafenhaus am Alten Binnenhafen Premiere hatte. Die ursprüngliche Fassung stammt aus den Federn von Gerd Brandt und Christine Becker-Schmidt.

Ein altes Stück mit neuen Inhalten

Für die Neuinszenierung hat die Co-Autorin es komplett überarbeitet, um neue Szenen ergänzt und Bezüge zu aktuellen Fragen der Zeit hergestellt. „Es ist nicht mehr das gleiche Stück“, sagt Schmidt-Becker, die auch Regie führt und das Projekt leitet. Den Anstoß für die Neuauflage hat ihren Angaben nach der Touristik-Chef der Reederei Ems, Peter Eesmann, gegeben.

Christine Becker-Schmidt überarbeitet das Buch und führt Regie bei "Die Frauen von Schreyers Hoek". Foto: J. Doden
Christine Becker-Schmidt überarbeitet das Buch und führt Regie bei "Die Frauen von Schreyers Hoek". Foto: J. Doden

Das Ensemble ist deutlich größer als das vom Sommer 2013. Auch ein Chor und eine eigens von vier Oldenburger Musikstudenten dafür zusammengestellte Band gehören zu den insgesamt etwa 60 Mitwirkenden. Die Laiendarstellerinnen und -darsteller im Alter zwischen acht und 80 Jahren kommen aus der Krummhörn, der Gemeinde Hinte, der Stadt Emden und anderen Orten Ostfrieslands. Darunter sind auch so bekannte Volksschauspieler wie Werner Nörtker und viele, die schon 2013 bei der Erstauflage mitgewirkt hatten.

Gespielt wird am Emder Ratsdelft

Zur Bühne wird dieses Mal die Fläche vor der Delfttreppe am Ratsdelft im Zentrum der Stadt Emden. Als Kulisse der Theaterproduktion soll der Museumsheringslogger AE 7/Stadt Emden dienen, der für die Aufführungen von seinem angestammten Liegeplatz an den Anleger der Hafenrundfahrtboote verlegt wird. 250 Sitzplätze einschließlich der Delfttreppe wird es geben. „Das ist schon eine logistische Herausforderung“, sagt Becker-Schmidt. Denn an allen fünf Aufführungstagen müsse auf- und abgebaut werden.

Die Ländliche Akademie Krummhörn-Hinte hat für das Theaterprojekt ein großes Ensemble zusammengestellt. Foto: J. Doden
Die Ländliche Akademie Krummhörn-Hinte hat für das Theaterprojekt ein großes Ensemble zusammengestellt. Foto: J. Doden

Die Produktion beleuchtet die mehr als 450-jährige Geschichte der Emder Heringsfischerei vom ausgehenden Mittelalter bis zu ihrem Ende am Anfang der 1970er Jahre. „Im Fokus stehen dabei vor allem menschliche Schicksale“, so die Regisseurin. Es gehe aber unter anderem auch um den Umgang mit den Meeren und den Fischbeständen sowie andere Fragen der Nachhaltigkeit und des ökologischen Bewusstseins. Deshalb werde die Produktion unter anderem auch aus einem Programm der Stiftung Niedersachsen gefördert, sagt Becker-Schmidt.

Witwen gaben dem Schreyers Hoek den Namen

Natürlich geht es aber auch um die Frauen, die dem Stück den Titel geben. Es sind die Ehefrauen der Heringsfänger, die am Schreyers Hoek auf die Rückkehr ihrer Männer warteten. Manche warteten vergeblich. Das Weinen und Klagen der Witwen, für die der Tod des Mannes häufig bittere Armut bedeutete, gab dem Ort auch seinen Namen.

In dieser Woche traf sich das Ensemble zu den ersten Kostüm- und Stellproben an der Spielstätte. Foto: J. Doden
In dieser Woche traf sich das Ensemble zu den ersten Kostüm- und Stellproben an der Spielstätte. Foto: J. Doden

Eine durchgängige Handlung gibt es nicht. Vielmehr reihen sich Szene an Szene mit musikalischen Übergängen. Gespielt und gesungen werden ebenso alte wie moderne maritime Lieder und Stücke. Auch eine Ballade des Emder Dichters Berend de Vries (1888-1959) über das Emder Geisterschiff gehört zum Programm.

Vorverkauf für die Aufführungen läuft

Die Proben für die Theaterproduktion laufen bereits seit Februar. In dieser Woche kam das Ensemble erstmals in Kostümen und zu ersten Stellproben an der Delfttreppe in Emden zusammen. „Die Darstellerinnen und Darsteller sollten einen ersten Eindruck von den Dimensionen dieser Spielstätte bekommen“, sagt die Regisseurin. Ansonsten sind die Proben in der Grundschule in Pewsum.

Die Aufführungen sind vom 30. August bis zum 3. September täglich ab 19 Uhr. Der Vorverkauf läuft bereits. Karten gibt es in der „Plattform“ der Volksbank in Emden sowie online auf der Website der LAK. Sie kosten 19 Euro. Sollte es stark regnen, werden alle fünf Aufführungen in die Martin-Luther-Kirche in Emden verlegt.

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