Weihnachten in Emden für Wohnungslose Die „Alte Liebe“ öffnet im Winter wieder schon mittags
Weihnachten ist auch oder gerade für Wohnungslose ein Thema. In Emden gibt es in zwei Einrichtungen ein besonderes Programm.
Emden - Was machen Wohnungslose in Emden über Weihnachten und an winterlichen Wochenend-Tagen, wenn der Tagsaufenthalt in der Hansastraße geschlossen ist? Wie erstmals zum vergangenen Jahreswechsel hat der Synodalverband der reformierten Kirche als Träger der Emder Notunterkunft „Alte Liebe“ und des Tagesaufenthalts ein Sonderprogramm aufgelegt. Heißt: Bis Ende März 2024 gelten erweiterte Öffnungszeiten in der „Alten Liebe“. Samstags und sonntags können Wohnungslose bereits mittags in die Notunterkunft. Sie wird dann wieder zur Wärmestube.
Und an Weihnachten gelten ohnehin im Tagesaufenthalt andere Regeln. Während die Einrichtung sonst nur in der Woche öffnet, hat sich dort für die speziellen Feiertage eine Tradition verfestigt. An Heiligabend gibt es immer ein Festessen, nur während der Corona-Lockdowns gab es Ausnahmen. Jetzt wird aber wieder ordentlich mit Rotkohl und Rouladen für alle aufgetischt, wie der Leiter, Andy Dannecker, jetzt nochmals dieser Zeitung bestätigte. Die Rouladen seien bereits fertig in der Fleisch-Abteilung eines hiesigen Supermarktes mit Sitz in Leer bestellt. Und dieser komme preislich der Einrichtung „sehr entgegen“.
Essensausgabe hat sich verdoppelt
Denn es wird eine ganze Menge an Rouladen und Soße, Kartoffeln, Rotkohl und Nachtisch gebraucht. Schon an gewöhnlichen Wochentagen wird der Mittagstisch im Tagesaufenthalt stark nachgefragt. Waren es 2022 im Schnitt noch etwas über 20 Essen pro Tag, so hat sich die Nachfrage in diesem Jahr mit bis zu 40 Essen am Tag quasi verdoppelt, wie Dannecker sagte.
Steigende Lebensmittelpreise, aber auch die ohnehin größer werdende Not der Leute, die den Tagesaufenthalt aufsuchen, seien Gründe dafür. Unter ihnen sind längst nicht alles Wohnungslose, sondern auch jene, die es einmal waren, oder solche, die zumindest nachts bei Bekannten unterkommen, gehören dazu. Und einige aus prekären Wohnsituationen brauchen auch einfach den Kontakt zu anderen Menschen. An den Weihnachtstagen werden auch schon mal doppelt so viele Esser als sonst gezählt, so Dannecker.
Spenden für Essen und Weihnachtstüte
Finanziert wird das Menü durch den Zwei-Euro-Obolus der Gäste. Die Kosten für die Personalstelle des Kochs übernimmt die Stadt Emden. Und was noch fehlt, organisieren Dannecker und Kollegen über Spenden. Dazu gehört im Übrigen auch eine Weihnachtstüte für jeden Gast, gefüllt mal mit einem Paar Handschuhe, Tee oder Kaffee, einem Päckchen Tabak, einer Mandarine oder einem Glas Marmelade. „Es kommt immer drauf an, was gerade da ist“, sagte Dannecker.
Was noch zur Weihnachtszeit im Tagesaufenthalt gehört, ist das Filme-Gucken. Traditionell gibt es „Kevin allein zu Haus“. Nicht zu besinnlich, aber sorgenfrei, wie Dannecker sagt. „Unsere Leute haben sonst schon genug Probleme.“ Ähnlich verläuft der erste Weihnachtstag. Dann gibt es hoffentlich noch Reste vom Weihnachtsessen. Am zweiten Weihnachtstag tritt dann wieder die Sonderöffnungszeit in der „Alten Liebe“ in Kraft. Aber auch dort an der Nesserlander Straße gibt es die Möglichkeit, sich mal eine Dose Essen aufzuwärmen und nicht allein zu sein.
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