Lambertikirche in Aurich Bei diesem Format üben die Musiker alleine zu Hause


Zwei Auricher wollen eine neue Bläserandacht in der Lambertikirchengemeinde etablieren. Dabei setzen sie auf eine besondere Organisationsform.
Aurich - Heinrich Herlyn und sein Projektchor haben es vorgemacht: Wer im musikalischen Leben Aurichs mitmischen will, muss nicht zwangsläufig auf konventionelle Übungsmuster zurückgreifen. Sprich: Wochenlang treffen sich die Mitglieder, proben, feilen am Ausdruck und an winzigen Feinheiten bei der Wiedergabe der Partitur, vergießen Schweiß, opfern ihre Freizeit. Ihr einziges Ziel: der Tag der Premiere. Der Musikpädagoge Herlyn hat erkannt, dass diese Organisationsform mit den Lebensgewohnheiten der meisten Zeitgenossen schwer vereinbar ist. Deshalb kommen seine Akteure nur zusammen, wenn es um ein konkretes Vorhaben geht.
Ganz ähnlich verfährt jetzt auch Arnd-Dieter Ubben. Der pensionierte Musik- und Mathematiklehrer am Ulricianum will in der Lambertikirchengemeinde ein neues Andachtsformat etablieren. Bisher gibt es dort die sehr beliebten Motettenandachten unter der Leitung von Kantor Maxim Polijakowski. Diese sollen jetzt ergänzt werden durch eine Andacht mit einem Bläserchor. „25 Männer und Frauen aus allen Altersgruppen habe ich dafür gewinnen können“, sagt der 69-Jährige im Gespräch mit der Redaktion. Sie haben auch bereits Noten erhalten, um sich individuell einzuarbeiten. Es sind Partituren von Felix Mendelssohn Bartholdy („Denn er hat seinen Engeln befohlen“), Ed Huckeby („Engelflug“) und Engelbert Humberdinck („Abendgebet“).
Text und Musik sind aufeinander bezogen
Das Leitmotiv der Andacht am Sonnabend, 25. November: Engel. Mit diesem Thema wird sich auch Christine Korte befassen. Die Deutsch- und Religionslehrerin am Ulricianum gestaltet den Prosa-Teil der Veranstaltung. Wie man sich das genau vorzustellen hat, wollte die Pädagogin am Montag noch nicht verraten. Nur so viel: „Ich liebe Rilke und Goethe.“ Text und Musik sollen möglichst aufeinander bezogen sein. Jeder der beiden Andachts-Initiatoren ist aber frei in seinem kreativen Tun: „Ich freue mich, dass ich autonom bin“, so Christine Korte.
Die 25 Bläser agieren zu Hause ebenfalls frei. Sie treffen sich am Freitag, 24. November, zu einer einmaligen Probe. Dass es Arnd-Dieter Ubben gelungen ist, aus dem Stegreif so viele Interessenten für diese Andacht zu finden, kommt nicht von ungefähr. Der Musiklehrer hat 2002 am Ulricianum die Bläserklassen aus der Taufe gehoben. Das ist ein Klassenkonzept, bei dem es neben dem Spielen eines Blasinstruments darum geht, Teamarbeit zu lernen und die konzentrierte Vorbereitung auf einen Termin einzustudieren. In fast zwei Jahrzehnten hat Arnd-Dieter Ubben Hunderte Schüler ausgebildet. Bei der Andacht sind unter anderem eine ehemalige Schülerin von ihm sowie deren 13-jährige Tochter vertreten.
Die besinnliche Andacht am 25. November dauert etwa eine halbe Stunde. Es soll alle drei Monate jeweils am vierten Sonnabend wiederholt werden, allerdings immer mit einem anderen Grundthema. Am 24. Februar wird es um das Thema Danke gehen. Was am 25. Mai und 24. August im Vordergrund stehen wird, ist noch nicht klar.