Neues Angebot „Familien im Blickpunkt“ will unkompliziert helfen

| | 06.10.2023 19:11 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Das Team von „Familien im Blickpunkt“ steht bereit: Eske Janssen, Tanja Jakobs, Arne Harders, Sonja Nordhaus, Lena Siewert und Ulrike Janssen. Foto: Hock
Das Team von „Familien im Blickpunkt“ steht bereit: Eske Janssen, Tanja Jakobs, Arne Harders, Sonja Nordhaus, Lena Siewert und Ulrike Janssen. Foto: Hock
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In Emden gibt es ein neues Angebot für Familien. Es soll dort ansetzen, wo es bisher kaum Unterstützung gibt und bestehende Angebote bekannter machen.

Emden - Es gibt ein neues Beratungs- und Hilfsangebot für Familien in Emden. Das Besondere daran: Es will dort ansetzen, wo Familien bislang keine Unterstützung bekommen, nämlich zwischen den anderen Hilfsangeboten.

Was und warum

Darum geht es: Nestor und OBW haben ein neues Angebot für hilfsbedürftige Familien ins Leben gerufen: Es setzt stark auf Unterstützung und Beratung – auch ohne Leistungsbezug.

Vor allem interessant für: Familien, die beispielsweise mit Anträgen an Ämter zu kämpfen haben oder nicht wissen, wo sie Hilfe bekommen sollen.

Deshalb berichten wir: Das Projekt „Familien im Blickwinkel“ läuft seit Anfang Oktober und wurde nun offiziell vorgestellt.

Den Autor erreichen Sie unter: c.hock@zgo.de

Das Nestor Bildungsinstitut und die Emder OBW haben sich dafür zusammengetan. „Familien im Blickpunkt“ heißt das zunächst auf vier Jahre befristete und mit rund 1,4 Millionen Euro durch EU-Mittel geförderte Projekt.

Worum geht es bei „Familien im Blickpunkt“?

Die Ausgangslage ist folgende: Es gibt bereits eine Vielzahl an Unterstützungs- und Hilfsangeboten sowie Leistungen für Familien. Und hier beginnt das Problem, denn die Lage ist sehr unübersichtlich und die Verzahnung der unterschiedlichen Träger sozialer Hilfen ist auch nicht immer gut ausgeprägt – oder es fehlen einfach die zeitlichen und personellen Ressourcen. Das führe oft dazu, dass hilfebedürftige Familien mit gewissen Sachen weiterhin alleine gelassen werden.

Beispiele dafür: einen Überblick über Hilfsangebote bekommen; herausfinden, ob man überhaupt Anspruch auf Hilfe hat; die Anträge ausfüllen; oder auch: einfach am Ball bleiben und Ämter sowie auch Ärzte oder Therapeuten abtelefonieren.

Was will „Familien im Blickpunkt“?

Hier soll das neue Projekt ansetzen. „Familien im Blickpunkt“, genauer das Team an Integrationsbgeleiterinnen und -begleitern, möchte Familien an die Hand nehmen, eine Lotsenfunktion erfüllen und Unterstützung bei der Suche nach Hilfe sein. Dabei sollen keine Doppelstrukturen geschaffen werden, vielmehr soll rund um die Integrationsbegleiter ein Netzwerk aufgebaut werden, an das man möglichst schnell und unbürokratisch Hilfesuchende verweisen oder diese dorthin begleiten kann.

„Es ist eine Mammutaufgabe, die da auf uns zukommt“, sagte am Freitag Sonja Nordhaus. Die Sozialpädagogin von der OBW leitet das Projekt zusammen mit dem Sozialpädagogen Arne Harders von Nestor. Man verstehe sich dabei als Helfer in alle Richtungen, sowohl für die Familien als auch für die anderen Hilfeträger wie zum Beispiel das Jobcenter oder die Stadt Emden. „Wir sind die Grauzonenabdecker“, so Harders. Gemeint ist: Man will in den Bereichen unterstützen, die eben bislang nur durch den Rand der anderen Zuständigkeiten abgedeckt sind, dort helfen, wo es sonst an Ressourcen fehlt. „Es wird immer wichtiger, dass man niedrigschwellig unterstützend tätig wird“, so Harders.

Für wen ist „Familien im Blickpunkt“?

Die Zielgruppe des Projektes liegt klar auf Familien. Aber auch hier setze das Projekt früher an als viele andere. So müssen die Hilfesuchenden Familien nicht unbedingt bereits Hilfe bekommen, also zum Beispiel Bürgergeld oder Kindergrundsicherung. „Es kann auch sein, dass eine Familie finanziell und beruflich gut dasteht, aber dennoch zum Beispiel Unterstützung aus dem Bereich Jugendhilfe bekommen kann“, so Harders. Das Projekt richte sich an Erwachsene und Kinder im Familienkontext gleichermaßen.

Auch könne man durch die breite Zielgruppe schon da tätig werden, wo andere Einrichtungen wie das Jobcenter noch nicht tätig werden dürfen. Sei es vor der Antragsstellung oder beispielsweise bei Jugendlichen, die jünger als 15 Jahre sind. Aber auch Familien, die bereits Hilfe bekommen, können sich an die Integrationsbegleiterinnen wenden. Im Vordergrund stehe dabei immer, dass die Familie als Ganzes betrachtet werde – und die Lebenssituation sowie die gesellschaftliche Teilhabe der Familien, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht oder betroffen sind, verbessert werden. „Familien werden individuell beraten und begleitet – und dabei an die für sie notwendigen Netzwerke und Leistungsangebote der Stadt Emden angebunden“, heißt es in einer Mitteilung zum Projekt.

Welche Leistungen bietet das Projekt an?

Neben der individuellen Beratung und Unterstützung wird über das Projekt aber noch mehr angeboten. Hier kommen auch erneut die bestehenden Erfahrungen des Bildungsinstituts Nestor und der OBW zum Tragen. So sind Einzelcoachings von Familienmitgliedern genauso geplant, wie Kurse zu bestimmten Themen, die für einzelne oder mehrere Familien gleichzeitig angeboten werden. Zudem sollen Möglichkeiten geschaffen werden, dass die teilnehmenden Familien auch zusammen an geeigneten Angeboten teilnehmen, um auch hier die Netzwerkbildung zu stärken.

Was kostet die Teilnahme und wie erreicht man das Projekt?

Die Angebote von „Familien im Blickpunkt“ sind für die Familien kostenlos. Der zeitliche Rahmen und die Art der Unterstützung werden mit den hilfeberechtigten Familien „ganz individuell vereinbart“. Das Projekt ist offiziell am 1. Oktober gestartet. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: https://blickpunkt-emden.de/.

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