Tipps für Angehörige Wenn Alzheimer aggressiv macht

| 24.06.2025 11:02 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Menschen, die an Alzheimer-Demenz erkranken, leben zunehmend in ihrer eigenen Welt. Foto: Joanna Nottebrock
Menschen, die an Alzheimer-Demenz erkranken, leben zunehmend in ihrer eigenen Welt. Foto: Joanna Nottebrock
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Vergesslichkeit, Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit: Alzheimer verändert vieles. Für Angehörige wird es besonders schwierig, wenn Betroffene plötzlich wütend oder aggressiv werden.

Ostfriesland / OTS - „Die Ursachen für aggressives Verhalten bei Menschen mit Alzheimer-Demenz können vielfältig sein“, heißt es bei der Alzheimer Forschung Initiative (AFI). „Die Erkrankten leben zunehmend in ihrer eigenen Realität, verstehen gewohnte Abläufe nicht mehr und können die Handlungen ihrer Mitmenschen immer weniger nachvollziehen. Dies kann zu Angst, Verunsicherung und in der Folge auch zu Wutausbrüchen und Aggressionen führen.“

Auch das Gefühl von Abhängigkeit und Hilflosigkeit kann aggressives Verhalten auslösen, denn Menschen mit Alzheimer können sich bedrängt oder überfordert fühlen, weil sie eine Situation als ungewohnt oder bedrohlich wahrnehmen. Auslöser für plötzliche Angst oder Wut können deshalb auch fremde Menschen, laute Geräusche oder zu viel Licht sein. Nachfolgend Tipps für Angehörige, die von den AFI-Experten zusammengestellt worden sind.

Experten raten Angehörigen, sich auf die Gedankenwelt von betroffenen einzulassen und ihnen wertschätzend gegenüberzutreten. Foto: Joanna Nottebrock
Experten raten Angehörigen, sich auf die Gedankenwelt von betroffenen einzulassen und ihnen wertschätzend gegenüberzutreten. Foto: Joanna Nottebrock

1. Das Verhalten nicht persönlich nehmen: Machen Sie sich bewusst, dass das Verhalten der erkrankten Person nicht gegen Sie persönlich gerichtet ist, sondern durch die Erkrankung bedingt. Im oft stressigen Pflegealltag ist das sicherlich nicht immer einfach. Wenn Sie merken, dass eine Situation zu herausfordernd ist, nehmen Sie sich die Zeit, das Zimmer kurz zu verlassen, um tief durchzuatmen und sich wieder zu sammeln.

2. Den Alltag strukturieren: Um Überforderungssituationen zu vermeiden, sollte der Alltag für Betroffene so einfach wie möglich gestaltet werden. Feste Routinen, eine vertraute Umgebung und ein klar strukturierter Tagesablauf können Menschen mit Demenzerkrankungen wichtige Orientierung und Sicherheit geben. Die Wohnungseinrichtung sollte möglichst nicht verändert werden, vertraute Gegenstände sollten an ihrem gewohnten Platz bleiben. Kündigen Sie Termine - wie zum Beispiel Arztbesuche - rechtzeitig an und planen Sie genügend Zeit ein.

3. Auf die Gedankenwelt der Erkrankten einlassen: Durch eine wertschätzende und einfühlsame Haltung können Aggressionen vermindert werden. Wichtig ist, sich auf die Gedankenwelt und Realität der erkrankten Person einzulassen. Hilfreich kann es sein, biografische Informationen zu nutzen: Was war dem Menschen früher wichtig? Was beruhigt ihn? Versuchen Sie herauszufinden, welcher Auslöser das Verhalten beeinflusst hat - und stellen Sie diesen, wenn möglich, ab. Vermeiden Sie Zurechtweisungen oder Richtigstellungen, denn sie führen selten zum Ziel und können zusätzlich verunsichern oder verärgern.

4. Auf eine einfache Kommunikation achten: Damit sich ein Mensch mit Demenz wahrgenommen und verstanden fühlt, ist eine ruhige, klare Kommunikation entscheidend. Das erfordert vor allem Ruhe und Geduld. Achten Sie darauf, langsam, deutlich und in kurzen Sätzen zu sprechen. Gesten und eine deutliche Körpersprache können beim Verständnis helfen. Stellen Sie Fragen, die mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können. Wechseln Sie das Thema, wenn die Person bei einem Gespräch nicht folgen kann oder sich verunsichert fühlt. Im späteren Krankheitsverlauf, wenn Sprache und Kognition nachlassen, werden Blickkontakt und Körpernähe wichtiger als Worte.

Viele Erkrankte können sich zumindest bruchstückhaft an die eigene Vergangenheit erinnern. Biografische Informationen zu nutzen, kann deshalb im Umgang hilfreich sein. Grafik: Alzheimer Forschung Initiative
Viele Erkrankte können sich zumindest bruchstückhaft an die eigene Vergangenheit erinnern. Biografische Informationen zu nutzen, kann deshalb im Umgang hilfreich sein. Grafik: Alzheimer Forschung Initiative