Victorbur Jahrzehntelanges Ehrenamt gewürdigt


Gerda Wallaart aus Victorbur ist mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Für diese Verdienste bekam sie den Orden.
Moordorf - Am vergangenen Mittwoch hat Landrat Olaf Meinen im Namen des Bundespräsidenten Gerda Wallaart aus Südbrookmerland das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Die Auszeichnung fand in feierlichem Rahmen in der Gaststätte „Torfhuus“ beim Moormuseum in Moordorf statt.
Gerda Wallaart hatte zu dem besonderen Anlass Familienmitglieder und langjährige Wegbegleiter eingeladen. Ebenfalls mit dabei waren der Südbrookmerlander Bürgermeister Thomas Erdwiens sowie Michael Müller vom Amt für Jugend und Soziales des Landkreises Aurich. Wer die 77-Jährige für die Auszeichnung vorgeschlagen hatte, blieb – wie üblich – unklar.
In seiner Laudatio stellte der Landrat die Bedeutung von Pflege- und Adoptivfamilien für die Gesellschaft heraus. „Für Kinder bedeutet eine Pflegefamilie oft die erste Stabilität in ihrem Leben“, sagte Meinen. Gerade in schwierigen Situationen seien es Pflege- und Adoptiveltern, die Geborgenheit, Vertrauen und Zukunftsperspektiven schenkten. Genau in diesem Bereich habe Gerda Wallaart in den vergangenen Jahrzehnten Außergewöhnliches geleistet.
Eigenes Pflegekind aufgenommen
In den 1990er Jahren nahm sie selbst ein Pflegekind auf. Aus den eigenen Erfahrungen erwuchs der Entschluss, sich nicht nur um das eigene Kind, sondern auch um andere Pflege- und Adoptivfamilien zu kümmern. 2005 trat sie dem Verein APFEL – Adoptiv- und Pflegeeltern in Ostfriesland – bei, wo sie seit 2007 im Vorstand mitarbeitet. Bis heute ist sie als Beisitzerin und Protokollführerin aktiv. „Von Anfang an war sie daran interessiert, ein gutes Netzwerk aufzubauen und Fachwissen zu erarbeiten“, heißt es in einer Stellungnahme des Vereins. Seit fast zwei Jahrzehnten sei sie ein tragendes Mitglied.
Auch auf Landesebene übernahm Wallaart früh Verantwortung. Bereits 2007 wurde sie in den Vorstand des Landesverbandes PFAD Niedersachsen gewählt, von 2013 bis 2019 war sie dessen Vorsitzende. Unter ihrer Leitung habe der Verband mit Umsicht und Weitblick Strukturen verbessert, die Vernetzung gefördert und die Stimme der Pflege- und Adoptivfamilien auch auf politischer Ebene hörbar gemacht.
An tragfähigen Lösungen gearbeitet
Als Mitinitiatorin des „Runden Tisches der Pflege- und Adoptivfamilien“ ab 2012 war die Südbrookmerländerin an der Erarbeitung von Positionspapieren und Stellungnahmen zu Gesetzesvorhaben beteiligt. Dabei ging es ihr stets um tragfähige Lösungen im Sinne der Kinder und Familien, nicht um persönliche Profilierung.
Im Bundesverband PFAD bringt sie ihre Erfahrung inzwischen im Schlichtungsausschuss ein. Dort arbeitet sie daran, Konflikte konstruktiv zu lösen und Brücken zwischen unterschiedlichen Interessen zu bauen. Ihren Mitstreitern gilt sie als verlässliche Ansprechpartnerin, die mit Geduld und Beharrlichkeit den Ausgleich sucht.
Nicht nur in einem Bereich aktiv
Ihr Engagement beschränkt sich jedoch nicht auf den Bereich der Jugendhilfe. Seit 1989 ist Gerda Wallaart Kassenwartin im Wassersportverein Dree Deep in Südbrookmerland. Sie führte die Finanzen des Vereins über Jahrzehnte hinweg, zeitweise sogar in Doppelfunktion, als sie zusätzlich stellvertretend den Vorsitz übernahm. Erst in diesem Jahr wurde sie aufgrund ihrer Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt.
In einer Stellungnahme wird sie als „ehrlich, zuverlässig, loyal – und eine Wucht“ beschrieben. Ein Vorstandsmitglied erinnerte daran, wie Wallaart selbst aus dem Krankenhaus heraus, zwischen Infusionen und Verbandwechseln, den Kassenbericht für den Verein erstellte. Ihr Pflichtbewusstsein sei außergewöhnlich, ihre Einsatzbereitschaft beispielhaft.
Nicht nur ein schönes Wort
Vor fünf Jahren wurde sie in Südbrookmerland im Rahmen der Sportlerehrung für ihr ehrenamtliches Wirken ausgezeichnet. In der Stellungnahme wird hervorgehoben, dass sie trotz gesundheitlicher Belastungen ihre Aufgaben konsequent weitergeführt habe.
Für Landrat Meinen ist die Auszeichnung daher ein folgerichtiger Schritt: „Sie haben Kindern und Familien eine Stimme gegeben, die sonst kaum gehört wird. Sie haben gezeigt, dass bürgerschaftliches Engagement nicht nur ein schönes Wort ist, sondern eine Haltung.“ Im Namen des Landkreises Aurich und des Bundespräsidenten dankte er Gerda Wallaart für ihr Wirken.