Besondere Prüfung bestanden Leeraner Gymnasiasten zeigen ihr Können auf Chinesisch

| | 17.11.2023 13:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Arne Koenen zeigt ein chinesisches Schriftzeichen. Er ist einer von fünf Schülerinnen und Schülern des Leeraner Ubbo-Emmius-Gymnasiums, die die HSK-Prüfung bestanden haben. Foto: Ortgies
Arne Koenen zeigt ein chinesisches Schriftzeichen. Er ist einer von fünf Schülerinnen und Schülern des Leeraner Ubbo-Emmius-Gymnasiums, die die HSK-Prüfung bestanden haben. Foto: Ortgies
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Chinesisch gehört nicht gerade zum Standardlehrplan in den Schulen. Fünf Schüler am Ubbo-Emmius-Gymnasium in Leer haben nun aber in einer Prüfung ihr Können in der Sprache unter Beweis gestellt.

Leer - Englisch, Spanisch, Französisch oder Latein: Diese Sprachen werden häufig regulär an Gymnasien unterrichtet. Hochchinesisch befindet sich hingegen sehr selten auf dem Stundenplan. In Ostfriesland wird es nur am Ubbo-Emmius-Gymnasium (UEG) in Leer und am Johannes-Althusius-Gymnasium (JAG) in Emden angeboten. Zwei Chinesisch-Schülerinnen und drei -Schüler des UEG haben jetzt eine besondere Prüfung bestanden. Am Konfuzius-Institut in Paderborn legten sie erfolgreich eine HSK-Prüfung ab. Das steht für „Hanyu Shuiping Kaoshi“ und ist ein standardisierter Chinesischtest, ähnlich dem TOEFL-Test in Englisch.

Was und warum

Darum geht es: Fünf Schülerinnen und Schüler haben ein besonderes Sprachzertifikat für Chinesisch bestanden.

Vor allem interessant für: Menschen, die gerne Sprachen lernen sowie diejenigen, die sich für China interessieren

Deshalb berichten wir: Das UEG hatte uns darauf aufmerksam gemacht, dass die Schülerinnen und Schüler erfolgreich waren.

Den Autor erreichen Sie unter: j.bothe@zgo.de

Arne Koenen (19 Jahre alt, Weener), Lennart Hartmann (18, Ihrhove), Li Sha Wendt (18, Leer), Lasse Book (15, Leer) und Greta Joecks (20, Neukamperfehn) können damit beispielsweise jetzt in Deutschland Sinologie (Chinawissenschaften), aber auch an Universitäten in China und im weiteren Ausland studieren, ohne vorher einen Sprachkurs oder eine Aufnahmeprüfung machen zu müssen.

Viel Eigenleistung beim Chinesisch-Lernen erforderlich

Doch bis es jetzt so weit war, brauchte es Zeit und Fleiß. Arne Koenen und Lennart Hartmann lernen Chinesisch als dritte Fremdsprache mittlerweile seit fünf Jahren. „Ich wollte mal etwas ganz anderes ausprobieren“, erinnert sich Lennart Hartmann. „Chinesisch war für mich eine interessante Sprache.“ Mögliche bessere Zukunftschancen im Beruf hatte er damals aber noch nicht im Blick. „Wie viele Gedanken macht man sich schon in der 7. Klasse über seinen künftigen Job?“, so der 18-Jährige. Heute sagt er aber, dass es durchaus ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Arbeitsmarkt sei. „Das ist einem aber erst hinterher bewusst geworden.“ Dem kann auch Arne Koenen zustimmen: „Chinesisch ist ein besonderer Skill. Es ist schon gut, wenn man es kann.“

Li Sha Wendt (von links), Lasse Book, Lennart Hartmann und Arne Koenen haben die HSK-Prüfung bestanden. Auf dem Bild fehlt Greta Joecks. Gemeinsam mit Schulleiterin Ute Wieligmann und Lehrerin Caroline Hecht zeigen sie chinesische Schriftzeichen. Foto: Ortgies
Li Sha Wendt (von links), Lasse Book, Lennart Hartmann und Arne Koenen haben die HSK-Prüfung bestanden. Auf dem Bild fehlt Greta Joecks. Gemeinsam mit Schulleiterin Ute Wieligmann und Lehrerin Caroline Hecht zeigen sie chinesische Schriftzeichen. Foto: Ortgies

Zwei Unterrichtsstunden in der Woche haben die Schülerinnen und Schüler bislang mit Chinesisch verbracht. Besonders früh angefangen hat Lasse Book. „Meine Grundschullehrerin in der vierten Klasse hat mir empfohlen, Chinesisch zu lernen“, sagt er. Es ist Teil der Begabtenförderung. Im kommenden Jahr wird er am Schüleraustausch mit der Yeqianyu Jianlan Junior High School im chinesischen Tonglu teilnehmen. Dieser war wegen der Corona-Pandemie vorübergehend eingestellt worden. Im kommenden Jahr besuchen wieder Schülerinnen und Schüler aus China Leer und anschließend reisen Leeranerinnen und Leeraner nach Tonglu.

Vier verschiedene Aussprachemöglichkeiten mit unterschiedlicher Bedeutung

„Die Sprache zu lernen, erfordert viel Eigenleistung“, weiß Caroline Hecht. Sie hat den Chinesisch-Unterricht am UEG aufgebaut und unterrichtet es seit 2008. Seit 2018 hat die studierte Übersetzerin für Chinesisch eine feste Stelle als Quereinsteigerin am Gymnasium. Die Teilnehmer dieses Kurses hätten sich auch während der Corona-Zeit digital ausgetauscht, aber auch Unterricht am Wochenende und in den Ferien gehörte dazu.

„Kinder und Jugendliche lernen sehr unterschiedlich“, erklärt Hecht. „Manche lernen lieber auswendig, andere verbinden die chinesischen Schriftzeichen mit Bildern.“ Letzteres komme häufig vor, wenn die Person ein fotografisches Gedächtnis haben. In den Schriftzeichen gebe es bestimmte Komponenten, die sich wiederholen.

Bei der Aussprache muss man hingegen auf Feinheiten achten „Jede Silbe hat vier verschiedene Aussprachemöglichkeiten“, erklärt Hecht. So können „ma“ sowohl Mama als auch Hanf, Pferd oder Schimpfen heißen. Eine, die damit keine Probleme hat, ist Li Sha Wendt. „Ich bin in China geboren“, sagt sie. „Als ich neun Jahre alt war, bin ich nach Deutschland gekommen.“ Ihr Vater ist Deutscher, ihre mittlerweile verstorbene Mutter war Chinesin. Für Li Sha Wendt ist Chinesisch die Muttersprache. Ihr habe der Unterricht bei Caroline Hecht dennoch viel gebracht. „Es bringt viel zu sehen, wie andere die eigene Sprache lernen“, sagt sie. Vor allem bei der Grammatik habe das weitergeholfen. Bei der Aussprache habe sie hingegen den Mitschülerinnen und Mitschülern Tipps geben können. „Man versteht seine Muttersprache auf einem anderen Weg“, sagt sie. Wendt ist die einzige der fünf, die die HSK-Prüfung auf dem Niveau 4 von 6 abgeschlossen. Das entspricht dem europäischen C1-Sprachniveau. Die anderen haben das Niveau 3 bestanden, was dem B2-Niveau entspricht.

Erste ostfriesische Absolventin wurde an der Universität Sorbonne angenommen

Die erste, die als ostfriesische Schülerin die HSK-Prüfung bestanden hat, war 2016 Amira Ramdani. „Sie konnte sich durch das Zertifikat nach dem Abi ohne Wartezeit und Aufnahmeprüfung an der Pariser Sorbonne-Universität einschreiben“, sagt Hecht. „Anschließend hat sie noch in Oxford studiert.“ Dank der HSK-Prüfung ebenfalls ohne Probleme bei der Aufnahme.

Chinesisch an der Schule zu lernen, können die erfolgreichen Absolventen auf jeden Fall weiterempfehlen. „Aus eigenen Antrieb heraus würde man es später nicht machen“, sagt Lennart Hartmann. Was man mit dem Unterricht schließlich erreichen kann, haben die fünf Schülerinnen und Schüler aus Leer jetzt gezeigt.

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