Was Sie heute wissen müssen

Hilfe für Stolberg | Hilfe für Ahrweiler | Hilfe für Kilian

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 22.07.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Eine der vielen positiven Eigenschaften der Ostfriesen ist ihre Hilfsbereitschaft. Sie zeigt sich gerade angesichts der unbeschreiblichen Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Schon am Freitag bekamen wir erste Anfragen von Lesern, die OZ mögen bitte ein Spendenkonto eröffnen, man wolle dann 500 Euro überweisen. Aber das ist gar nicht so einfach. Wir brauchen schon konkrete Projekte für unser Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“, um einsteigen zu können. Und die gibt es erst, wenn zumindest Teile der Infrastruktur wiederhergestellt und das gröbste Chaos beseitigt ist.

Inzwischen haben wir Kontakt zu den Kollegen der Aachener Zeitung aufgenommen. Die haben nicht nur selber ein Hilfswerk „Menschen helfen Menschen“, sondern deren Verbreitungsgebiet umfasst zwei schwer von dem Hochwasser betroffene Orte, nämlich Eschweiler und Stolberg. Der stellvertretende Chefredakteur Amien Idries hat mir geschrieben: „Wir haben uns dazu entschieden mit unserem Hilfswerk „Menschen helfen Menschen“ auf den längeren Atem zu setzen. Hier wird es vor allem darum gehen, nach der akuten Phase in Absprache mit den Kommunen, Rettungsdiensten und unserer Redaktion nachhaltige Hilfe für Menschen in der Region zu leisten. Von daher wäre eine Solidaritätsaktion OZ-Leser helfen AZ-Lesern sensationell.“ Sobald wir Genaueres wissen, werden wir die Nummer des Spendenkontos bekannt geben.

Faszinierend finde ich, wie viele selbstlose Hilfsaktionen in den vergangenen Tagen entstanden sind. Heute früh startete ein großer Konvoi in den von der Flutkatastrophe besonders hart getroffenen Landkreis Ahrweiler. Die Beteiligung ist enorm. Rund 100 Fahrzeuge mit etwa 120 Helfern fahren morgen Früh los. „Mehr Teilnehmer bekommen wir leider nicht unter“, sagt die Organisatorin Ramona Christians. Mit dabei haben sie Pumpen, Bautrockner, Aggregate, Lebensmittel, Wasser, Tierfutter und vieles mehr. Die Brookmerlanderin Christians hatte gemeinsam mit ihrer Freundin Michaela Schröder die Idee zu der Hilfsaktion. „Wir haben am Freitag die Bilder aus Ahrweiler gesehen“, erzählt sie. Sie kenne dort viele Menschen. „Da haben wir uns gesagt, dass wir etwas machen müssen.“ Jonas Bothe hat mit ihr gesprochen.

Tatsächlich hatte es mich gefreut, dass die jugendlichen Kläger Recht bekamen gegen die Stadt Leer und die „School’s-Out-Party“ doch erlaubt wurde. Als ich gestern dann an dem Feiergelände am Hafen bekam, fand ich allerdings schon daneben, wie die jungen Leute mit der errungenen Freiheit umgingen: Keine Abstände, keine Masken, ein wildes Gedrängel und dazwischen eine entspannte, nicht eingreifende Polizei. Interessant dazu: Zwar gab es laut der Stadt Leer vor dem Verwaltungsgericht Oldenburg keinem Veranstalter der Groß-Party, aber immerhin jemanden, der einen Toilettenwagen organisiert hatte. Rieke Heinig schaute sich das bunte Treiben an. Jonas Bothe und Karin Lüppen haben es kommentiert - unterschiedlich.

Dabei besteht zu solchem Leichtsinn kein Anlass mehr: Am Montag gab es in Ostfriesland elf aktive Corona-Fälle, am Dienstag 22 und gestern 33. Die Reihe sollte sich so bitteschön nicht fortsetzen, sonst haben wir demnächst Verhältnisse wie auf Mallorca oder in den Niederlanden. Von der Null-Inzidenz der vergangenen Wochen haben wir uns inzwischen auch wieder entfernt. Sorgen macht man sich deshalb im Landkreis Aurich auch um die Reiserückkehrer. So wie der 20-jährige, positiv getestete Norder Fußballer, der von Mallorca zurückgekehrt war und wegen dem jede Menge Mitspieler und Discobesucher in Quarantäne mussten. Allerdings waren die Folgen dieses Falls geringer als befürchtet, wie Marion Luppen erläutert.

Kommen wir zum Schluss wieder darauf zurück, mit dem wir angefangen haben: Das große Herz der Ostfriesen. In diesem Fall betrifft es den unheilbar krebskranken, sechs Jahre alten Kilian Sass aus Rhauderfehn. Für ihn haben Freunde der Motorsport begeisterten Familie einen Aufruf zu einer Motorrad-Sternfahrt auf Facebook gepostet. Mit überwältigendem Erfolg, wie Steffen Busemann berichtet. Gestern haben die Organisatoren mitgeteilt, dass wegen des riesigen Teilnehmerandrangs die Route geändert werden müsse und nicht mehr an Kilians Haus vorbeigefahren werden könne. „Macht ordentlich Krach, aber haltet bitte nicht bei Kilian an, weil es dadurch hinter euch zu Staus und Unfällen kommen könnte“, heißt es nun.

Was Sie heute wissen sollten:

  • Am heutigen Donnerstagmorgen machen sich rund 100 Fahrzeuge aus Ostfriesland auf den Weg, um im Landkreis Ahrweiler Betroffenen der Flutkatastrophe zu helfen. Katja Mielcarek steht ultrafrüh auf und ist bei der Abfahrt am Ems-Park in Leer dabei.
  • Für viele junge Menschen beginnt bald ein neuer Lebensabschnitt: Sie fangen eine Ausbildung an. Vera Vogt hat sich umgehört, ob derzeit krisensichere Berufe besonders gefragt sind und ob es noch offene Stellen gibt.
  • Showdown in Südbrookmerland: Die SPD hat eine Sondersitzung des Gemeinderats beantragt. Darin geht es um die Frage, ob eine neue Kita gebaut wird. Der Verwaltungsausschuss hatte sich über ein Votum des Fachausschusses – und vieler Eltern - hinweggesetzt und den Neubau abgelehnt. Marion Luppen berichtet, wie es ausgegangen ist.
  • Wird jemand positiv auf Corona getestet, springt im Gesundheitsamt eine Maschinerie in Gang: die Kontaktnachverfolgung. Telefonieren gegen die Zeit. Das Wittmunder Gesundheitsamt hat für die Presse einen Fall nachgestellt. Imke Oltmanns war dabei.
  • Die FDP hat im Landtag einen neuen Anlauf genommen, den Bau der zweiten Klappbrücke in Emden voranzubringen. Die anderen Fraktionen signalisierten Zustimmung. Aber was heißt das konkret für das Projekt? Gordon Päschel hat nachgefragt.
  • Bootjefahrer und andere Wassersportler merken es: Die Emder Wasserstraßen sind gerade im Stadtgebiet teilweise stark zugewachsen. Wer kümmert sich eigentlich darum, dass die Wege frei bleiben? Mona Hanssen hat recherchiert.

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