Hilfe für kranke Kinder Nach 15 Monaten Bauzeit stellt sich das Schutzengel-Huus vor

| | 24.07.2023 10:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Auf die Besucher beim Tag der offenen Tür freuen sich (von links) Ulf Thiele (Vorsitzender des Fördervereins), Sandra Groth (Pflegedienstleiterin der Diakoniestation), Sylvia Dojen (Leiterin des Schutzengel-Huus) und Bauplaner Hermann Pleis. Foto: Lüppen
Auf die Besucher beim Tag der offenen Tür freuen sich (von links) Ulf Thiele (Vorsitzender des Fördervereins), Sandra Groth (Pflegedienstleiterin der Diakoniestation), Sylvia Dojen (Leiterin des Schutzengel-Huus) und Bauplaner Hermann Pleis. Foto: Lüppen
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Die ambulante Einrichtung in Remels wird sich um Kinder kümmern, die aus der Klinikbehandlung kommen. Das Haus wird nun für Besucher geöffnet.

Remels - Das große Haus mit den markanten Spitzgiebeln steht direkt am Nordgeorgsfehnkanal. Die Handwerker liegen in den letzten Zügen, denn am Sonntag, 30. Juli, will sich das Schutzengel-Huus Michael allen Interessierten vorstellen. Dort sollen künftig schwer kranke Kinder und ihre Eltern gute Pflege und Beratung bekommen. Es ist in seiner Form einzigartig im Nordwesten.

Was und warum

Darum geht es: Mit dem Schutzengel-Huus Michael gibt es eine neue Einrichtung für schwer erkrankte Kinder und Jugendliche.

Vor allem interessant für: Eltern und Angehörige von kranken Kindern.

Deshalb berichten wir: Das Schutzengel-Huus stellt sich bei einem Tag der offenen Tür vor. Leser unserer Zeitung hatten für den Bau 150.000 Euro gespendet.

Die Autorin erreichen Sie unter: k.lueppen@zgo.de

Im April 2022 haben die Arbeiten begonnen, nun steht die Einrichtung mit mehreren möblierten Zimmern und Elternappartements, Funktions- und Schulungsräumen sowie einem großen Wohn- und Aufenthaltsbereich vor der Vollendung. „Wir freuen uns, hier etwas ganz Neues entwickeln zu können“, sagt Sandra Groth, Pflegedienstleiterin der Diakoniestation Hesel-Jümme-Uplengen bei einem Rundgang durch das Gebäude. Kinder und Jugendliche, die aus einer stationären Behandlung entlassen werden und zu Hause rund um die Uhr Pflege brauchen, können dort wohnen, bis ein Pflegeteam für zu Hause aufgebaut ist.

Vorbereitung auf Pflege zu Hause

Dabei geht es nicht allein um eine Betreuung, sondern darum, die Familien auf die Versorgung des kranken Kindes zu Hause vorzubereiten. Bei unserem Rundgang sind wir in einem geräumigen Appartement im Obergeschoss des Schutzengel-Huus angekommen. „Diese Räume sind dafür gedacht, ein zweites Kind mit aufzunehmen“, sagt Sylvia Dojen. Sie wird das Haus leiten, kommt selbst aus der Pflege und kann sich keinen besseren Beruf vorstellen. „Hier können wir eine ganz intensive Betreuung bieten“, sagt sie.

Das Gebäude mit den markanten Giebeln steht im Neubaugebiet am Nordgeorgsfehnkanal. Foto: Lüppen
Das Gebäude mit den markanten Giebeln steht im Neubaugebiet am Nordgeorgsfehnkanal. Foto: Lüppen

Denn je eine Fachkraft kümmert sich um zwei Kinder, die eine Operation hinter sich haben, die beatmet werden müssen oder sich in einer Dialyse- oder Tumorbehandlung befinden. „Wir haben eine pädagogische Fachkraft eingestellt, damit die Kinder während der Behandlung gefördert werden können“, erklärt Groth. Für die Eltern gibt der Aufenthalt im Schutzengel-Huus Michael die Möglichkeit, sich auf die neue Situation einzustellen und sich von den Pflegefachkräften auf ihre Aufgaben zu Hause vorbereiten zu lassen. Therapeuten kommen je nach Bedarf ins Haus.

Erste Patienten kommen im August

Trotz des Fachkräftemangels im Pflegesektor hatte Sandra Groth viele Bewerbungen erhalten und konnte bereits ein Team zusammenstellen. „Der Reiz ist, beim Aufbau eines ganz neuen Teams beteiligt zu sein“, glaubt sie. Außerdem könne sie ihren neuen Fachkräften „einen Arbeitsplatz anbieten, der wieder Idealismus hervorruft“, sagt Groth. Darin sieht sie den Hauptgrund, warum sie viele Bewerbungen von Pflegekräften aus Kliniken bekommen hat. Das 18-köpfige Team, das sich neu formieren muss, werde eng mit Externen zusammenarbeiten. Fortbildungen im Haus sind vorgesehen. Dazu dienen die Schulungsräume, bei Angeboten für die Eltern auch die Gemeinschaftsräume, in denen wir nun stehen.

Noch ist eine Menge zu tun, aber Sylvia Dojen und Sandra Groth konnten bei einem Pressetermin bereits die Räume zeigen. Foto: Lüppen
Noch ist eine Menge zu tun, aber Sylvia Dojen und Sandra Groth konnten bei einem Pressetermin bereits die Räume zeigen. Foto: Lüppen

Schon im August werden die ersten Patienten aufgenommen. Das Einzugsgebiet für das Schutzengel-Huus geht weit über Ostfriesland hinaus und umfasst das ganze Weser-Ems-Gebiet. „Wir schließen damit eine Versorgungslücke“, sagt Groth. Möglich wurde der Bau der Einrichtung durch Spenden, die vor allem der Förderverein gesammelt hat. Dessen Vorsitzender, der Landtagsabgeordnete Ulf Thiele (CDU, Stallbrüggerfeld), sichert weiterhin Hilfe für die Einrichtung zu.

Denn gerade für Eltern, die sich durch die Erkrankung ihres Kindes in einer schwierigen Situation befinden, soll die Miete für die Zeit im Schutzengel-Huus gezahlt werden. Die Kosten für die Kinder übernähmen die Kassen, nicht jedoch für die Eltern. Aus den Mitgliedsbeiträgen ließen sich pro Jahr rund 52.000 Euro finanzieren, so Thiele: „Wir hoffen, dass sich uns noch neue Mitglieder anschließen.“ Diese würden mit ihren Beiträgen den Familien mit schwer kranken Kindern helfen.

Viele Spender halfen beim Bau

Schon im Vorfeld fand das Haus großzügige Unterstützung, zum Beispiel von den Rotary- und Lions-Clubs mit jeweils rund 100.000 Euro. Die Leser dieser Zeitung spendeten im Zuge der Weihnachtsaktion von Ein Herz für Ostfriesland insgesamt 150.000 Euro. Als Träger finanziert die Diakonie rund 725.000 Euro. Außerdem konnten öffentliche Fördermittel akquiriert werden.

Diese Treppe führt auf eine große Balkonterrasse, die für alle Bewohner offen ist. Die Bauphase haben (von links) Pflegedienstleiterin Sandra Groth, Schutzengel-Huus-Leiterin Sylvia Dojen, Bauplaner Hermann Pleis und Förderverein-Vorsitzender Ulf Thiele hautnah miterlebt. Foto: Lüppen
Diese Treppe führt auf eine große Balkonterrasse, die für alle Bewohner offen ist. Die Bauphase haben (von links) Pflegedienstleiterin Sandra Groth, Schutzengel-Huus-Leiterin Sylvia Dojen, Bauplaner Hermann Pleis und Förderverein-Vorsitzender Ulf Thiele hautnah miterlebt. Foto: Lüppen

Die Baukosten für das Schutzengel-Huus betragen insgesamt 2,1 Millionen Euro. Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit unter der Leitung der damaligen Diakonie-Geschäftsführerin Alma Janßen die ersten Ideen entwickelt wurden. Inzwischen hat Marcus Schumacher die Geschäftsführung der Diakoniestation übernommen.

Tag der offenen Tür

Am Sonntag, 30. Juli, wird auf dem Gelände des Schutzengel-Huus ab 10 Uhr ein Gottesdienst der St. Martins-Kirchengemeinde abgehalten. Interessierte haben zwischen 11 und 16 Uhr die Möglichkeit, die neue Einrichtung in der Amke-van-Lengen Straße 1 in Remels zu besichtigen. Für Fragen stehen an diesem Tag Ulf Thiele für den Förderverein sowie Sandra Groth und Marcus Schumacher für die Diakoniestation Hesel-Jümme-Uplengen zur Verfügung.

Während des Tages wird es zahlreiche Aktivitäten geben. Die Initiative Kinder helfen Kindern wird vor Ort sein und Popcorn sowie frisch gebackene Waffeln verkaufen. Die Erlöse aus dem Verkauf kommen der Initiative zugute und werden für aktuelle Projekte eingesetzt. Der Singer-Songwriter Jürgen Brinker wird die Gäste musikalisch unterhalten. Für alle Autofans gibt es ein besonderes Highlight: Die Eheleute Wolff präsentieren einen originalgetreuen Nachbau des DeLorean aus dem Film „Zurück in die Zukunft“. Abenteuerlustige Besucher können das Sportmobil der Event-Geräte-Leer ausgiebig testen und ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen.

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