Leichter und moderner Neues mobiles Rettungszentrum für die Leeraner Soldaten


Das in Leer stationierte Kommando SES hatte 2023 so viele Einsätze wie nie zuvor – und ist nun noch besser ausgerüstet. In den neun frisch angeschafften Zelten steckt moderne Technik.
Leer - Draußen stürmt es. Es ist ganz deutlich zu hören, wie der Wind über Ostfriesland fegt, dazu kommt das laute Prasseln des Regens. Doch das Wasser ergießt sich nicht über das Zelt, in dem Bundeswehrärzte und -apotheker in Flecktarn-Anzügen miteinander sprechen. Praktischerweise hatten Soldaten das neue Luftlanderettungszentrum des Kommandos Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst „Ostfriesland“ in einer Halle der Leeraner Evenburg-Kaserne aufgebaut. Die Anschaffung sollte im Trockenen gefeiert werden, obwohl – das versichern die Anwesenden – das aus in der Regel neun Zelten bestehende System dem Wetter durchaus trotzen dürfte. Dank Klima-Anlage seien Behandlungen in der mobilen Sanitätseinrichtung auch bei extremen Außentemperaturen möglich, sagt Oberfeldapotheker René Schliebener, zuständiger Projektleiter beim Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). -30 bis +50 Grad Außentemperatur seien okay, erklärt der Soldat.

Das Luftlanderettungszentrum (leicht) ist ein Projekt, das aus dem Bundeswehr-Sondervermögen finanziert wird. Das Leeraner Kommando ist das erste, das mit dem System ausgerüstet wird. In der kommenden Monaten sollen acht weitere System der Firma Schall ausgeliefert werden. Der große Vorteil des neuen Systems verbirgt sich im kleinen Wort „leicht“ – 45 bis 50 Tonnen wiegt die Ausrüstung und damit rund 40 Tonnen weniger als bisher eingesetzte Modelle. Die größte Einsparung gab es im Laborbereich: Rund 30 Tonnen Gewicht wurden durch moderne Gerätschaften eingespart. Aber auch an anderen Stellen wurde gespart: Die neue OP-Liege wiegt beispielsweise 50 statt 400 Kilogramm. Betrachtet man Labor, OP-Zelt, Pflegebereich und so weiter addiert sich da einiges. Auch die Ausmaße des verpackten Materials haben sich erheblich reduziert: Oberfeldapotheker Julian Brederlow, Chef der 3. Kompanie in Leer, erklärt etwa, dass die neuen Kisten zwar das gleiche Volumen böten, aber trotzdem viel kleiner seien.
„Keine andere Medizin, sondern Medizin anders“
Brederlow zufolge plant das Kommando SES damit, das Luftlanderettungszentrum im Einsatz mit 40 Personen zu betreiben. Wenn alle eingespielt seien, könne das ganze System innerhalb von acht Stunden aufgebaut und einsatzbereit gemacht werden. Transportiert werden könne es beispielsweise in mehreren Flugzeuge des Modells Airbus A400M. Generalstabsarzt Dr. Norbert Weller ist Stellvertreter des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Er sagt: „Wir machen hier keine andere Medizin, sondern Medizin anders.“ Was er meint, ist: Dadurch, dass moderne und auch in stationären Krankenhäusern übliche Geräte eingesetzt werden, finden sich die Ärzte und Pfleger auch in den Zelten schnell zurecht. Das ist wichtig, denn: Im Einsatzfall besteht das medizinische Personal nicht nur aus Angehörigen des Kommandos SES, sondern wird auch aus Bundeswehrkrankenhäusern zusammengezogen.
2023 war dem Leeraner Kommandeur Oberstarzt Dr. Kai-Siegfried Schlolaut zufolge das einsatzreichste in der 20-jährigen Geschichte des Kommandos SES. Ein weiteres Novum: Erstmals gab es zwei parallele Einsätze für die ostfriesischen Kameraden. Stellvertretend für die Leeraner Soldaten bekam Schlolaut für die humanitäre Hilfe nach den Erdbeben in der Türkei und in Syrien die Einsatzmedaille „Erdbeben-Hilfe Türkei“ verliehen.