Erfahrung
Freier Mitarbeiter seit 1972: Wolters erlebte Abenteuerliches
Bodo Wolters ist seit 1972 Freier Mitarbeiter der OZ. Er hat einige spektakuläre Geschichten erlebt. Für ein gutes Foto hat sich der 74-Jährige auch einiges einfallen lassen.
Leer - Seine beste Mitarbeiterin hieß viele Jahre Monika. Kein Artikel von Bodo Wolters erschien ohne ihre Hilfe. Eifersüchtig war seine Frau Hermannda auf Monika allerdings nicht. Denn Monika war seine Olympia-Schreibmaschine und neben seiner Kamera das wichtigste Gerät, um als Freier Mitarbeiter bei der Ostfriesen-Zeitung arbeiten zu können.
Am 7. September 1972 erschien erstmals ein Text des heute 74-Jährigen im Blatt. Der Leeraner ist damit einer der dienstältesten Freien Mitarbeiter der Zeitung. „Ich hatte vorher schon die Pressearbeit bei SC 04 Leer gemacht. Da hat man mich gefragt, ob ich nicht darauf Lust hätte“, sagt Wolters. Sein erster Text würde wohl auch heute noch häufig gelesen werden: In „Warten auf die Spitzhacke“ ging es um Häuser an der Ecke Sickenburg/Westerende, die abgerissen werden sollten. Es passierte nur nichts.
Mitten in der Nacht Bilder abgeholt
Für den gelernten Tischler war das Schreiben eine neue Erfahrung. „Ich war nicht gut in der Schule, ich habe mir das Schreiben selbst beigebracht“, sagt er. Viel größer war aber ohnehin seine Leidenschaft fürs Fotografieren. „Ich habe mir einfach eine Dunkelkammer angeschafft und angefangen“, sagt Wolters. Da musste dann auch seine Frau Hermannda ran. „Ich habe die Bilder zum Trocknen aufgehängt“, sagt sie. Mit der Digitalisierung konnten sich die beiden diese Arbeit sparen. „Allerdings habe ich damals nur wenige Fotos gemacht. Heute mache ich viele und muss aussuchen, was passt. Die Arbeit ist nicht weniger geworden“, sagt Wolters.
Oft genug musste es schnell gehen. „Es haben Redakteure auch nachts vor meiner Tür gestanden und die Bilder abgeholt“, sagt Wolters. Dabei ging es meist um schwere Unfälle. „Das war manches Mal sehr bedrückend“, sagt er. Einmal sei er zu einem tödlichen Unfall gefahren und hatte Sorge, dass sein Sohn im Auto sitzen könnte. Er war es nicht. In seiner Zeit als Blaulicht-Reporter war Wolters aber nicht nur bei schrecklichen Unfällen und Bränden, der Leeraner erlebte auch aufregende Szenen in der Kreisstadt. „Einmal gab es einen SEK-Einsatz in Loga. Da hatte sich ein Mann auf dem NEZ-Parkplatz verschanzt“, erinnert er sich. Er hatte einen Gerichtsvollzieher angegriffen. Stundenlang wurde er von der Polizei belagert. Wolters fragte in der gegenüberliegenden Apotheke, ob er nicht vom obersten Fenster aus Bilder machen könnte. Er durfte und harrte selbst acht Stunden dort aus. „Irgendwann haben sie mir ein Glas Wasser gebracht“, sagt Wolters. Der Lohn war eine ganze Seite in der OZ mit seinen Bildern.
Viele Promis getroffen
Ein anderes Mal half Wolters der berühmte Trick 17: Bei einem Flugzeugabsturz in Oldersum hatten die Einsatzkräfte den Unfallort weiträumig abgesperrt. „Nicht mal mit dem Teleobjektiv konnte man Fotos machen“, sagt er. Da kam ein Landwirt vorbei, der in der Nähe seine Tiere füttern wollte. „Ich habe ihn gefragt, ob ich ein Stück mitfahren darf“, erinnert sich Wolters. Er durfte und so kam er an den Einsatzkräften vorbei und näher an den Unfallort ran.
Seit 2004 arbeitet Bodo Wolters digital. Bilder und Texte werden per Mail zur OZ geschickt. Zurück bleibt ein Fundus mit Hunderten Bildern aus der analogen Zeit. Die Corona-Verlangsamung hat er dazu genutzt, die Bilder zu ordnen. Einige Schätzchen sind dabei ans Licht gekommen, denn Bodo Wolters hatte auch zahlreiche Promis vor der Linse. Politiker wie Gerhard Schröder, Willi Brand, Richard von Weizsäcker, Schriftsteller Günter Grass und Kulturschaffende wie Johannes Heesters, Karl Dall oder Caroline Reibach sind nur ein kleiner Teil aus seinem Fundus.
Am meisten am Herzen lag Wolters die Bilder vom Gallimarkt. Er ist Ehrenherold der Stadt und fest mit dem Markt verbunden. Zahlreiche Aufnahmen zeigen die bunte Welt des Marktes. Doch in diesem Jahr wird der 74-Jährige die alten Bilder sortierten, anstatt neue zu machen.