Drei Szenen aus dem Alltag Verstaucht oder zusammengeklappt – so hilft man richtig

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Von Vera Vogt
| 08.09.2023 13:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Viele Unfälle passieren zu Hause. Foto: Adobe Stock/Dan Race
Viele Unfälle passieren zu Hause. Foto: Adobe Stock/Dan Race
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Man wird schneller gebraucht, als man denkt. Zum Tag der Ersten Hilfe erklären wir, wie man in ganz alltäglichen Situationen reagieren muss.

Rheiderland/Ostfriesland - Oh, kein Shampoo mehr, schnell aus der Dusche, Handtuch um, mit nassen Füßen die Treppe runter – ein Schrei. Schon ist es passiert. Der Welt-Erste-Hilfe-Tages am 9. September macht darauf aufmerksam, wie schnell jeder zum Ersthelfer werden könnte.

Was und warum

Darum geht es: Viele haben nach dem Führerschein-Kursus wenig mit Erster Hilfe zu tun. Wir geben Tipps für die Alltagssituationen, in denen es manchmal ganz schnell geht – dann ist man gefragt.

Vor allem interessant für: diejenigen, die wissen wollen, wie man hilft

Deshalb berichten wir: Am Samstag ist der Tag der Ersten Hilfe.

Die Autorin erreichen Sie unter: v.vogt@zgo.de

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Erste Hilfe: Darauf kommt es an
07.09.2023

Unter dem Hashtag #wennsdraufankommt informiert das Deutsche Rote Kreuz rund um den Welt-Erste-Hilfe-Tag auf seinen Social-Media-Kanälen unter anderem über seine Kursangebote. Wir haben uns zu diesem Anlass mit Sievert Hohmann vom DRK-Kreisverband getroffen. Er sagt: „Es gilt immer die Devise: lieber etwas tun, als gar nichts tun. Dabei kann man sich oft auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen.“

Sievert Hohmann vom DRK-Kreisverband Leer zeigt, wie man reagieren sollte. Foto: Vogt
Sievert Hohmann vom DRK-Kreisverband Leer zeigt, wie man reagieren sollte. Foto: Vogt
Auch wenn man die Erste Hilfe (vielleicht wegen des Kurses zum Führerschein) viel mit Verkehrsunfällen in Beziehung bringe, passiere das meiste bei der Arbeit, in der Freizeit und zu Hause. Wir haben drei Szenarien rausgesucht und erklären, wie man handeln sollte.

Einer lässt seinen Kram liegen

Ein Spielzeug liegt im Weg und schon ist es passiert: Man ist umgeknickt. Verstaucht, verrenkt, dick angeschwollen oder gar etwas gebrochen. Dass man sich ein Gelenk verletzt hat, erkennt man an oft starken Schmerzen, Kraftlosigkeit oder Bewegungseinschränkung beziehungsweise -unfähigkeit.

Das ist zu tun: Betroffenen ansprechen, beruhigen und trösten. Schutzhandschuhe anziehen. Eine Eselsbrücke ist PECH-Formel: Pause, Eis, Compression, Hochlagerung.

Pause: Die Bewegung sollte man sofort unterbrechen. Das verletzte Gelenk muss ruhiggestellt und nicht mehr belastet werden.

Eis: Kalte Umschläge, in ein Tuch eingeschlagene Kältekompressen oder ein Eisbeutel sollten so schnell wie möglich herangeschafft werden. Anhaltend (30 bis 45 Minuten) kühlen.

Compression: Das Anlegen eines Kompressionsverbandes unterstützt den verletzten Bereich, dient der Entlastung und somit der Schmerzreduktion. Er kann auch zum Befestigen der Kühlelemente dienen.

Hochlagerung: Um die Hämatombildung und Schwellung zu verringern und zur Entlastung sollte der verletzte Körperteil hoch gelagert werden.

Dann sollte man je nach Fall zum Arzt gehen oder den Notruf 112 wählen. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollte man den Betroffenen zudecken, beruhigen, betreuen, trösten und beobachten.

Es sollte mit dem Grillen nur schneller gehen

Wenn man beim Grillen ungeduldig ist, kann das ins Auge gehen. Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Wenn man beim Grillen ungeduldig ist, kann das ins Auge gehen. Symbolfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Die Gäste sehen schon so hungrig aus, also schnell den Grill anwerfen. Der flüssige Grillanzünder soll helfen – schon ist es passiert und man hat sich eine Verbrennung zugezogen.

Fließendes Wasser kann den Schmerz etwas stillen. Foto: Adobe Stock/Dan Race
Fließendes Wasser kann den Schmerz etwas stillen. Foto: Adobe Stock/Dan Race
Ist etwas schiefgegangen sollte man den Betroffenen ansprechen und beruhigen. Kleinere Verbrennungen (nicht größer als die Handfläche des Betroffenen) können sofort mit möglichst fließendem (Leitungs-)Wasser gekühlt werden. Nur wenn das wirklich sofort passiert, lindert es die Schmerzen. Das Kühlen muss aber auf die verbrannte Körperstelle begrenzt werden. Größere Brandwunden sollten wegen der Gefahr einer Unterkühlung nicht gekühlt werden. Die Wunden sollte man locker und keimfrei bedecken, den Betroffenen zudecken. Bis der Rettungsdienst kommt, sollte man die Person beruhigen, betreuen, trösten und beobachten – und immer wieder Bewusstsein und Atmung prüfen.

Wer Glück im Unglück hatte und keinen Rettungsdienst braucht, sollte trotzdem einiges bei Brandwunden beachten: Keine Hausmittel verwenden und die Brandblasen nie öffnen. Ein Arztbesuch ist empfehlenswert.

Plötzlich zusammengeklappt

Wenn es jemandem plötzlich sehr schlecht geht, muss man helfen. Foto: Adobe Stock/highwaystarz
Wenn es jemandem plötzlich sehr schlecht geht, muss man helfen. Foto: Adobe Stock/highwaystarz
In Ostfriesland, aber auch auf der großen sportlichen Bühne, ist es beim Fußball häufiger vorgekommen, dass Personen zusammengebrochen sind. Auch in den eigenen vier Wänden ist man nicht davor gefeit, dass jemand zusammenklappt. Dann muss man seinen Liebsten schnell helfen. Ist jemand nicht mehr bei Bewusstsein, herrscht Lebensgefahr. Bei einer Bewusstlosigkeit sind natürliche Schutzreflexe wie beispielsweise der Schluck- oder Hustenreflex ausgeschaltet. Auch ist die gesamte Muskulatur erschlafft, was dazu führen kann, dass die Zunge die Atemwege verschließt.

DRK-Bundesarzt, Professor Bernd Böttiger, verweist dafür zum Tag der Ersten Hilfe noch einmal auf die Leitformel für die Reanimation: Prüfen. Rufen. Drücken.

Prüfen: Keine Reaktion? Keine oder keine normale Atmung? Rufen: Den Notruf 112 wählen. Drücken: Herzdruckmassage. Fest und schnell fünf bis sechs Zentimeter tief in der Mitte des Brustkorbs 100- bis 120-mal pro Minute drücken. (Zur Melodie von „Stayin‘ Alive“ oder „Highway to Hell“) Nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft. So kann man ein Leben retten, #wennesdaraufankommt.

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