Kolumne „Frau am Freitag“ Sexuelle Nötigung für die TV-Quote?

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Eine Kolumne von Kristina Groeneveld
| 14.11.2025 09:28 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Realitystar Alex Petrović macht in dieser Woche Schlagzeilen. Grund sind seine Aussagen in der Reality-TV-Show „Temptation Island VIP“. Foto: Thomas Banneyer/dpa (Archivbild)
Realitystar Alex Petrović macht in dieser Woche Schlagzeilen. Grund sind seine Aussagen in der Reality-TV-Show „Temptation Island VIP“. Foto: Thomas Banneyer/dpa (Archivbild)
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Was war das bitte? In dieser Woche wurden im deutschen Reality-TV mehrfach Grenzen gegenüber Frauen überschritten – und die Produktion macht nichts. Die Frau am Freitag ist angewidert.

„Nach einer halben Stunde hatte die ein schlechtes Gewissen und kam zu mir, und dann hatten wir Sex – aber nur, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte.“

Ja, lassen Sie das gerne mal sacken. Das, was der „maskuline Mann“ Aleks Petrović hier vom Tag seiner Verlobung in der neuen Folge der Reality-TV-Show „Temptation Island VIP“ erzählt, ist – und das möchte ich ganz deutlich sagen – sexuelle Nötigung. Er erpresst seine Verlobte Vanessa emotional, um seinen winzigen Aleks zu versenken – egal auf welche Kosten, egal ob sich seine Verlobte währenddessen ekelt.

Es passiert nicht oft – denn was kann einen noch schocken –, doch in dieser Woche saß ich fassungslos vorm Fernseher. Grund war mein „guilty pleasure“ „Temptation Island VIP“. Für alle, die es nicht kennen, erkläre ich kurz das Showprinzip: Prominente Paare stellen ihre Beziehung auf die Probe, indem sie getrennt voneinander in Villen mit attraktiven Singles leben. Ziel ist es, der Versuchung zu widerstehen und zu testen, wie stark das Vertrauen und die Liebe in der Partnerschaft wirklich sind. Eigentlich nicht so schwer, könnte man meinen – doch vom Fremdvögeln bis zum Verlieben in eine Verführerin, wir haben alles schon gesehen.

Die Abgründe, die in dieser Staffel bei „Temptation Island VIP“ gezeigt werden, überschreiten allerdings die Grenzen. Drei Verführerinnen werden von Aleks angespuckt, denn „es ist ihr Job“. Dann erzählt er, wie er seine Verlobte zum Sex nötigt und als Krönung vergleicht er sie mit einem Fisch und sagt: „Meine Frau gibt nicht, wie diese Fische“ als Anspielung auf sein Sex-Leben. Und er lacht.

Und die Produktion? Macht nichts. Es gibt keine Konsequenzen vom Sender – es ist sogar noch schlimmer. Nun wurde Aleks von RTL für das nächste Format gebucht. Und jetzt erzählt mir bitte niemand mehr etwas über die angebliche Cancel-Culture, die Männer immer wieder erleben müssen. Es gibt keine. Kritik versickert wie Wasser in der Wüste und das war‘s. Kurzer Shitstorm, nächste Show. Was nehmen wir als Frauen, was nehmen junge Menschen daraus mit? Dass es in Ordnung ist, Frauen zu entmenschlichen? Sie anzuspucken, zu nötigen, zu bedrängen, zu diffamieren – denn die Konsequenzen bleiben ja aus. So darf es nicht weitergehen. Doch bis dahin heißt es wohl oder übel: tapfer bleiben.

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