Repräsentative Befragung Jeder dritte Erwachsene fühlt sich häufig gestresst

dpa
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Von dpa
| 26.11.2025 04:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Chronischer Stress erhöht das Risiko für Rückenschmerzen deutlich. (Symbolbild) Foto: Jonas Walzberg
Chronischer Stress erhöht das Risiko für Rückenschmerzen deutlich. (Symbolbild) Foto: Jonas Walzberg
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Früher war es weniger stressig - davon sind viele Menschen laut einer Umfrage überzeugt. Wie der Stresslevel heute aussieht und was beim Abschalten hilft.

Fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland (31 Prozent) fühlt sich häufig gestresst. Nur acht Prozent empfinden eigenen Angaben zufolge gar keinen Stress, wie aus einer repräsentativen Befragung der Techniker Krankenkasse hervorgeht. Die Ergebnisse des sogenannten Stressreports werden am Mittwoch in Berlin vorgestellt. 35 Prozent gaben demnach an, manchmal gestresst zu sein, bei 26 Prozent ist das selten der Fall. 

Für den Report hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Techniker Krankenkasse 1.407 Menschen in Deutschland ab 18 Jahren zu ihren Erfahrungen mit Stress befragt. Die Befragung fand im Mai 2025 statt. 

Menschen empfinden das Leben heute stressiger als früher 

Rund drei von fünf Erwachsenen in Deutschland empfinden das Leben heute stressiger als noch vor 15 oder 20 Jahren. Demnach teilen 57 Prozent der Befragten die Auffassung, dass die Belastung gestiegen ist. 40 Prozent gaben an, dass heute einfach mehr über Stress gesprochen werde. Menschen zwischen 40 und 59 Jahren haben im Vergleich zu Menschen zwischen 18 und 39 Jahren öfter den Eindruck, dass sie mehr Stress haben als früher (63 Prozent gegenüber 53). 

Frauen haben einen höheren Stresslevel 

Ein Vergleich mit Befragungen aus den vergangenen Jahren zeigt, dass der Stresslevel früher tatsächlich niedriger war. Beim Stressreport aus dem Jahr 2013 gaben 57 Prozent der Befragten an, manchmal oder häufig gestresst zu sein. Im Jahr 2016 waren es schon 60 Prozent, 2021 waren es 64 Prozent, im aktuellen Report sind es zusammengerechnet 66 Prozent. 

Bei Frauen ist der Stresslevel deutlich höher als bei Männern: 71 Prozent fühlen sich häufig oder manchmal gestresst, wie die aktuelle Befragung ergeben hat. Bei Männern sind es 60 Prozent. 

Wer gestresst ist, ist zum Teil schneller gereizt und missmutig. (Symbolbild) Foto: Jonas Walzberg
Wer gestresst ist, ist zum Teil schneller gereizt und missmutig. (Symbolbild) Foto: Jonas Walzberg

Chronischer Stress ist schlecht für die Gesundheit 

„Bis zu einem gewissen Grad gehört Stress zum Leben dazu“, erklärt TK-Chef Jens Baas. „Chronischer Stress jedoch erhöht das Risiko für bestimmte psychische und physische Krankheiten, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Probleme, Rückenschmerzen oder Depressionen.“ 

Was löst den Stress aus? Am häufigsten gaben die Befragten, die sich mindestens manchmal gestresst fühlen, hohe Ansprüche an sich selbst als Ursache an (61 Prozent). Auf Platz zwei liegen Schule, Studium oder Beruf (58 Prozent), gefolgt von Stress durch politische und gesellschaftliche Probleme (53 Prozent). Für 43 Prozent der Befragten spielen zu viele Termine und Verpflichtungen in der Freizeit eine Rolle. Mehrfachantworten waren möglich. 

58 Prozent fühlen sich durch Schule, Studium oder den Beruf gestresst. (Symbolbild) Foto: Sebastian Kahnert
58 Prozent fühlen sich durch Schule, Studium oder den Beruf gestresst. (Symbolbild) Foto: Sebastian Kahnert

Was hilft?

„Wir sind evolutionspsychologisch nicht dafür gemacht, uns den ganzen Tag mit den Krisen des gesamten Planeten auseinanderzusetzen“, erklärt Psychologin Judith Mangelsdorf, Professorin für Positive Psychologie an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin. Es sei daher wichtig zu lernen, gezielt zu steuern, wann und wie oft man sich über die weltpolitische Lage informiere, um sich nicht zu überfordern. „Zum Beispiel, indem wir uns digitale Detox-Zeiten nehmen und nicht im Fünfminutentakt die Nachrichten checken.“ 

Wichtig sei auch, Resilienz aufzubauen, also seelische Widerstandskraft. Das gehe zum Beispiel durch wohltuende soziale Kontakte oder Bewegung und Zeit in der Natur. 

Ein Spaziergang ist ein gutes Mittel gegen Stress. (Symbolbild) Foto: Silas Stein
Ein Spaziergang ist ein gutes Mittel gegen Stress. (Symbolbild) Foto: Silas Stein

Spazieren, Freunde treffen, Musik hören

Tatsächlich verbringt die überwiegende Mehrheit der Befragten (83 Prozent) Zeit in der Natur oder geht spazieren, um Stress abzubauen. 78 Prozent gehen einem Hobby nach, genauso viele treffen sich mit Familie oder Freundinnen und Freunden, um sich zu entspannen. Auch Musik hören oder machen (73 Prozent) und Kochen, beziehungsweise Essengehen (67 Prozent) hilft vielen. Männer trinken im Vergleich zu Frauen häufiger ein Bier oder Glas Wein, um runterzukommen (36 Prozent gegenüber 22 Prozent). Frauen hingegen machen häufiger Yoga oder autogenes Training (28 Prozent gegenüber 11 Prozent). 

Für Stressgeplagte hat Psychologin Mangelsdorf noch einen Tipp: Für das eigene Wohlbefinden ist es ihren Angaben nach wichtig, positive Momente oder Erfahrungen bewusst herzustellen. „Das kann ein gutes Gespräch mit einem netten Menschen, ein Kaffee in der Sonne und die Tatsache sein, dass ich heute mit dem Rad statt mit dem Auto zur Arbeit fahre, weil ich weiß, dass es mir guttut.“

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