Kolumne „Frau am Freitag“ Ein wirklich teurer Seitensprung


Ein heimliches Liebespaar, das ein Konzert besucht – klingt romantisch. Doch in Zeiten von Internet und Kiss Cams ging diese Affäre viral. Und das hatte gänzlich unromantische Konsequenzen. Zu Recht?
Die Frau am Freitag ist gerade mal wieder richtig froh über ihr Alter. Die Gnade der frühen Geburt hat ihr Jahrzehnte der Anonymität beschert. Sie konnte flirten, schäkern – sagt man das überhaupt noch? – und, wenn gewollt, auch mal zur Seite springen, ohne dass es gleich Milliarden Menschen erfahren hätten. Heutzutage bleibt nix mehr privat. Und wenn es so richtig schief läuft, geht die Affäre im Internet glatt viral.
Ja, diese Frau am Freitag hat irgendwie Mitleid mit dem CEO und seiner Personalchefin, die so vertraut beim Konzert von Coldplay gekuschelt haben. Sie sind zwar verheiratet – blöderweise aber nicht miteinander. Kann passieren. Die Konsequenzen sind hart: Er ist seinen gut bezahlten Job los, sie ist erstmal beurlaubt. Seine Frau hat angeblich auch schon die Scheidung eingereicht. Und vor allem: Das Kuschelpärchen erntet weltweit Schadenfreude. Ein wirklich teurer Seitensprung.
Ob er das wert war? Vermutlich nur, wenn es keine Affäre war, sondern doch die große Liebe ist, die eines Tages plötzlich auf dem gemeinsamen Büroflur um die Ecke kam. Kann ja sein, wird sich zeigen. Falls es aber doch nur eine Affäre war, ist der Preis verdammt hoch.
Moralisch ist das Techtelmechtel natürlich verwerflich, keine Frage. Er, der Big Boss, sie die Personalchefin – man sollte von zwei Menschen mit Verstand ausgehen. Aber der setzt eben manchmal aus, wenn das Zentrum der Macht zwischen den Lenden sitzt und die Führung übernimmt. Dann passiert das allzu Menschliche – Fehler. Ja, den Preis für den „Dummkopf des Jahres“, wie es schon im Netz hieß, hat der Mann wirklich verdient – die Frau aber auch.
Es gibt Millionen Affären, die nicht auffliegen. Ein deutscher CSU-Politiker namens Seehofer hat seine Frau jahrelang betrogen, sogar ein Kind hatte er mit der Freundin in Berlin. Seiner Karriere hat die Affäre übrigens nicht geschadet – er durfte Parteichef und Bundesinnenminister werden. Nicht mal das C musste er abgeben – und seinen Ehering durfte er auch behalten.
Ja, Zeiten ändern sich. Frauen verzeihen heute nicht mehr so leicht. Und es gibt – vor allem in den USA – oft strenge Richtlinien gegen Beziehungen am Arbeitsplatz, besonders wenn ein Vorgesetzter involviert ist. Aber ein Mittel gegen Dummheit und sexuelle Anziehung, das gibt es nicht. Deshalb müssen wir wohl weiter – tapfer bleiben.