Kolumne „Frau am Freitag“ Warten bis zum Wahnsinn
Die Frau am Freitag war auf einer Hochzeit – und spät dran. Das sorgte für Ärger bei der Fahrgemeinschaft. Eine Kolumne über gesellschaftliche Erwartungen.
Warten, warten, warten... Das Leben zwischen Frau und Mann ist nicht immer leicht. Und das liegt nicht nur an banalen Missverständnissen, sondern auch an den gesellschaftlichen Anforderungen, die uns im Leben begegnen.
Bestes Beispiel: Ich war am Wochenende auf einer Hochzeit. Trauung und Feier waren wunderschön, aber auch knapp getimed – jedenfalls für mich als Frau. Nach der Trauung hieß es für mich: Schnell ab nach Hause, schließlich brauche ich etwas mehr als eine Stunde, um meine langen Haare mit dem Lockeneisen in Form zu bringen. Ich wollte schließlich festlich und vor allem schön aussehen am Abend. Nachdem ich etwa dreiviertel meiner Mähne gelockt hatte, kam die Erkenntnis: Ich schaffe es nicht rechtzeitig bis wir abgeholt werden. Egal, schnell weitermachen war die Devise. Danach noch Make-Up und als Letztes die Nägel. Achja, und das Kleid musste natürlich auch noch mit dem Steamer etwas von Falten befreit werden.
Natürlich hätte ich all das auch einfach lassen können. Knitter-Kleid drüber schmeißen und fertig. Aber hätte ich mich dann auf der Hochzeit wohlgefühlt? Nö. Hätten alle etwas schräg geguckt, wieso ich so ungepflegt und achtlos zur Hochzeit komme? Aber hallo.
Und so verflogen mehr als zwei Stunden, um sowohl meinem als auch dem Anspruch der Gesellschaft an eine Frau auf einer Hochzeit gerecht zu werden. Und wäre das nicht schon stressig genug, fing es dann an, unten vor der Tür zu hupen. Trotz der obligatorischen „Ich brauche zehn Minuten länger“-Ankündigung bei den Mitfahrenden stand das Fahrerauto pünktlich vor der Tür – der absolute Horror.
Einer im Auto war besonders erbost über meine Verspätung. Es wundert mich nicht, schließlich musste er sich nur einen Anzug anziehen und war fertig.
Warten, warten, warten... Die einen warten auf die Frau, die anderen auf Verständnis. Also: tapfer bleiben!
Liebe in Zeiten der Sicherheit
Ein 13. war ihr gemeinsamer Glückstag
