Frau am Freitag Der Groschen fiel zu spät

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Eine Kolumne von Nikola Nording
| 19.04.2024 06:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Der Bekannte der Frau am Freitag denkt noch immer an eine verpasste Chance. Die Begegnung mit der Frau ist 30 Jahre her.

Manchmal sind Männer echte Hornochsen. Diese These hat nicht die Frau am Freitag aufgestellt, sondern einer ihrer Bekannten. Festgemacht hat er sie an sich selbst und belegt mit einer Geschichte, die mehr als 30 Jahre her ist. Bei einem Kongress traf er nämlich kürzlich jemanden, der mit einer früheren Mit-Volontärin von ihm zusammen gearbeitet hat. „Kennst du die Britta, die würde ich gern mal wiedersehen“, fragte er aufgeregt. Der Grund ist nämlich eine 30 Jahre alte Wunde in seinem Herzen.

Britta und er waren während ihres Volontariats bei einem Verlag rund um Bremen abends im Kino. Sie schauten sich einen Gruselfilm an. „Da wurde Britta im Kino schon ganz anschmiegsam, das hab ich wohl gemerkt“, erzählte der Bekannte. Nach dem Kino brachte Britta den Bekannten dann noch zur Fähre. Sie lebte in Bremen, er im Bremer Umland und musste mit einer der Weser-Fähren wieder nach Hause. Als das Schiff auf sich warten ließ, bot Britta an: „Wenn du möchtest, kannst du auch bei mir schlafen!“ Ein Elfer ohne Torwart, wenn jemand die Frau am Freitag fragt. Die Dame war ganz offensichtlich hinter meinem Bekannten her. Doch der heute Mittfünfziger antwortete: „Nee nee, die Fähre kommt ja gleich. Das passt schon“, und legte mit dem Schiff ab. Die Erkenntnis traf ihn auf der Fähre wie ein Schlag: „Da wurde es mir klar: Ich Hornochse.“ Die Frau am Freitag hakte nach: „Ward ihr beide Single und war sie süß?“ Der Bekannte jaulte auf: „Ja, es wäre perfekt gewesen.“ Diese verpasste Chance schien den heute glücklich Verheirateten noch immer zu wurmen. „Ich würde ihr gern heute noch sagen, dass ich es damals nicht gecheckt habe.“

Was kann man daraus lernen? Die Frau am Freitag sieht es so: Wenn sie sich das nächste Mal wegen eines Mannes, der ihre Zuneigung nicht erwidert hat, ärgert, kann sie ohne schlechtes Gewissen sagen: „Vielleicht hat er mich nicht verstanden und ärgert sich in 30 Jahren!“ Ist unwahrscheinlich, das weiß sie auch, aber nicht unmöglich. Und es hilft beim – tapfer bleiben.

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