Bavinkstraße in Leer Kreistagsmitglied kritisiert Entscheidung des Stadtrats

| | 17.11.2023 08:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Mittlerweile wurden die Erklärtafeln unter dem Straßenschild angebracht. Foto: Bothe
Mittlerweile wurden die Erklärtafeln unter dem Straßenschild angebracht. Foto: Bothe
Artikel teilen:

Die Bavinkstraße in Leer sorgt weiter für Diskussionen. Hintergrund ist die zweifelhafte Biografie des Namensgebers. Ein Kreistagsmitglied kann die Entscheidung des Stadtrats nicht nachvollziehen.

Leer - Das Handeln und Wirken Bernhard Bavinks ist umstritten. Der 1879 in Leer geborene Mann war zwar ein namhafter und erfolgreicher Wissenschaftler, Bavink war aber auch ein Anhänger der Nationalsozialisten und hatte mit anderen die theoretischen Grundlagen für das Dritte Reich gelegt. Das hatten Recherchen des ehemaligen Leeraner Bürgermeisters Wolfgang Kellner ergeben. Nachdem sich die Leeraner Stadtpolitik gegen eine Umbenennung der Bavinkstraße ausgesprochen hatte, wurde im Oktober eine Hinweistafel samt QR-Code beschlossen. Die Schilder hängen mittlerweile. Der QR-Code ist laut Stadtsprecher Patrick Düselder noch in Bearbeitung.

Wie die Entscheidung der Leeraner Stadtpolitik zustande gekommen ist, kann Carl Friedrich Brüggemann nicht nachvollziehen. Er sitzt für die FDP im Kreistag. Der Stadtrat habe zwar voll guten Willens die Aufstellung einer Erklärtafel beschlossen, ohne die Straße umzubenennen. „Damit wälzt man jedoch meines Erachtens die Verantwortung auf uns Bürger ab, anstatt das offensichtlich Richtige zu tun“, so Brüggemann. Die direkten Anlieger – der Bauverein mit seinen Mietern, die katholische Kirchengemeinde sowie der Landkreis unter anderem mit dem Amt für Teilhabe und Soziales – seien überhaupt nicht mit eingebunden worden. Er habe versucht, einen Dialog aufzubauen.

Er sagt zwar, dass formal bei der Entscheidung alles richtig gelaufen sei, aber der Dialog habe nicht stattgefunden. „Ich halte ein solches Demokratieverständnis, wie es hier vom Stadtrat praktiziert wurde, für überkommen“, so Brüggemann, der im Vorfeld der Entscheidung auch mit Stadtpolitikern darüber gesprochen habe. Außerdem sieht er es kritisch, dass man sich damit nur mit den Tätern befasse. Das dortige katholische Gemeindezentrum sei nach Hermann Lange benannt, der vor 80 Jahren zum Opfer der NS-Gewaltherrschaft wurde, erläutert der Liberale. „In der Tat sollte ein solcher Märtyrer jedem von uns Mahnung sein.“ Das Gleiche empfehle die Stadt den Bürgern nun auch mit Bavink. „Dagegen aber verwahre ich mich ganz entschieden. Täter, seien sie wie Bavink auch lediglich Gesinnungstäter, dürfen niemals – auch nicht funktional – auf dieselbe Stufe gestellt werden wie die Opfer, die oftmals sogar namenlos bleiben.“ Die sogenannte Erklärtafel ändere nichts zum Besseren, sie mache das Ganze einfach nur noch schlimmer.

Ähnliche Artikel