Fundsachenversteigerung in Emden Zum teuren Sattel gibt‘s das Fahrrad gratis dazu

| | 01.10.2023 11:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Auktionator in seinem Element: Martin Mennenga lenkt den Fokus auf vermeintliche Schnäppchen und macht Stimmung. Foto: Schuurman
Auktionator in seinem Element: Martin Mennenga lenkt den Fokus auf vermeintliche Schnäppchen und macht Stimmung. Foto: Schuurman
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Premiere der öffentlichen Auktion mitten in der Stadt: Bis zu 150 Interessenten für 70 Fahrräder und etwas Schmuck.

Emden - Am Ende alles ausverkauft? Und ob! Der Run gleich zu Beginn der Fundsachenversteigerung am Stadtgarten ist riesig. Etwa 150 Leute stehen in einer großen Traube vor der Bühne. Die meisten wollen günstig an ein Fahrrad kommen.

Was und warum

Darum geht es: Öffentliche Versteigerung von Fundsachen.

Vor allem interessant für: Schnäppchenjäger.

Deshalb berichten wir: Weil die städtische Auktion erstmals mitten in der Stadt veranstaltet wurde.

Die Autorin erreichen Sie unter: s.schuurman@zgo.de

Es ist die erste städtische Auktion mitten in der Stadt, und es sollte sich fürs Stadtsäckel lohnen. Die genaue Summe verrät Heike Raveling, Leiterin des Bürgerbüros, das die Fundsachenversteigerung organisiert, noch nicht. Aber wer mitzählt, kommt auf einen guten Schnitt.

Umzingelt: Rund 150 Menschen interessieren sich für die Fundsachenversteigerung am Stadtgarten. Foto: Schuurman
Umzingelt: Rund 150 Menschen interessieren sich für die Fundsachenversteigerung am Stadtgarten. Foto: Schuurman

Zweimal im Jahr ist Fundsachenversteigerung

Auktionator Martin Mennenga, im wahren Leben Verwaltungsangestellter im Bürgerbüro, macht diesen Nebenjob schon seit 2015. Zweimal im Jahr werden die Fundsachen versteigert. Alles, was am Bahnhof an Fahrrädern so stehen bleibt. Auch fremde Räder, die gemeldet werden, weil sie mehrere Wochen vor dem Haus stehen. Und natürlich alles, was nicht rechtzeitig aus dem Fundbüro abgeholt wird. Nach einem halben Jahr Aufbewahrungsfrist darf es versteigert werden.

Eins nach dem anderen: Auf dieser Bühne gehen am Ende über 70 Fahrräder weg. Foto: Schuurman
Eins nach dem anderen: Auf dieser Bühne gehen am Ende über 70 Fahrräder weg. Foto: Schuurman

Fahrräder müssen dann sogar unter den Hammer, wie Mennenga erklärt. Verkaufen darf sie die Stadt nicht. Manche werden allerdings auch an die Fahrradwerkstatt im Jugendzentrum Alte Post verschenkt, um dort das Teilelager aufzufüllen. Wiederum andere sind so schrottreif, dass sie auch dort landen: auf dem Schrott.

Gekauft wie gesehen: Schon Stunden vorher stehen die Fundräder zur Besichtigung parat. Foto: Schuurman
Gekauft wie gesehen: Schon Stunden vorher stehen die Fundräder zur Besichtigung parat. Foto: Schuurman

Erstmals an einem „behördenfreien“ Samstag

Ein Novum ist auch der Samstag als Versteigerungstag (gekoppelt ans Erntedankfest). Und um gleich einer gewissen Häme zu begegnen, poltert Mennenga bei der Begrüßung entsprechend los: „Endlich darf die Behörde auch mal samstags arbeiten, aber das machen wir gerne“. Wer ihm zusieht, glaubt ihm auch. „Es ist ein bisschen wie als DJ arbeiten“, sagt er dieser Zeitung. „Es macht vor einer so großen Menge natürlich richtig Spaß.“

Es läuft: Auktionator Mennenga kann erste Gewinn-Zettel ausgeben. Foto: Schuurman
Es läuft: Auktionator Mennenga kann erste Gewinn-Zettel ausgeben. Foto: Schuurman

Bevor es zu den Fahrrädern geht, werden die wenigen anderen Dinge an diesem Tag versteigert. Eine goldfarbene Uhr mit ein Paar Ringen im Set. Das geht für 65 Euro weg. Eine Akku-Lampe bringt acht Euro. Das Steiner-Fernglas aber, Neupreis 450 Euro, gilt als erstes Highlight bei dieser Auktion. Von zehn auf 130 Euro steigern die Interessenten den Preis gegenseitig hoch. „Mit dem Fernglas kannste bis Aurich gucken“, warb Mennenga zuvor. „Durch die Häuser durch.“

Gefragt: Fahrräder mit der richtigen Marke. Foto: Schuurman
Gefragt: Fahrräder mit der richtigen Marke. Foto: Schuurman

Erster dreistelliger Betrag nach fünf Minuten

Er freut sich auf jeden Fall über die erste dreistellige Summe. Bei den Fahrrädern wurde die eher selten erreicht. 28er-Damenräder gehen schon für 30 Euro weg, manchmal auch nur zehn Euro für ein Herrenrad „mit ganz viel Patina“. Eine Frau freut sich über ihr 15-Euro-Schnäppchen für das Damenrad mit tiefem Einstieg und Brötchenkorb. 50 Euro wurden fällig für ein angesagtes Markenrad. Und manchmal ist auch schon der teure Lepper-Sattel das Wertvollste. „Das Rad gibt es gratis dazu“, erklärt Mennenga.

Und hier wird bezahlt: Bürgerbüro-Leiterin Heike Raveling (vorne rechts) hat die Kasse übernommen. Foto: Schuurman
Und hier wird bezahlt: Bürgerbüro-Leiterin Heike Raveling (vorne rechts) hat die Kasse übernommen. Foto: Schuurman

Alles, was hier den Besitzer wechselt, ist unter Ausschluss der Gewährleistung. Gekauft wie gesehen. Schon um 10 Uhr morgens, als die Kollegen des BEE und der Alten Post die Fundräder zum Stadtgarten brachten, standen die ersten Interessenten da und nahmen die nummerierten Räder deshalb genau unter die Lupe.

Vom Kulturbunker über den Campus in die Stadt

Und wer Glück hat, kriegt dann für seine ausgesuchte Nummer den Zuschlag. Mit dem Zettel in der Hand geht es zur improvisierten Stadtkasse an der Biertischgarnitur. Ausweis vorzeigen, in bar oder per EC-Karte bezahlen, und das Schätzchen gehört dem glücklichen Ersteigerer.

Die ersten Fundsachenversteigerungen gab es übrigens am Kulturbunker in Barenburg, weil dort auch Bedarf an Fahrrädern gesehen wurde. Dann auch häufiger auf dem Emder Hochschulcampus zum Semesterbeginn, weil auch Studenten nicht das meiste Geld für einen Drahtesel übrig haben. Dass noch einmal ein der Stadt versteigert wird, gilt als sicher. Das Lager im Bunker an der Emsmauerstraße füllt sich stetig mit neuen Fundrädern.

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