Trauermonat und Winter Grabpflege bis Gedenkschmuck – Trends in Ostfriesland

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Von Vera Vogt
| 29.11.2023 16:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Im Herbst kümmern sich viele um die Gräber und gedenken der Verstorbenen. Foto: Pixabay
Im Herbst kümmern sich viele um die Gräber und gedenken der Verstorbenen. Foto: Pixabay
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Im November zieht es viele an die Gräber zum Hegen und Dekorieren. Aber es gibt auch andere Wege des Gedenkens. Welche sind das?

Rheiderland - Der November ist der Monat der Besinnung. Er wird wegen der Tage des Totengedenkens auch Trauermonat genannt. Viele kümmern sich besonders intensiv um die Pflege von Gräbern und dekorieren sie.

Wir haben bei Experten nachgefragt, wie die meisten Ostfriesen gedenken und welche neuen Ideen es dafür gibt.

Was wollen die meisten?

Wenn man von Gräbern spricht, ist ganz unterschiedlich, was das bedeuten kann: Die klassische Grabstelle oder Doppelgrabstelle auf dem Friedhof einer Kirche, ein Urnengrab, ein Rasengrab oder eine Grabstelle in einem Friedwald. „Feuerbestattungen werden eindeutig mehr“, sagt Ingrid Wassink, vom Bestattungsinstitut Martin Wassink mit Sitz in Weener und Leer. Diese Entwicklung rücke aus dem großstädtischen Bereich herüber.

Das unterstreicht auch der Weeneraner Garten- und Landschaftsbauer Joachim Meyer. „Die älteren Generationen wählen häufig die Erdbestattung. Das nimmt allerdings in den jüngeren Generationen ab“, sagt er. Viele würden die Pflege nicht mehr so regelmäßig wahrnehmen wollen oder können, finanziell und terminlich.

Grabgestaltung kann auch winterfest sein. Foto: Pixabay
Grabgestaltung kann auch winterfest sein. Foto: Pixabay

„Allerdings muss man sagen, dass auch eine Erdbestattung mit einer pflegeleichten Grabstätte verbunden sein kann. Dafür muss es keine Feuerbestattung sein“, so Wassink. „Ich kann den Trend zwar nachvollziehen, aber Friedhöfe sind lange auch ein Ort der Begegnung gewesen. Man kann ins Gespräch kommen. Das wird weniger, ich finde schade, dass das verloren geht“, sagt sie.

Wer entscheidet denn?

„Oft äußern Menschen Wünsche hinsichtlich ihrer Beerdigung. Diese Wünsche sollten nach Möglichkeit auch respektiert werden. Wenn die Bestattungsform im Testament erwähnt ist, müssen Sie sich als Angehörige daran halten“, schreibt die Matthäigemeinde Bingum. „Wenn keine Wünsche geäußert wurden, entscheiden die nächsten Verwandten.“

Viele Grabkerzen brennen im November. Foto: Pixabay
Viele Grabkerzen brennen im November. Foto: Pixabay

Man könne sich den Friedhof tatsächlich aussuchen, heißt es weiter. „Mit der Kirche gibt es dabei keine Probleme. Es liegt eher an den Ordnungen der örtlichen Friedhofsverwaltungen, ob sie eine Bestattung Auswärtiger zulässt.“

Was muss man in die Grabpflege stecken?

Wie viel Zeit man in die Grabpflege investiert, kommt vor allem auf die Bepflanzung an: „Viele Ältere bepflanzen jedes Jahr zum Frühling, Sommer und Herbst neu. Die Blumen sind zwar günstig, aber das Ganze ist sehr pflegeintensiv“, sagt Gartenbauer Meyer. Gerade im Sommer müsse man häufig zum Gießen zum Friedhof.

„Ich würde empfehlen, Pflanzen aus dem Garten zu nehmen, die nicht sonderlich groß werden und jahrelang bleiben können. Der rund 30 Zentimeter hochwachsende Lavendel zum Beispiel, rät er. „Im Winter kommt Lavendel ohne besonderen Winterschutz zurecht und im Sommer verträgt er Trockenheit und muss nicht ständig gegossen werden“, so Meyer. Wenn man das mit einer Bedeckung aus Pinienrinde oder Lavamulch kombiniere, sei es sehr pflegeleicht „und sieht wirklich schön aus.“

Wie kann man noch gedenken?

Im November zieht es viele auf den Friedhof. Für diejenigen, die nicht dorthin kommen können oder wollen, gibt es allerdings auch andere Wege des Gedenkens. „Ein Trend ist seit ein paar Jahren Gedenkschmuck“, erklärt Ingrid Wassink. „Immer mehr Menschen wünschen sich so etwas, aber es ist nichts für Jedermann, manche finden es auch befremdlich. Aber die, die sich so etwas wünschen, sind immer sehr, sehr dankbar, wenn sie ihr Schmuckstück in den Händen halten.“

Es gibt mehrere Varianten, so Wassink. „Einmal kann man den Fingerabdruck der geliebten Person in ein Schmuckstuck lasern lassen.“ Als Anhänger an der Kette, am Schlüssel, „man kann das Erinnerungsstück im Alltag ganz nah bei sich haben. „Es ist auch möglich, Schmuckstücke mit Asche zu befüllen. Eine minimale Menge wird dazu eingefüllt und verschlossen, so dass man es nicht mehr öffnen kann.“ Es gebe aber auch Steine, sogenannte Handschmeichler. „All diese Stücke kann man greifen, wenn die Trauer intensiv wird“, sagt sie. Man könne aber auch eine sogenannte „Memory-Urne“ erwerben. Sie sei von der Farbe und Machart der eigentlichen Urne nachempfunden, aber für zu Hause. „Man kann sie beispielsweise als Kerzenhalter bekommen.“

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