Die Frau am Freitag Es ist egal, wie viele Kinder eine Frau bekommt

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Eine Kolumne von Nikola Nording
| 22.09.2023 06:07 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Lina Kimmich wird zum vierten Mal Mutter. In den Schlagzeilen dazu schwingt ein Unterton mit, findet die Frau am Freitag.

Lina Kimmich, Juristin und Ehefrau von Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich, wird zum vierten Mal Mutter. Im Netz ist dazu an mehreren Stellen zu lesen, dass sie vier Kinder in fünf Jahren bekommen hat. Schon wieder werde Kimmich Vater. Ebenfalls eine Nachricht wert war, dass die Comedian Carolin Kebekus ihr erstes Kind erwarte. Hier wurde immer wieder geschrieben – und in den Kommentarspalten auch heiß diskutiert – dass sie bereits 43 Jahre alt sei. „Schwanger mit 43!“ war die häufigste Schlagzeile.

Die Frau am Freitag ist davon nicht wirklich überrascht. Für einen nicht ganz kleinen Teil der Gesellschaft sind vier Kinder eben zu viele. Für viele ist man mit 43 Jahren auch definitiv zu alt für Nachwuchs – zumal noch für das erste Mal. Keine Kinder zu wollen ist demnach auch nicht zulässig.

Die Frau am Freitag fragt sich, warum die Entscheidung, Kinder zu bekommen, wie viele und wann kommentiert und bewertet werden muss. Bekommt eine Frau mit 19 Jahren Kinder, ist sie zu jung. Bekommt sie mit 43 Jahren das erste Kind, ist sie zu alt. Hat sie ein Kind, ist es später allein, erwartet sie das fünfte, ist das doch ein bisschen viel des Guten. Keine Kinder sind auch nicht gut, das ist doch sehr egoistisch und wer soll sich im Alter kümmern?

Was in die Bewertungen nicht einfließt: Ist die Frau glücklich, wenn sie schon früh Kinder bekommt? Ist sie glücklich, wenn sie viele Kinder hat oder sich um ein Kind kümmert? Oder ist sie ohne Kinder glücklich? Sie verstehen, worauf ich hinaus will: Die Frage, ob eine Frau mit ihrer Entscheidung glücklich ist, fließt in die Bewertung nicht ein.

Über Männer, die Vater werden, wird das übrigens nicht geschrieben. Die größte Sorge der Fußball-Kommentatoren zum vierten Kimmich-Baby war tatsächlich, ob ein Profi-Fußballer mit vier Kindern frei in seinen Transfer-Entscheidungen ist. So ein Schulwechsel ist ja schon schwierig für die Kleinen. Da muss Herr Kimmich wohl – tapfer bleiben.

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