Bi Kaarkens Ich will an die Hoffnung glauben
In diesem November scheint die Not in der Welt übermächtig zu sein. Doch für unseren Kolumnisten gab es auch eine freudige Nachricht.
Dienstag war Reformationstag. Den nehmen nicht nur die Christen gerne als freien Tag an. Und nutzen ihn in als freie Bürger, wofür sie wollen. Als der 31. Oktober im Jahr 2018 Feiertag wurde, habe ich gestaunt. Wieder ein christlicher Feiertag, bei dem viele Menschen nicht wissen, warum es ihn gibt. Und ich erkläre es jetzt übrigens auch nicht; das können andere Pastoren besser.
Statt von Reformen zu reden oder die evangelische Kirche zu feiern, möchte ich heute lieber mal etwas über den Glauben schreiben, denn so richtig in Feiertagslaune war ich Dienstag nicht: „Gott allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.“ (Hiob 9,8-9). Das ist der biblische Monatsspruch für den November. In einer Welt voller Leid sagt diesen Satz einer, der sich mit Leiden auskennt. Er heißt Hiob und es gibt über ihn ein ganzes Buch voller Leid in der Bibel. Trotz aller Verzweiflung hält er an seinem Glauben fest.
Im November 2023 scheint die Not in der Welt übermächtig zu sein. Und damit meine ich nicht nur Kriege, Katastrophen und Armut. Not ist ja immer sehr individuell und kann auch Reiche treffen. Wenn ich, wie Hiob, am Himmel den Großen Wagen sehe, dann ahne ich, dass Gott doch immer größer ist als die Verzweiflung. Diese Erkenntnis ist übrigens nichts typisch Christliches. Wenn Menschen erkennen, dass es etwas liebevoll Größeres gibt als sie selbst, kann das der Schlüssel zum Frieden sein.
Übrigens: Mitten in die Not der Welt, legte mir unsere älteste Tochter neulich ein Ultraschallbild auf den Kuchenteller. Ich habe geheult und bin völlig ausgeflippt vor lauter Freude, dass ich nun also Opa werde. Ein Kind mehr in eine Welt voller Leid? Ein Kind mehr, dessen Zukunft wir nicht kennen? Ich will daran glauben, dass es Hoffnung gibt. Hoffnung für Christen, Juden, Muslime und alle anderen, die gerade Geburten feiern oder ihre Kinder zu Grabe tragen. Auch am Feiertag.