Frau am Freitag Wichtelwahnsinn

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Eine Kolumne von Ute Nobel
| 15.12.2023 06:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Ein klitzekleines Türchen, das über der Fußleiste angebracht ist, daneben meist eine Leiter und ein Miniatur-Tannenbaum: Immer mehr Familien lassen zur Vorweihnachtszeit einen Wichtel einziehen.

Vor allem für Kinder ist das eine schöne Sache. Denn in den meisten Familien spielen die neuen Hausbewohner kleine Streiche: Einmal sind ein paar Krümel auf dem Fußboden zu finden und die Keksdose ist leer, ein anderes Mal ist sämtliches Obst im Haus plötzlich mit Wackelaugen versehen.

Eine wirklich niedliche Idee, könnte man nun denken. Und die Frau am Freitag war zugegebenermaßen in diesem Jahr kurz davor, auch einen Wichtel zu beherbergen, um ihren beiden Kindern eine Freude zu machen. Sie fing an zu recherchieren und musste schnell feststellen: Mütter wären nicht Mütter, würden sie nicht aus jeder noch so kleinen Angelegenheit einen Wettbewerb machen. Wer neu ins Wichtel-Business einsteigen will, hat beim Lesen der zahlreichen, meist langjährig erprobten Ideen schon jetzt – auf gut deutsch gesagt – keinen Bock mehr. Was als kleine, lustige Spielerei anfängt, scheint schnell zu einem Vollzeitjob zu mutieren. Immer mehr, immer besser, immer zeitintensiver? Da werden ganze Küchen mit Mehlstaub bedeckt – hihi, der Wichtel, dieser Schelm, hat doch einfach die Ein-Kilo-Tüte Mehl auf dem Fußboden verteilt. Oder es werden Duschkabinen mit Luftballons befüllt – haha, schon wieder dieser Wichtel, nun müssen wir erst einmal die 120 Ballons aus der Dusche werfen, bevor wir uns fertig machen und zur Arbeit fahren können. Der neueste Trend, den die Frau am Freitag in der Wichtelwelt entdeckt hat, ist dieser: Leere Gummibärchen-Tüten werden für zehn Minuten bei 180 Grad im Backofen erhitzt und schrumpfen dabei auf Miniaturgröße. Hihi, dieser lustige Wichtel, hat doch aus Versehen beim Plastiktüten-Backen das Haus abgefackelt.

Gut, selbstverständlich kann jede Familie ihren Wichtel das machen lassen, worauf sie Lust hat und was die Zeit hergibt. Trotzdem: Fängt man einmal damit an, dann wird garantiert in den kommenden fünf bis zehn Jahren ein Wichtel-Mitbewohner eingefordert. Die Frau am Freitag ist unschlüssig – vielleicht kommt ein Wichtel im nächsten Jahr. Aber der spielt dann wirklich nur kleine Streiche und lässt die Finger vom Backofen. Bis dahin müssen die wichtellosen Kinder wohl erst einmal – tapfer bleiben.

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