Nach tödlichem Unfall Trecker fahren für 19-Jährigen im Korso

| | 09.12.2025 14:33 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Bereits am 27. November 2025 war ein Korso zur Unfallstelle auf der Friedeburger Straße aufgebrochen. Anschließend waren die Teilnehmer geschlossen zur Trauerfeier des 20 Jahre alten Unfallopfers gefahren. Foto: Privat/Archiv
Bereits am 27. November 2025 war ein Korso zur Unfallstelle auf der Friedeburger Straße aufgebrochen. Anschließend waren die Teilnehmer geschlossen zur Trauerfeier des 20 Jahre alten Unfallopfers gefahren. Foto: Privat/Archiv
Artikel teilen:

Noch einmal fahren an diesem Freitag 50 Traktoren im Konvoi die B 436 in Friedeburg entlang. Die Trauerfahrt für einen 19-Jährigen führt dort vorbei, wo er mit einem Schulfreund tödlich verunglückt ist.

Friedeburg - Die Trauer treibt sie gemeinsam auf die Straße: Am Freitag, 12. Dezember 2025, brechen erneut etwa 50 landwirtschaftliche Fahrzeuge auf, um Abschied von einem 19 Jahre alten Unfallopfer zu nehmen. Auch Feuerwehrautos werden diesmal mitfahren. Die Trauerfahrt startet gegen 10.30 Uhr in Altgödens (Sande) und führt gegen 11 Uhr vorbei an der Stelle, an der am 19. November 2025 zwei junge Männer auf der Friedeburger Straße (B436) nahe Etzel bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Ziel des Konvois ist die Trauerfeier des 19-Jährigen in einer Kapelle in Zetel. Die Karte zeigt die genaue Route, die die Traktoren nehmen werden.

Jens Kölln fährt selbst mit – und unterstützt die Initiatoren des Korsos organisatorisch. „Für mich ist es einfach ein Zeichen der Menschlichkeit“, sagt der fünffache Vater aus Horsten auf Nachfrage. „Wir tun das, um den Eltern ein bisschen Licht in dieser dunklen Zeit zu geben.“ Die beiden angehenden Landwirte aus Friesland starben auf dem Weg zur Berufsschule, als ein 62-Jähriger mit seinem Seat auf die Gegenfahrbahn geriet und dort mit ihrem Volkswagen frontal kollidierte. Der Ammerländer hatte 1,67 Promille Alkohol im Blut. Er wurde schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft Aurich hat mittlerweile die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen.

Kreuze an der Unfallstelle an der B436 erinnern an die Opfer

Der 19 Jahre alte VW-Fahrer und sein 20 Jahre alter Beifahrer starben noch an der Unfallstelle. Zurück bleiben in ihrem Umfeld Verzweiflung, Unverständnis – und auch Wut über die Umstände, die zu diesem verheerenden Unfall führten. „Es ist unbegreiflich“, sagt Kölln, der Kinder im gleichen Alter hat und daher beide Unfallopfer kannte. Mit der Gedenkfahrt nehmen Mitschüler, Freunde und Mitarbeiter verschiedener landwirtschaftlicher Betriebe in Ostfriesland und Friesland Abschied von den beiden Verstorbenen. Sie fahren darum erneut für beide Jungs, unterstreicht der Lohnunternehmer. Im Mittelpunkt steht diesmal allerdings der 19 Jahre alte Landwirtschaftslehrling, zu dessen Trauerfeier der Korso aufbrechen wird. Ein Fahrzeug seines Lehrbetriebs wird die Trecker anführen. Zwei Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Zetel fahren am Anfang und am Ende des Konvois mit. Der Verstorbene war Feuerwehrmann.

An der Unfallstelle erinnern diese beiden Holzkreuze, Grablichter und Blumen an die Verstorbenen. Foto: Susanne Ullrich/Archiv
An der Unfallstelle erinnern diese beiden Holzkreuze, Grablichter und Blumen an die Verstorbenen. Foto: Susanne Ullrich/Archiv

Die Initiatoren dieses gemeinsamen Akts des Erinnerns sind auch diesmal Lucas Behrends, Bjarne Hamacher und Finn-Luca Hinrichs. Zuvor hatte es am 27. November bereits einen Korso für den 20-jährigen Beifahrer gegeben. Knapp 50 Trecker waren gemeinsam zur Trauerfeier aufgebrochen. Die Fahrer der großen landwirtschaftlichen Maschinen verabschiedeten sich an der Unfallstelle mit lautem Hupen. Am Ortsausgang von Etzel in Höhe der Hohejohlster Straße erinnern zwei Kreuze aus Holz mit den Namen sowie Geburts- und Sterbedaten an die jungen Männer.

Polizei stoppte den ersten Treckerkorso

Blumen, Grablichter und andere abgelegte Gegenstände markieren den Trauerort. „Das läuft mir eiskalt den Rücken runter“, stellt Kölln angesichts des unfassbaren Leids fest, das der Verlust für die Angehörigen und Freunde bedeutet. Schon für vorbeifahrende Autofahrer ist deutlich sichtbar, wie groß die Anteilnahme am Schicksal der jungen Friesländer ist.

Die B436 am Ortsausgang von Etzel in Richtung Friedeburg. Hier wird die Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 Kilometern pro Stunde aufgehoben. Foto: Susanne Ullrich/Archiv
Die B436 am Ortsausgang von Etzel in Richtung Friedeburg. Hier wird die Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 Kilometern pro Stunde aufgehoben. Foto: Susanne Ullrich/Archiv

Der erste Treckerkorso am 27. November wurde relativ spontan auf die Straße gebracht. Das hatte Folgen: Ein Verkehrsteilnehmer hatte die Polizei Wittmund über den Konvoi informiert. Die Polizei stoppte die Zugmaschinen, die in einer langen Reihe fuhren, in Reepsholt. Von Friedeburg aus wollten die Landwirte über Reepsholt zur Trauerfeier nach Schortens gelangen. Die Beamten zeigten sich nachsichtig, erinnert sich Kölln.

Wer es eilig hat, sollte die Korsostrecke weiträumig umfahren

Diesmal liegt eine offizielle Genehmigung aus Hannover vor, so Kölln. Normalerweise werden Demonstrationen und ähnliche Veranstaltungen von den Ordnungsämtern der betroffenen Landkreise genehmigt. In diesem Fall aber ist die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr zuständig, sagt Wiebke Baden auf Nachfrage. Das ist in diesem Fall notwendig, weil die Korsostrecke unter anderem über eine Bundesstraße verläuft, erläutert die Pressesprecherin der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund. Kölln hat zahlreiche Gespräche zur Abstimmung geführt, sagt er: „Es war ein bisschen komplizierter.“ Alle Behörden in den Landkreisen Wittmund und Friesland hätten jedoch großes Verständnis gezeigt und schnell ihre Zusagen gegeben.

Zielort des Traktorkorsos ist auch am 12. Dezember 2025 wieder die Kapelle, in der die Trauerfeier für das Unfallopfer stattfindet. So war es bereits am 27. November. Foto: privat/Archiv
Zielort des Traktorkorsos ist auch am 12. Dezember 2025 wieder die Kapelle, in der die Trauerfeier für das Unfallopfer stattfindet. So war es bereits am 27. November. Foto: privat/Archiv

Zwischen Etzel und Friedeburg soll der Konvoi am Freitagvormittag an der Ampelkreuzung in Richtung Marx abbiegen, bevor er Kurs auf Zetel nimmt. Die Kreuzung, so Kölln, wird von der Polizei kurzfristig für die Traktoren gesperrt, damit der Korso zusammenbleibt. Auf einer landwirtschaftlichen Fläche nahe der Kirche in Zetel endet der Korso dann. Der Pächter stellt sie für diesen traurigen Anlass als Parkfläche für das landwirtschaftliche Gerät zur Verfügung. Viele Mitfahrende werden anschließend die Trauerfeier besuchen. Pflicht aber ist das nicht, unterstreicht Kölln. „Nicht jeder kann das.“

Es ist damit zu rechnen, dass es im Bereich der Strecke der Trauerfahrt am Freitagvormittag zu Verkehrsbehinderungen aufgrund der langsam fahrenden Traktoren kommt. Für den Korso gilt eine Richtgeschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde. Auf der B436 um die Ortschaft Horsten und Etzel herrscht Tempo 70. Im Bereich der Unfallstelle zwischen Etzel und Strudden liegt die zulässige Höchstgeschwindigkeit bei 100. Andere Verkehrsteilnehmer, die es eilig haben, sollten die Korsostrecke am Freitagvormittag und -mittag nach Möglichkeit meiden.

Ähnliche Artikel