Automobile Nostalgie: Passat nach 20 Jahren nach Ostfriesland zurückgeholt

Uwe Prins
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Von Uwe Prins
| 18.12.2025 09:31 Uhr | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Sinzing, 31. August 2024: Pascal, der Sohn von Matthias Ennen, sichert den Passat mit Gurten – dann geht es für den Passat zurück in die Heimat. Foto: privat
Sinzing, 31. August 2024: Pascal, der Sohn von Matthias Ennen, sichert den Passat mit Gurten – dann geht es für den Passat zurück in die Heimat. Foto: privat
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Matthias Ennen trennte sich 2004 von seinem getunten Kombi: „Das Auto hat mich nie losgelassen.“ Im vergangenen Jahr hat der Moormerländer den Wagen in Bayern aufgespürt - und zurückgekauft.

Moormerland - Mehr als 4,5 Millionen Limousinen und Kombis der zweiten Passat-Baureihe B 2 (interner Code 32 b) liefen zwischen 1980 und 1988 in den Volkswagen-Werken in Emden und Brüssel vom Band. Elf Jahre nach dem Ende der Produktion besorgte sich Matthias Ennen ein Exemplar der Vertreter- und Familienkutschen. Baujahr 1987. „Vier Jahre lang habe ich an dem Passat herumgeschraubt“, sagt der heute 51-Jährige. „Das Auto war mein Heiligtum“, ergänzt der Kfz-Meister.

Verspoilerung, Tiefbettfelgen von Borbet, eine Lufthutze vom Mazda RX-7 auf der Motorhaube, fetter Sportauspuff und Rennkäfig hinter den Vordersitzen – der Moormerländer hatte den Passat komplett von seiner Piefigkeit befreit. Die auffallende Renn-Optik des Einzelstücks hielt in diesem Fall allerdings tatsächlich auch, was sie versprach: „Ich habe einen Fünfzylindermotor aus einem Audi 200 Turbo eingebaut“, erläutert der Ostfriese. Das Triebwerk mit 2,2 Liter Hubraum leistet dank Aufladung 200 PS. Matthias Ennen lächelt. „Der will wohl.“

Bis vor 20 Jahren war der Passat von Matthias Ennen ein Zuschauermagnet auf Tuningtreffen in Ostfriesland. Foto: privat
Bis vor 20 Jahren war der Passat von Matthias Ennen ein Zuschauermagnet auf Tuningtreffen in Ostfriesland. Foto: privat

Eines Tages aber will auch der Moormerländer: Er sagt „Ja“ und heiratet seine Kerstin. Sohn und Tochter werden geboren, die Ennens kaufen ein Haus. Das Familienleben kostet Zeit und Geld – 2004 folgt schweren Herzens ein Inserat bei Ebay. Ein Interessent aus Hannover bekommt den Zuschlag für den Renn-Variant.

„Aber das Auto hat mich nie losgelassen“, gibt Matthias Ennen zu. 20 Jahre später entscheiden Matthias und Kerstin Ennen, nach ihrem Passat zu suchen. Das Internet ist natürlich eine große Hilfe. Auf eine Online- Suchanzeige meldet sich ein Mann, der den VW mal gefahren war. Aber er kann über den Verbleib nichts erzählen. „Wir hatten natürlich nicht viel Hoffnung, den Wagen tatsächlich zu finden“, sagt Matthias Ennen.

Doch ein weiterer Mann meldet sich auf das Online-Inserat: „Er hatte nicht nur die gute Nachricht, dass der Passat nach den ganzen Jahren noch existiert – er wusste auch, wo sich das Auto inzwischen befindet – und stellte den Kontakt zum aktuellen Besitzer in Sinzing (Bayern) her.“

Der Renn-Passat aus Moomerland schaffte es seinerzeit auch in einschlägige Fachzeitschriften. Foto: privat
Der Renn-Passat aus Moomerland schaffte es seinerzeit auch in einschlägige Fachzeitschriften. Foto: privat

Spätestens nach dem ersten Telefonat war für Matthias Ennen und seine Frau klar, dass der Passat wieder nach Ostfriesland muss. „Das Auto war noch exakt im gleichen Zustand, wie ich es damals verkauft habe – mit allen Umbauten. Sogar das Wertgutachten war vorhanden.“ Aber: „Er wollte nicht verkaufen.“

Aber die Ennens blieben hartnäckig. „Wir sind dann so verblieben, dass er nochmal nachdenkt.“ Nach zwei Wochen kam der erlösende Anruf aus Sinzing: „Meine Freude war riesig, als er sagte, dass er mir den Passat doch verkaufen wolle. Er fand die Geschichte dahinter toll und meinte, dass der Wagen zu seinem eigentlichen Besitzer zurückgehört.“

Am 31. August 2024 morgens um 5.58 Uhr starteten Matthias und Kerstin Ennen mit ihrem Sohn Pascal die Rückholaktion. „Wir haben superliebe Menschen kennengelernt. Und wir waren froh, dass der Passat in all den Jahren weiterhin gut behandelt worden war.“

Die Tieferlegung und der Frontspoiler erforderten zunächst Millimeterarbeit, um die Rückholung nach Ostfriesland auf einem Trailer möglich zu machen. Aber Matthias Ennen kennt seinen Passat auch nach 20 Jahren. Foto: privat
Die Tieferlegung und der Frontspoiler erforderten zunächst Millimeterarbeit, um die Rückholung nach Ostfriesland auf einem Trailer möglich zu machen. Aber Matthias Ennen kennt seinen Passat auch nach 20 Jahren. Foto: privat

Doch trotz pfleglicher Behandlung der letzten Besitzer hat die Substanz gelitten. Rostfraß. „Der Passat steht in der Garage. Ich brauche etliche Ersatzteile, um ihn wieder auf die Straße zu bekommen“, sagt der Moormerländer. Unter anderem müssen am Vorderwagen und hinten einige Reparaturbleche eingeschweißt werden, um eine neue TÜV-Plakette zu bekommen. Die H-Zulassung als Oldtimer ist dann eher Formsache, denn die ganzen Umbauarbeiten gelten als zeitgenössisches Tuning.

„Ich bin einfach glücklich, dass der Passat wieder da ist und ich bin meiner Familie sehr dankbar, dass sie das Projekt so unterstützt“, sagt Matthias Ennen.

Leser-Aufruf

Warum fahren Sie einen Oldtimer? Geht es Ihnen auch um Erinnerungen? Suchen Sie ein Modell, das die Eltern oder sie selber als Jugendlicher gefahren sind? Haben sie vielleicht sogar ihr eigenes Auto von früher gefunden – oder ein ähnliches Modell?

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