Frau am Freitag Gefährliche arme Würstchen

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Eine Kolumne von Ute Nobel
| 16.06.2023 06:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Frauenfeindlich, homophob, gewaltbereit – das sollen viele junge Männer laut einer Befragung sein, die aktuell deutschlandweit für Aufregung sorgt.

Die Ergebnisse der Hilfs- und Entwicklungsorganisation Plan International Deutschland sind besorgniserregend. Demnach seien beispielsweise 34 Prozent der Befragten schon mal handgreiflich gegenüber Frauen geworden, um ihnen Respekt einzuflößen.

Als über die Ergebnisse berichtet wurde, gab es in den sozialen Medien eine Welle der Empörung – gepaart mit Kritik. Die Darstellung sei reißerisch, die Umfrage nicht repräsentativ und die Stichprobe von 1000 Männern zu klein. Manche Medien ruderten zurück, versuchten, die Zahlen anders einzuordnen. Auch in unserer Redaktion gab es Diskussionen. Können diese Zahlen wirklich stimmen? Ist das Rollenbild junger Männer so veraltet und chauvinistisch?

In erster Linie machen diese Ergebnisse wütend. Das Patriarchat lässt grüßen. Doch guckt man sich die Befragung genauer an, wird klar: In diesem altbackenen Weltbild gibt es nur Verlierer. Viele Männer scheinen nicht nur frauenfeindlich und gewaltbereit zu sein, noch mehr von ihnen sind demnach ganz arme Würstchen. 71 Prozent der befragten jungen Männer glaubten, persönliche Probleme selbst lösen zu müssen, ohne um Hilfe zu bitten. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) sei außerdem der Überzeugung, sie seien schwach und angreifbar, wenn sie Gefühle zeigten. 63 Prozent gaben an, dass sie sich in ihrem Innern manchmal traurig, einsam oder isoliert fühlten.

Selbst, wenn die Zahlen dieser Befragung nicht repräsentativ sind, wenn sie zu hoch sein sollten, selbst wenn eine tatsächlich repräsentative Studie nur die Hälfte der Werte ausspucken würde, – dann wäre das immer noch deutlich zu viel. Von Gleichberechtigung sind wir leider noch ganz weit entfernt – und zwar in beide Richtungen.

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