Filme, Workshops und Seminare Volkshochschule Leer will Demokratie stärken

| | 17.01.2024 10:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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Ein Verwandter wittert plötzlich überall Verschwörungen? Ein Vhs-Workshop gibt Hilfe, wie man darauf reagieren kann. Foto: Lino Mirgeler/dpa
Ein Verwandter wittert plötzlich überall Verschwörungen? Ein Vhs-Workshop gibt Hilfe, wie man darauf reagieren kann. Foto: Lino Mirgeler/dpa
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Was tun, wenn der Nachbar gegen Minderheiten hetzt? An was erinnert das Denkmal in Leer? Diskussionen über Demokratie gestern und heute will die Vhs anregen.

Leer - Wer Nachrichten liest oder anschaut, kann sich schon Sorgen um die Zukunft und die Gesellschaft machen. Wer sich plötzlich im Freundes- und Bekanntenkreis mit Verschwörungstheorien oder Hetze konfrontiert sieht, weiß manchmal spontan nicht, was darauf die beste Antwort ist. Argumente für solche Diskussionen will die Volkshochschule Leer (Vhs) bieten und mit einem Themenschwerpunkt die Demokratie stärken.

„Wir sind immer schon ein Ort der Begegnung“, sagt Vhs-Leiterin Sabine Kasimir. In den Kursen träfen viele verschiedene Menschen aufeinander und lernten sich auf diese Weise kennen. Das könne das Verständnis untereinander stärken. Darüber hinaus soll aber in diesem Jahr mit mehreren Veranstaltungen eine Diskussion zu aktuellen Themen angestoßen werden. Dabei gehe es um Künstliche Intelligenz (KI), den Klimaschutz, das Leben im Alter, Kommunikation und Zeitgeschichte.

Schlagfertig gegen Stammtischparolen

Aber unter dem Reiter „Gesellschaft“ findet sich auch ein Dokumentarfilm über Analphabetismus in Deutschland. Lesen und schreiben können ist elementar, um sich zu informieren und mitzuteilen. Vielen Menschen sei gar nicht bewusst, dass es in Deutschland viele Menschen gibt, die damit Schwierigkeiten haben, so Kasimir. Darüber klärt der Film „Das G muss weg“ auf, der am 23. April 2024 ab 18.30 Uhr im Auditorium der Vhs (Blinke 55) gezeigt wird.

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VHS Leer setzt Themenschwerpunkt "Gesellschaft"
15.01.2024

Eine Argumentationshilfe gegen Stammtischparolen soll eine Veranstaltung am 6. April 2024 bieten. Wer dabei mitmacht, bekommt die Anleitung von Trainerinnen und Trainern der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung. Das Ziel ist, auf diskriminierende Sprüche zu reagieren und dagegen aktiv einzuschreiten. Mit der App Konter-Bunt kann anschließend selbst gearbeitet werden. Die Teilnahme ist kostenfrei, aber eine Anmeldung ist erforderlich. Auf Anfrage sind eigene Termine für Gruppen möglich. „Wir bieten solche Trainings auch als Workshops für Schulen an“, sagt Kasimir.

Denkmäler in Leer und umzu

Diese Workshops, so Fachbereichsleiterin für Sprachen, Kultur und Gesellschaft, Marion Weber, werden in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Ehemalige Jüdische Schule in Leer angeboten. Neben der Aufklärung über Verschwörungstheorien gibt es einen Workshop zur Demokratiebildung und die Beschäftigung mit dem politischen System. Diese Angebote sind für die Schulen kostenfrei – „aber das Halbjahr ist sehr kurz“, bedauert Weber. Noch können sich Interessierte anmelden.

Das neue Programm der Volkshochschule Leer stellten (von links) Juliane Blech (Öffentlichkeitsarbeit), Hans Fricke (stellvertretender Vorstandsvorsitzender), Jörg Furch (Vorstandsvorsitzender), Marion Weber (Sprache, Kultur, Gesellschaft), Sabine Kasimir (Vhs-Leiterin) und Anne Thiel (Pflege, Gesundheit, Ernährung) vor. Foto: Lüppen
Das neue Programm der Volkshochschule Leer stellten (von links) Juliane Blech (Öffentlichkeitsarbeit), Hans Fricke (stellvertretender Vorstandsvorsitzender), Jörg Furch (Vorstandsvorsitzender), Marion Weber (Sprache, Kultur, Gesellschaft), Sabine Kasimir (Vhs-Leiterin) und Anne Thiel (Pflege, Gesundheit, Ernährung) vor. Foto: Lüppen

Mit der Geschichte vor Ort befasst sich eine Reihe von Veranstaltungen zu Denkmälern in Leer. Anlass ist, dass das Denkmal auf dem Denkmalsplatz vor 150 Jahren aufgestellt wurde. Fast jeder kennt es, aber warum steht es dort? Um diese Frage geht es bei einer Geschichtswerkstatt, die sich im 14-tägigen Rhythmus trifft. Außerdem sind Vorträge über weitere Denkmäler in Leer wie das Kriegerdenkmal an der Heisfelder Straße oder die Synagogengedenkstätte geplant.

Das Denkmal in Leer erinnerte ursprünglich an den deutsch-französischen Krieg 1870/71. Der dicke Findling davor wurde mit einer Inschrift dazugefügt, um an die Getöteten der beiden Weltkriege zu erinnern. Foto: Wolters/Archiv
Das Denkmal in Leer erinnerte ursprünglich an den deutsch-französischen Krieg 1870/71. Der dicke Findling davor wurde mit einer Inschrift dazugefügt, um an die Getöteten der beiden Weltkriege zu erinnern. Foto: Wolters/Archiv

„Diese Reihe wurde aus Leer an uns herangetragen“, sagt Kasimir. Für solche Initiativen zeige sich die Bildungseinrichtung stets offen, versicherte sie. „Wir brauchen aber jemanden, der es organisiert.“ In die gleiche Reihe gehört ein Tagesseminar über den „Henker vom Emsland“, den selbst ernannten Hauptmann Willi Herold, der unter anderem fünf Niederländer ermorden ließ. Ein Denkmal für diese Opfer steht im Leeraner Westerhammrich. Bei der Veranstaltung am 20. April werden die Orte des Geschehens aufgesucht.

Lebenslanges Recht auf Bildung

Die Volkshochschule fühlt sich dem „lebenslangen Recht auf Bildung“ verpflichtet, sagte Sabine Kasimir bei der Vorstellung des Semesterprogramms in der Haneburg. Dieses gibt es nach wie vor als gedrucktes Heft, aber es wird nicht mehr wie früher an die Haushalte verteilt. Die 13.800 Exemplare werden vielmehr an alle gesendet, die im vergangenen Jahr an einer Vhs-Veranstaltung teilgenommen haben, aber auch auf Wunsch. „Ein Anruf genügt“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Vhs, Jörg Furch.

Die Tendenz gehe aber eindeutig dahin, die Kursangebote über das Internet zu suchen und direkt zu buchen, so Furch. 657 Veranstaltungen werden im ersten Halbjahr angeboten, dazu gehören auch die Integrationsangebote sowie die 183 Kurse in den Außenstellen. 31 Kurse werden komplett online durchgeführt. Schon jetzt liegen 489 Buchungen vor, hieß es bei der Programmvorstellung.

Neu sind in diesem Jahr zum Beispiel Zeichenkurse mit dem Künstler Markus Giersch, der in das „Rural Sketching“ (Zeichnen von Landschaften und Gebäuden) sowie dem „Harbour Sketching“ (Zeichnen im Museumshafen) einführt. Dozent Max Quast steigt in fünf Workshops in die Thematik von Künstlicher Intelligenz ein. Dabei geht es zum Beispiel um den Einsatz von KI in Office-Programmen, dem Erstellen von Bildern oder Texten. Diese Kurse finden im Makerspace des Digital Hub statt, Teilnehmer können die Technik selbst ausprobieren.

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