Weihnachtsaktion 2025 Vom Betroffenen zum Helfer – Lukas’ Weg aus der Wohnungslosigkeit

Eva van Loh
|
Von Eva van Loh
| 17.12.2025 07:05 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Lukas ist im Sommer nach Aurich gekommen. Foto: Klaus Ortgies
Lukas ist im Sommer nach Aurich gekommen. Foto: Klaus Ortgies
Artikel teilen:

Als Lukas nach Aurich kam, hatte er keine Wohnung. Doch er hat es aus der Wohnungslosigkeit heraus geschafft und nun hilft anderen, denen es ähnlich geht. Wie er das erreicht hat und was ihn motiviert.

Aurich - „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ ist ein Satz, den wohl jeder schon einmal gesagt hat, ohne viel über ihn nachzudenken. Doch wer ihn sich wirklich zu Herzen nimmt, kann damit sein Leben verändern. Lukas (Name von der Redaktion geändert) hat genau das geschafft. Als er in Aurich ankam, stand er vor dem Nichts: Er war wohnungslos. Er pendelte zwischen dem Übernachtungsheim der ambulanten Wohnungslosenhilfe und dem Tagesaufenthalt am Georgswall hin und her.

Doch das ist Vergangenheit. Der 29-Jährige hat es aus der Wohnungslosigkeit heraus geschafft. Heute lebt er in Aurich in seinen eigenen vier Wänden. Doch dem Tagesaufenthalt ist er treu geblieben. Er ist immer noch fast täglich dort. Heute aber nicht mehr als Besucher, sondern als Helfer. Denn Anfang Dezember hat Lukas seinen Bundesfreiwilligendienst in der Einrichtung begonnen.

Liedtext half durch eine schwere Zeit

Ursprünglich kommt Lukas aus Berlin. Doch einen festen Ort, an dem er aufwachsen konnte, habe er nie wirklich gehabt. Er hatte schon als Kind viele Umzüge hinter sich. Das hat ihn belastet, erinnert er sich. „Immer dann, wenn ich mich am wohlsten gefühlt habe, musste ich wieder den Ort wechseln. Das war schrecklich.“ Auch zu seiner Mutter hatte er keine gute Beziehung. Den Kontakt zu ihr hat er vor zwei Jahren abgebrochen, sagt Lukas. „Das finde ich gut so. Ich komme ohne sie besser klar als mit ihr.“ In seiner Kindheit habe seine Mutter ihn vernachlässigt. „Ich musste mich immer allein durchschlagen“, erinnert sich Lukas. „Meine Oma war eine Ersatzmutter für mich. Quasi die Mutter, die ich nie hatte. Obwohl ich ja eine hatte.“

Heute ist Lukas ein positiv gestimmter Mensch. Er spricht viel von Hoffnung und davon, dass er gern anderen hilft. Doch in seiner Jugend sah das anders aus, nicht zuletzt wegen der vielen Ortswechsel und der Beziehung zu seiner Mutter. „Ich hatte in der Schule eine ‚Mir ist alles scheißegal‘-Einstellung“, sagt der 29-Jährige. „Meine Noten waren mir nicht wichtig. Ich wollte die Schule nur hinter mir haben.“

Doch zum Ende seiner Schulzeit fand er wieder etwas Hoffnung und Motivation, etwas aus seinem Leben zu machen. Und das passierte durch die Musik. Ein Lied, das ihn durch diese Zeit begleitet hat, ist von dem deutschen Rapper Kontra K und trägt den Titel „Hoffnung“. „Denn nur du stirbst zuletzt, schenkst uns den Glauben an uns selbst und dass morgen alles besser wird als jetzt“, heißt es im Text des Songs. „Durch das Lied habe ich gelernt: Solange ich Hoffnung habe, bin ich unbesiegbar.“

Wie Lukas nach Aurich kam

Nach der Schule machte Lukas eine Ausbildung zum Verkäufer in Brandenburg. An diese Zeit erinnert er sich gern. „Die Ausbildung war zwar anstrengend, aber sie hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht.“ Das sei nach dem Tief in seiner Schulzeit das nächste Hoch in seinem Leben gewesen.

Doch leider hielt das nicht für immer. Lukas Großmutter, die ihm nach wie vor sehr wichtig war, ist in dieser Zeit verstorben. „Das hat mich total runtergezogen“, so Lukas. „Ich hab mich danach komplett hängenlassen.“ Über diese Zeit in seinem Leben spricht er nur ungern. Details behält er lieber für sich. Doch auch aus diesem Loch hat er es wieder herausgeschafft. Diesmal war es sein Vater, der ihm dabei half. „Mein Vater hat zu mir gesagt: ‚Entweder du reißt dich jetzt zusammen oder wir brechen den Kontakt ab‘“, erinnert Lukas sich. Diese harten Worte haben ihn motiviert, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. „Ich habe mir dann gesagt: ‚Du kommst da wieder raus. Du musst nur weiter kämpfen.‘“ Wieder war es die Hoffnung, die Lukas dazu brachte, weiterzumachen. Noch heute ist er seinem Vater dafür dankbar, dass er ihn motiviert hat. „Gut, dass es meinen Vater gibt. Sonst wäre ich jetzt nicht hier“, sagt Lukas.

Heute ist Lukas Bundesfreiwilliger beim Tagesaufenthalt in Aurich. Foto: Klaus Ortgies
Heute ist Lukas Bundesfreiwilliger beim Tagesaufenthalt in Aurich. Foto: Klaus Ortgies

Im Sommer führte ihn die Suche nach einem stabilen Leben schließlich nach Aurich. Eine Freundin holte ihn hierher, weil sie ihn unterstützen wollte. Bei ihr wohnen konnte Lukas aber nicht dauerhaft. Dadurch kam er zum Tagesaufenthalt. Wenn er nicht gerade hier oder im Übernachtungsheim war, engagierte er sich in Aurich ehrenamtlich. Er half zum Beispiel im Tierheim aus, indem er mit den Hunden spazieren ging. „Tiere sind immer was Schönes, finde ich“, sagt Lukas. „Zeit mit ihnen zu verbringen, war eine schöne Ablenkung für mich. Und ich konnte den Tieren zeigen, dass sie nicht allein sind und sich auch jemand um sie kümmert.“

„Wohnungslosigkeit wünsche ich niemandem“

Im Oktober fand Lukas dann seine jetzige Wohnung in Aurich. Er ist zufrieden. Sein Fokus auf sich selbst und die Hoffnung, die er nie aufgegeben hat, haben ihn hierher gebracht, sagt er. Er habe einen kleinen Freundeskreis aufgebaut, der ihm viel bedeutet. Heute kann er stolz auf sich sein, sagt er.

Über die Blicke und Vorurteile der Menschen gegenüber Wohnungslosen hat er sich nie viele Gedanken gemacht. „Die Meinung von Außenstehenden interessiert mich nicht“, sagt Lukas. „Diese Leute wissen nicht, warum ich in dieser Situation war. Die können sich denken, was sie wollen. Was wichtig ist, ist, dass ich es wieder da raus geschafft habe.“ Er blicke heute lieber in die Zukunft. „Das ist mir viel mehr wert, als die Zeit, in der ich wohnungslos war. Denn Wohnungslosigkeit wünsche ich wirklich niemandem, obwohl es jedem passieren kann.“

Hoffnung bleibt das Wichtigste

Im Tagesaufenthalt half Lukas schon mit, bevor er seinen Freiwilligendienst begonnen hat. Er begeistert sich vor allem für Technik und kümmert sich um PCs in der Einrichtung. Von Anfang an war er von der Arbeit beeindruckt, die im Tagesaufenthalt geleistet wird. „Da wollte ich auch gerne mithelfen“, sagt er. „Das hat mir meine Oma schon immer beigebracht. Dass man immer versuchen soll, zu helfen, wo man kann. Das tue ich hier.“ Auch in der Küche, beim Verteilen von Spenden und in vielen anderen Bereichen hilft Lukas denen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie er es einmal war.

Auf die Frage nach seinem Lebensmotto hat Lukas eine Antwort, die gut zu seiner Biografie passt. „Positiv denken – auch wenn es schwerfällt. Denn wenn man an das Positive glaubt, verliert man nicht die Hoffnung. Und das ist das Wichtigste.“

OZ-Weihnachtsaktion 2025

Spendenkonto: Ein Herz für Ostfriesland gGmbH

IBAN: DE89 2802 0050 7016 6111 01

Oldenburgische Landesbank AG

Stichwort: OZ Weihnachtsaktion 2025

Sie können hier auch über PayPal spenden.

Ob fünf oder 500 Euro – jede Spende ist willkommen. Die Spendernamen werden bei der Weihnachtsaktion veröffentlicht. Wenn Sie spenden, aber nicht genannt werden wollen, vermerken Sie das bitte. Die Verwaltungskosten werden von der Zeitungsgruppe Ostfriesland getragen. Bei Beträgen ab 199 Euro kann per E-Mail an info@einherzfuerostfriesland.de eine Spendenquittung beantragt werden.

Ähnliche Artikel