Fußball-Nationalmannschaft Nagelsmanns WM-Glücksgefühl bei „Country Roads“ und Pizza
Pizza in der Kabine, Jubel bei den Fans: Die DFB-Elf holt doch noch souverän das WM-Ticket. Bei Kapitän Kimmich löst das besondere Gefühle aus. Der Bundestrainer fliegt als Erster in die USA.
Der US-Gassenhauer „Take me home, country roads“ war gerade bei der DFB-Jubelparty in Leipzig verklungen, da schritt Julian Nagelsmann an den Fans vorbei zum TV-Interview. Applaus und Zuspruch schlugen ihm entgegen. Aber Genugtuung nach viel Kritik wollte der Bundestrainer mit dem WM-Ticket in der Tasche nicht für sich reklamieren. Auch nicht nach sechs Treffern für das Hochgefühl gegen die Slowakei.
„Genugtuung hat immer so einen leichten negativen Touch, als wenn ich irgendwie sauer wäre auf alle anderen. Ich bin sehr glücklich, was die Mannschaftsleistung angeht. Ich freue mich super für die gesamte Gruppe“, sagte der Bundestrainer. Weggewischt waren alle Zweifel: Die Mega-WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko findet mit dem vierfachen Champion Deutschland statt.
Aber natürlich war die Erleichterung über die Qualifikation als solche und über die grandiose Art und Weise des letzten Akts auch bei Nagelsmann zu spüren. Sein ganzes Wirken als Bundestrainer hätte auf dem Prüfstand gestanden, wenn das schiefgegangen wäre. Das große Fußball-Glück schwappte förmlich über zu Rudi Völler und auch zu Jürgen Klopp auf der Tribüne, der unter seiner Schiebermütze grinste, als habe er selbst als Trainer nochmal zugeschlagen.
Pulsgeber Kimmichs WM-Gefühl
Auch in der deutschen Kabine wurde ordentlich gefeiert, als der Lieferservice Pizza brachte. Keiner brachte die Gefühlswelt der Nationalspieler so auf den Punkt wie Joshua Kimmich. Der Kapitän ist das Gesicht dieses Teams, sein Antreiber und Pulsgeber. Keiner weiß nach den Turnierdebakeln 2018 und 2022 besser als der 30-Jährige, wie es sich anfühlt, bei einer WM zu verlieren. Jetzt schon vor der Endrunde zu scheitern, wäre unerträglich gewesen.
„Ich habe es den Jungs auch gesagt, die WM ist das Größte, was es gibt für einen Spieler in seiner Karriere, für sein Land bei der Weltmeisterschaft spielen zu dürfen. In Deutschland ist man es nicht gewohnt, dass das auf der Kippe steht“, sagte Kimmich.
Die Kippe kippte in die richtige Richtung. Warum? Das konnte nicht einmal Nagelsmann so richtig beantworten. Fußball sei nun einmal ein sehr spezieller Sport, sei nicht vorhersehbar. „Und deswegen ist Fußball so eine große Faszination“, schloss er an. Drei Tage nach dem zähen 2:0 in Luxemburg war die DFB-Elf wie ausgewechselt.
Die reinen Zahlen lassen nicht vermuten, dass die Qualifikation als holprig in Erinnerung bleiben wird. 16:3 Tore bei 15 Punkten. Fünf Siege in Serie und vier davon ohne Gegentor. Doch die von Nagelsmann Ende August eingeforderte große Dominanz gab es erst jetzt zum Gruppenfinale gegen die Slowaken.
Ob die Fähigkeiten auch schon auf dem Niveau der WM-Topfavoriten aus Argentinien, Spanien und Frankreich sei, wollte Nagelsmann nicht kommentieren. „Ich sage jetzt nicht, was ich gerade denke. Das ist so besser. Aber wir arbeiten daran, dass wir gut präpariert sind“, versicherte der 38-Jährige.
Zwei Testgegner noch offen
Und Nagelsmann legt auch gleich los. Am 5. Dezember geht es nach Washington zur Gruppenauslosung. Dann wird die DFB-Elf als nun neunter der Weltrangliste erwartbar unter den zwölf in Topf eins gesetzten Teams sein - auch ein Ziel, dass der Bundestrainer immer hatte. In den USA wird noch das mögliche Quartier begutachtet. Und dann müssen noch weitere Grundzüge der Turniervorbereitung festgezurrt werden. In der Elfenbeinküste (30. März/Stuttgart) und Finnland (31. Mai/Mainz) stehen erst zwei von vier Testgegnern vor der Endrunde fest.