Fehler im Evangelischen Krankenhaus Bei Kopf-OP in Oldenburg fiel Schädeldecke auf den Boden

| | 04.11.2023 08:20 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Während einer Gehirn-Operation ist am Evangelischen Krankenhaus Oldenburg eine Schädeldecke auf den Boden gefallen. Das Foto zeigt eine andere Operation in einer Neurochirurgie am offenen Schädel eines Patienten. Symbolfoto: Murat/dpa
Während einer Gehirn-Operation ist am Evangelischen Krankenhaus Oldenburg eine Schädeldecke auf den Boden gefallen. Das Foto zeigt eine andere Operation in einer Neurochirurgie am offenen Schädel eines Patienten. Symbolfoto: Murat/dpa
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Keine Fehler sieht das Evangelische Krankenhaus Oldenburg bei der Behandlung von zwei Patienten, die verstarben. Aber: In der Neurochirurgie fiel eine Schädeldecke runter. Wie geht es dem Betroffenen?

Oldenburg - Wegen zwei verstorbenen Patienten des Evangelischen Krankenhauses Oldenburg ermittelt die örtliche Staatsanwaltschaft. Der Klinik-Vorstand hat darauf ausdrücklich „gelassen“ reagiert. Es liege „keinerlei Behandlungsfehler“ vor, sagte Management-Vorstand Kristina Minder am Freitagabend in einer Pressekonferenz.

Der Medizinische Vorstand Dr. Alexander Poppinga erklärte: „Es ist heute so, dass auch postoperativ eigentlich jeder Todesfall erstmal als unnatürlicher Todesfall eingruppiert werden muss.“ Er erläuterte: „Wir sind ein sehr spezielles Krankenhaus und kriegen viele Notfälle, auch aus Ostfriesland, zugewiesen.“ Es wollten auch Patienten behandelt werden, „die die letzte Option ziehen wollen“, schwerstkranke Leute. „Dabei haben wir natürlich auch Todesfälle“, sagte der Arzt. „Das ist in der Neurochirurgie völlig selbstverständlich.“

Oldenburger Krankenhaus macht „doppelte Leichenschau“

Die Behandlungsunterlagen bezüglich der zwei Patienten sind laut Staatsanwaltschaft „zur Auswertung auf etwaige Behandlungsfehler an ein Institut für Rechtsmedizin übermittelt“ worden. Ergebnisse stünden noch aus. Das Krankenhaus selbst mache aber „freiwillig eine doppelte Leichenschau“, sagte Dr. Poppinga. „Wir haben externe Rechtsmediziner bei uns im Haus, die jeden Todesfall [...] überprüfen.“

Die Klinikleitung habe sich „kooperativ“ verhalten, eine Durchsuchung sei nicht erforderlich gewesen, berichtete die Staatsanwaltschaft. Ermittelt werde „wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung“. Der Behörde liegen zwei anonyme Anzeigen vor. Weitere Infos konnte der Pressesprecher am Freitagnachmittag nicht geben, da der zuständige Staatsanwalt nicht mehr erreichbar sei.

Es wird ermittelt – aber ist das ein „Klinik-Skandal“?

Unsere Redaktion hatte bei der Ermittlungsbehörde angefragt, nachdem die „Bild“-Zeitung kurz nach 14 Uhr einen Bericht ins Internet gestellt hatte, in dem es um einen angeblichen „Klinik-Skandal in Oldenburg“ ging. Diesen „Skandal“ behauptet „Bild“ aber – dem Artikel nach zu urteilen – nur auf Basis der behördlichen Auskünfte zum Ermittlungsverfahren und aufgrund von Aussagen eines „Insiders“.

Laut „Bild“ soll ein Patient mit einer „schweren Rücken-Verletzung“ in das Krankenhaus gekommen sein. Eine OP sei „dringend“ gewesen, aber die Klinik habe keine Kapazitäten gehabt. Nach sieben Tagen soll der Rentner operiert worden sein. Er sei schließlich gestorben.

Leidet die Spezialklinik unter Personalmangel?

Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft geht es nach Auskunft des Krankenhaus-Vorstands um diesen und einen weiteren verstorbenen Patienten. Ob die OP aus Kapazitätsgründen erst nach einigen Tagen realisiert wurde, blieb in der Pressekonferenz offen. „Am Ende haben wir nicht die Kapazität, alles sofort zu machen“, sagte Dr. Poppinga. „Aber das muss auch nicht.“ Entschieden werde nach Dringlichkeit. „Und diese Operation war nicht dringlich“, sagte seine Kollegin Minder.

Der „Insider“ soll laut „Bild“ von überbelegten Stationen und Personalmangel berichtet haben. Dr. Poppinga widersprach: „Wir halten die gesamten gesetzlichen Vorgaben strikt ein.“ Die Personaluntergrenzen seien beispielsweise in diesem Jahr kein einziges Mal gerissen worden. „Was hier behauptet wird, ist einfach falsch.“

Wie geht es dem Patienten, dessen Schädeldecke auf den Boden fiel?

Laut „Bild“ schilderte der Insider auch eine Gehirn-OP vom März, bei der „die Schädeldecke auf den Boden gefallen“ sei. Diesen Vorfall bestätigte Dr. Poppinga: „Es fallen auch [...] Schädeldecken mal runter. Das ist leider so. Überall, wo gearbeitet wird, passieren auch Fehler.“ Aber: „Wir haben leitliniengerecht diesen Fall behandelt. Und dem Patienten geht es hervorragend.“ Ihm sei „keinerlei Schaden entstanden“. Kristina Minder ergänzte: „Dieser Fall ist nicht Gegenstand der Ermittlungsverfahren.“

„Es fallen auch Schädeldecken mal runter“, sagte Dr. Alexander Poppinga, Medizin-Vorstand des Evangelischen Krankenhauses Oldenburg. „Das ist leider so.“ Zu solchen Fehlern komme es in Neurochirurgien weltweit. Links: Management-Vorstand Kristina Minder. Foto: Ellinger
„Es fallen auch Schädeldecken mal runter“, sagte Dr. Alexander Poppinga, Medizin-Vorstand des Evangelischen Krankenhauses Oldenburg. „Das ist leider so.“ Zu solchen Fehlern komme es in Neurochirurgien weltweit. Links: Management-Vorstand Kristina Minder. Foto: Ellinger

Dr. Poppinga, der übrigens aus Ostfriesland stammt, bezog zu den Vorwürfen insgesamt wie folgt Position: „Hier ist nichts, aber auch gar nichts inhaltlich, was die Versorgung von Patienten angeht, falschgelaufen.“

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