33. Emder Filmfest Moritz Bleibtreu im (Video)-Interview

| | 12.06.2023 19:33 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Moritz Bleibtreu bedankte sich am Sonntagabend mit Kusshand beim Emder Filmfest. Der 51-Järhige sprach mit dieser Zeitung bevor er den Emder Schauspielpreis verliehen bekam. Foto: Hock
Moritz Bleibtreu bedankte sich am Sonntagabend mit Kusshand beim Emder Filmfest. Der 51-Järhige sprach mit dieser Zeitung bevor er den Emder Schauspielpreis verliehen bekam. Foto: Hock
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Moritz Bleibtreu wurde am Sonntag mit dem Emder Schauspielpreis ausgezeichnet. Im Interview erzählt er von seinen Rollen, der Bedeutung von kleinen Filmfesten und einem aktuellen Projekt.

Emden - Lammbock, Elementarteilchen, Lola rennt, Knockin’ on Heaven‘s Door oder Der Baader-Meinhof-Komplex: Moritz Bleibtreu überzeugt spätestens seit seinem Durchbruch 1997 in unterschiedlichsten Rollen das Kino- und Serienpublikum.

Das spiegelt sich auch in seinen Preisen wider. Mehrere Auszeichnungen, darunter den Deutschen Filmpreis, und mehrere Nominierungen finden sich im Lebenslauf des 51-Jährigen. Am Sonntag kam einer dazu: Moritz Bleibtreu ist der diesjährige Gewinner des Emder Schauspielpreises.

Moritz Bleibtreu im Interview

Im Vorfeld der Veranstaltung hat Moritz Bleibtreu mit dieser Zeitung ein Interview geführt. Beim nachfolgenden Text handelt sich um eine leicht gekürzte Version des Videointerviews.

Video
Moritz Bleibtreu: "Es ist surreal"
11.06.2023

Herr Bleibtreu, herzlichen Glückwunsch zum Emder Schauspielpreis.

Moritz Bleibtreu: Vielen Dank.

In der Begründung zum Schauspielpreis heißt es unter anderem: „Das Internationale Filmfest Emden-Norderney freut sich, mit Moritz Bleibtreu einen Künstler auszeichnen zu dürfen, der sich über einen langen Zeitraum kontinuierlich mit hervorragenden schauspielerischen Leistungen einen beinahe schon legendären Ruf erarbeitet hat und der sein Publikum begeistert.“ Wie fühlt man sich, wenn man einen beinahe schon legendären Ruf hat?

Bleibtreu: Das ist immer irre, was die Leute über einen sagen. Die am liebsten gestellte Frage an der Schauspielschule ist: „Warum willst du Schauspieler werden? „Da kommt ganz oft: „Ich möchte was verändern, ich möchte dies, ich möchte das.“ Ich habe aber immer gesagt, ich kann dir das gar nicht sagen. Ich mache es, weil es mir Spaß macht. Es ist auf eine Art ein kompletter Egotrip. Dafür dann auch noch ausgezeichnet zu werden und so etwas über sich zu hören... Das ist manchmal schon fast zu viel des Guten. Weil ich mich so beschenkt fühle mit dem, was ich bekommen habe. Es ist wirklich schön, aber manchmal ist es surreal.

Ihre Filmografie ist mittlerweile unglaublich lang. Was war denn Ihre Lieblingsrolle?

Bleibtreu: Das kann ich gar nicht sagen. Es gibt Filme, die ich gemacht habe, die werde ich nicht nennen, die ich gar nicht gut fand. Da war dann aber am Ende die Arbeit ganz toll oder es sind bestimmte Dinge da passiert, die mein Leben persönlich geprägt haben. Das ist wie mit Kindern, glaube ich. Klar, der eine ist etwas schneller, sie kann besser rechnen. Aber deswegen hast du die nicht mehr oder weniger lieb. Ein Film, den man macht, ist für mich immer ein Teil meines Lebens. Und auch ein nicht unerhebliches Stück Zeit, denn meistens arbeitest du schon so drei bis vier Monate an einem Film. Ich kann es also wirklich gar nicht sagen.

Was fehlt denn noch? Welche Rolle würden Sie gerne einmal spielen?

Bleibtreu: Das gibt es im Filmgeschäft so gar nicht wirklich. Da wächst man mit den Aufgaben, die einem präsentiert werden. Es gibt sicherlich noch ganz viel, was ich spielen könnte. Ich bin noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem Manfred Krug mal gesagt hat: „Ich habe jetzt jedes Gesicht gemacht, es reicht.“ Ich glaube, da geht noch was. Traumrollen gibt es eigentlich nur am Theater. Da hast du das, da gibt es so Figuren wie Richard III. Aber: Anders als, leider Gottes, im Gegensatz zu meinen weiblichen Kollegen im Filmgeschäft, gibt es als Mann, glaube ich, ab einem gewissen Alter noch ein Zubrot. Da öffnet sich eine noch völlig neue Tür, da kommen noch völlig neue Rollen auf einen zu. Und darauf freue ich mich.

Arbeiten Sie gerade an einem aktuellen Projekt?

Bleibtreu: Ich mache gerade eine Serie für Amazon, ein Comedy-Ding. Die heißt „Viktor bringt‘s“.

Wie finden Sie eigentlich das Emder Filmfest, die Stadt und die Region?

Bleibtreu: Sehr, sehr charmant. Alle drei genannten Dinge. Ich hätte das gar nicht gedacht. Erst mal dachte ich, ich bin in Holland. Man denkt ja, man ist in Groningen oder so. Es wirkt alles so holländisch, so pittoresk, so süß. Ich bin total gut aufgenommen worden. Es ist ganz toll organisiert. Es ist irre, was so eine kleine Stadt mit ein paar Leuten, die sich für Film wirklich begeistern, hier stattfinden lässt. Das ist etwas Besonderes.

Welche Bedeutung haben denn kleinere Filmfestivals wie dieses für Sie und die Branche?

Bleibtreu: Hier findet die eigentliche große Liebe zum Film statt. Die großen Festivals sind vor allem auch immer Markt. Da geht es um Geld, Marketing-Power, wer hat das Geld, den wirklich hotten Film jetzt einzukaufen. Hier ist es wirklich so, dass kleinste und kleine Filme Aufmerksamkeit erregen. Weil sie in die richtigen Hände geraten. Hier werden Karrieren geboren und es werden Filme gesehen, die sonst vielleicht nie gesehen worden wären, wenn sie nicht auf Festivals wie hier in Emden gelaufen wären. Gerade für die Kunstfilm- und Arthouse-Szene sind solche Festivals extrem wichtig. Ähnlich wie die kleinen Programmkinos, das ist ein guter Vergleich. Klar brauchen wir die großen Multiplexe, aber wir brauchen auch die Programmkinos.

Als Rauswurf: Ihr Lieblings-Ostfriesenwitz?

Bleibtreu: Boah, darf man das noch erzählen? Die sind doch gänzlich politisch-inkorrekt. Ich kenn’ auch gar nicht so viele Ostfriesenwitze. Ich kenn‘ einen, aber der ist versaut. Den darf ich hier nicht erzählen. Leider fällt mir keiner ein.

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