Diese Gebiete sind besonders betroffen Giftige Art bahnt sich den Weg durch den Kreis Leer


Besonders im Rheiderland und Oberledingerland machen sich die Giftraupen des Eichenprozessionsspinners schon länger breit. Jetzt sollte man auch in anderen Gegenden vorsichtig sein.
Rheiderland - Das Frühjahr hat mit seinen kalten Temperaturen eine Schonfrist herausgeholt, aber die ist jetzt vorbei: Der Eichenprozessionsspinner breitet sich auch im Landkreis Leer aus. Von den Raupen und ihren Nestern gehen Gefahren für die Gesundheit von Menschen aus. Die Brennhaare der Raupen enthalten das Eiweißgift Thaumetopoein. „Eine genaue Anzahl an Nestern für 2023 kann zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht genannt werden – dafür ist es noch zu früh“, sagt Annika Krämer, Sprecherin des Landkreises Leer. „Mit steigenden Temperaturen und der anhaltenden Hitze und Trockenheit, laufen seit Anfang Juni vermehrt Meldungen beim Kreishaus ein.“
Was und warum
Darum geht es: Die Giftraupen breiten sich immer weiter aus. Man sollte aber auf keinen Fall allein gegen sie vorgehen.
Vor allem interessant für: Gartenbesitzer
Deshalb berichten wir: Die Schilder und die Meldungen werden derzeit immer mehr. Die Autorin erreichen Sie unter: v.vogt@zgo.de
Der Trend sei trotz des späteren Starts schon gut zu erkennen, so Krämer: So sei durch den Vergleich zu den Vorjahreszahlen eine anhaltende und deutliche Steigerung an Nestern zu erkennen: 2021 seien 107 Meldungen eingegangen, 2022 gab es 146 Meldungen. „Viele Nester werden jedoch gar nicht entdeckt, sodass die Dunkelziffer weitaus höher liegt“, sagt Krämer.
Rheiderland besonders betroffen, aber es geht weiter
Besonders stark betroffen waren meist die Eichen in den südlichen Gemeinden im Kreisgebiet: Rhauderfehn, Ostrhauderfehn, Westoverledingen, Bunde und die Stadt Weener, so Krämer. Einen Grund dafür hat im vergangenen Jahr bereits Arne Mertens von der gleichnamigen Baumpflegefirma genannt. Dieser kennt sich mit der Entfernung der Eichenprozessionsspinner-Nester aus. „Sie kommen auch aus den Niederlanden herüber, weshalb Bunde, Weener und Rhede betroffen sind. Aber auch die Gemeinden Westoverledingen und Rhauderfehn“, sagte Mertens.

Nun weitet sich das befallene Gebiet aus: „Inzwischen gehen beim Kreis aber verstärkt Meldungen aus dem nördlichen Kreisgebiet, insbesondere aus Moormerland, ein. Es ist davon auszugehen, dass die Anzahl der Nester weiterhin zunimmt und sich der Eichenprozessionsspinner auch in die nördlichen Gemeinden verstärkt ausbreitet“, so Kreissprecherin Krämer. Und obwohl das so ist, sollte niemand auf eigene Faust tätig werden, um den Raupen den Garaus zu machen: „Die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners sollte ausschließlich von Fachleuten vorgenommen werden. Vor dem eigenständigen Entfernen der Nester wird ausdrücklich gewarnt“, heißt es vom Kreis Leer.
Ghostbusters gegen Giftraupe
Am besten erprobt seien die Absaugmethode mit einem Spezialgerät sowie das Verkleben mit einem Spezialschaum und anschließender thermischer Behandlung, teilt der Kreis mit. Für Bäume auf öffentlichem Grund und an öffentlichen Straßen sind die Kommunen zuständig. Dabei wird Augenmerkt darauf gelegt, dass zum Beispiel Grundschulen ganz oben auf der Prioritätenliste stehen.
Im vergangenen Jahr waren zum Beispiel Bäume an der Grundschule Wymeer betroffen, um die sich die Baumpflegefirma Mertens kümmerte. Mitsamt Hebebühne, Ganzkörpermontur inklusive zwei Paar Handschuhe, Schutzbrille und Maske. Nicht zu vergessen mit dem Spezialsauger: Wie in der Filmreihe „Ghostbusters“ werden die Raupen eingesaugt. Spezielle Filter sorgen dafür, dass kein Brennhaar entkommen kann. Haushaltsübliche Sauger würden die giftigen Härchen nur so durch die Luft wirbeln.
Keine Panik
Die Haare führen zu Hautirritationen, Fieber, Schwindel und in Einzelfällen sogar zu allergischen Schocks. Geraten die Härchen in die Augen, muss man sich unter Umständen einer OP unterziehen. Beim Einatmen der feinen Härchen können zudem Atembeschwerden auftreten. „Panik sollte man nicht verbreiten oder haben“, sagte Mertens beim Einsatz. Fachleute seien gut vorbereitet und alle anderen sollten Abstand halten.

Natürliche Feinde und Doppelgänger

„Im Jahr 2017 wurde in den Niederlanden von der Universität Wageningen jedoch zum ersten Mal festgestellt, dass Kohlmeisen nicht nur die jungen Raupen fressen, sondern auch die bereits älteren Raupen mit Brandhaaren“, erklären die Naturschützer. Wie genau die Kohlmeisen die Brandhaare vor dem Fressen loswerden, weiß man nicht.
Nicht jede Raupe ist gefährlich – klar. Es gibt einige Doppelgänger, die den Eichenprozessionsspinnern ähneln. So kommen auch einige Fehlmeldungen beim Kreishaus an, erklärt Krämer. An Eichen kommen verschiedene Raupen vor, die zur gleichen Zeit wie der Eichenprozessionsspinner fressen, es gibt Arten, die auch jede Menge Haare haben und Gespinstmotten, die Gewächse umhüllen. Den Eichenprozessionsspinner erkennt man aber daran, dass mehrere Faktoren passen: Der Befall muss an einer Eiche sein, die Raupen treten in Gruppen auf und hüllen nie ganze Areale ein.