Was Sie heute wissen müssen

Weil | Impfausweis | Wältmeisterschaft

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 09.09.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Gestern Nachmittag musste ich mal wieder einen Anzug aus dem Schrank holen. Ministerpräsident Stephan Weil, der zu Wahlkampfterminen nach Leer gekommen war, schaute auch im Verlagshaus in Logabirum vorbei. Kollege Andreas Ellinger und meine Wenigkeit interviewten ihn. Thema waren weder die Entwicklung in Leer noch der Ostfriesland-Plan noch der Bahnanschluss für Aurich, nein, wir unterhielten uns mit Weil über die Fehler, die Erfolge und die Folgen der Corona-Politik, über die wachsende Spaltung der Gesellschaft, über eine Impfpflicht und Luftfilteranlagen in den Schulen. Ich habe schon viele Spitzenpolitiker interviewt, dies war eines der besten Gespräche. Was Weil auszeichnete, waren seine Offenheit, die Zugewandtheit, Selbstkritik und das Wissen um die eigenen Grenzen. Am Freitag soll das Interview online erscheinen, seien Sie gespannt.

Wirklich spannend ist die Geschichte von Daniel Noglik. Er beantwortet die Frage, wie schwer es für Impfgegner oder -skeptiker ist, sich einen (gefälschten) Impfausweis zu besorgen, um sich vor weiteren Einschränkungen des Alltagslebens zu schützen. Antwort: Ganz einfach. Ein wenig Recherche in der Nachrichten-App Telegram, einen der dort werbenden Impfpass-Verkäufer kontaktiert. Nach einem kurzen Treffen auf einer Autobahn-Raststätte und der Übergabe von 180 Euro in bar hielt der (schon lange durchgeimpfte) Kollege ein mit Vakzin-Aufklebern und Impfzentrum-Stempel versehenes gelbes Büchlein in den Händen. Nur das Impfdatum und die Adresse waren noch einzutragen. Die Fälschung als solche zu entlarven, ist schier unmöglich. Um nicht selber wegen Urkundenfälschung belangt zu werden, übergab Noglik das Impfbuch der Polizei. Hier ist die Geschichte.

Welche Folgen die vierte Welle der Corona-Pandemie haben wird, weiß der Ministerpräsident zum jetzigen Zeitpunkt nicht abzuschätzen. Entscheidend sei, möglichst schnell möglichst viele Menschen mit Impfungen zu schützen. Hoffnung setzt Weil in die jungen Leute, zwischen 12 und 17, die nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission nun auch durchgeimpft werden sollen, und in niederschwellige Angebote durch mehrsprachige, aufsuchende Impfteams vor allem in größeren Städten. In Ostfriesland steigt die Sieben-Tage-Inzidenz derweil moderat. Bis auf die Stadt Emden sind die Werte überall noch unter 40, trotz 37 gemeldeten Neuinfektionen am gestrigen Tag.

Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie soll jenes Geld abfedern, das das Land für die Weiterentwicklung der niedersächsischen Innenstädte ausgelobt hat. Knapp sieben Millionen Euro gehen an 14 Kommunen in Ostfriesland. Sowohl Aurich wie auch Emden bekommen deutlich über eine Million Euro, wie gestern bekannt wurde. Aber auch kleinere Gemeinden wie Uplengen, Westoverledingen und die Samtgemeinde Esens bekommen jeweils 345.000 Euro. „Ich glaube schon, dass das Geld sinnvoll eingesetzt werden und etwas bringen kann“, sagt Johann Doden, Chef des Einzelhandelsverbands. Darüber muss nun noch entschieden werden, wie Martin Alberts berichtet.

Über die Folgen des Klimawandels für Ostfriesland sprachen wir gestern auch mit Stephan Weil, unsere Wittmunder Korrespondentin Imke Oltmanns macht das Thema ganz konkret. Wenn der Meeresspiegel steigt, säuft das ökologisch einzigartige Wattenmeer ab oder schrumpft zumindest. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Tierwelt. Für die Zugvögel zum Beispiel. Die Befürchtung: Wird die trocken fallende Wattfläche künftig kleiner, und sind auch die Zeiträume dafür kürzer, gibt‘s wohl auch weniger Nahrung für die Zugvögel. Und das hat viele Konsequenzen.

Allerdings nicht auf das alljährliche Schlittschlickenrennen oder war’s doch Schlickschlittenrennen? Die „Wältmeisterschaft“ in Upleward fand ohne Publikum und mit einigen Corona-Einschränkungen statt. Wie genau das Rennen durchgeführt wurde, darüber berichtet Michael Hillebrand. Das Fazit der Veranstalter ist positiv, auch wenn es nur 60 statt der sonst bis zu 230 Teilnehmer waren.

Was heute wichtig wird:

  • Die Stadt Leer bekommt 755.000 Euro aus dem Förderprogramm „Perspektive Innenstadt“. Was man damit alles machen will, erzählt Redakteurin Katja Mielcarek.
  • Septembermaant is Plattdüütschmaant! Passend dazu stellen wir die neuesten Abenteuer von Joke & Harm, den „Echten Oldersumern“ aus der Feder von Lübbert R. Haneborger vor. Der Autor hat einen neuen Band mit den skurrilen Werftarbeitern vorgelegt.
  • Drei Angeklagte aus Detern sollen Milchabgabemengen falsch angegeben haben und so gegen die Milchquotenregelung verstoßen haben. Der Gesamtschaden beträgt 600.000 Euro. Marion Luppen berichtet aus dem Amtsgericht.
  • Wie ist die finanzielle Situation des Energie-, Bildungs- und Erlebniszentrums (EEZ) in Aurich? Und wie sieht seine Zukunft aus? Der Bund der Steuerzahler hat sich das EEZ einmal genauer angesehen. Gabriele Boschbach berichtet.
  • Nix mehr mit „Moornixe“. Ole Cordsen hat mit Heinz Hülsmann, dem Eigner des ehemaligen Wiesmoorer Ausflugsschiffs gesprochen. Im Juli hatte das Hochwasser in Mülheim an der Ruhr es verschluckt. Inzwischen aber ist es geborgen. Wie geht es weiter?
  • Krippenplätze oder doch lieber einen Impuls für den Radtourismus in Pilsum? Im Krummhörner Dorf überlegen sie, was sie mit dem nicht mehr benötigten Feuerwehrhaus machen. Gordon Päschel holt ein Stimmungsbild bei den Bewohnern ein.

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