Was Sie heute wissen müssen

Strand ist weg | Demos nacheinander | Pranger für Ladendiebe

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 01.02.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Am Tag nach dem Sturm war das Aufräumen angesagt. Gestern wurde die Bilanz von „Nadia“ gezogen. Zum Beispiel auf den Ostfriesischen Inseln. „Unser Badestrand ist weg“, sagte etwa Wangerooges Inselbürgermeister Marcel Fangohr am Montag, nachdem sich Sturm und Wellen abgeschwächt hatten. Bis zu 2,50 Meter hohe Abbruchkanten gibt es nach seinen Angaben auf rund 800 Metern Länge am Strand der Insel. Bürger waren allerdings nicht so arg getroffen von dem Orkan. „Nadia“ hat in Ostfriesland Ziegel von Dächern geweht, mal einen Gartenzaun beschädigt oder einen Baum umgeworfen, der im Fallen ein Auto gestreift hat. „Nichts Erhebliches“ heißt es von den Versicherungen, was der einzelne Betroffene sicher anders sieht. Andreas Ellinger berichtet.

Hochwasserprobleme gab es allerdings schon. Der Hafen in Jemgum wurde überflutet. Und wer zur Gaststätte Luv-Up wollte, musste sich den Weg durchs Wasser bahnen. Was Bürgermeister Hans-Peter Heikens massiv ärgerte. Das Emssperrwerk, das die Orte vor dem Wasser schützen sollte, war nicht geschlossen worden. Warum das so war und warum sich das federführende NLWKN verschätzt hat, hat Vera Vogt recherchiert. „Es bleibt aber wie bei allen Vorhersagen von Naturereignissen eine gewisse Unsicherheit bestehen“, ist für mich das Lieblingszitat des gestrigen Tages.

Noch mal ein Ellinger. Vorige Woche hatte er bei den ostfriesischen Kliniken nachgefragt, welche Folgen die ab 15. März geltende Impfpflicht für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet und wie es in Sachen Omikron läuft. Die Antwort des Klinikums Leer stand noch aus, gestern kam sie: „In den vergangenen acht Wochen haben wir im Klinikum Leer insgesamt 39 positiv getestete Patienten behandelt, sechs davon intensivmedizinisch. Von diesen 39 Patienten waren gut 60 Prozent ungeimpft oder nicht vollständig geimpft. Das Durchschnittsalter dieser Personen lag bei 44.“ 95 Prozent der Mitarbeiter seien geimpft oder genesen. Keine Probleme also!

Wenn es nicht so ernst wäre, müsste man ja zumindest ein bisschen schmunzeln. Gestern wurde in Leer wieder demonstriert. Hunderte Menschen gingen auf die Straße, schön sortiert, nacheinander. Um 17 Uhr gab es eine Menschenkette pro Coronamaßnahmen und Impfen, eine Stunde später kamen die Gegner zusammen und „spazierten“ durch die Stadt. Beide Veranstaltungen waren angemeldet und verliefen friedlich, wie Michael Kierstein berichtet.

Die Frage, wer die „Spaziergänger“ eigentlich sind, beschäftigt weiterhin viele Menschen. Dass sich Verschwörungstheoretiker dort mit besorgten Bürgern mischen, steht außer Frage. Zum besseren Verständnis hat sich die Mobile Beratung Niedersachsen gegen Rechtsextremismus für Demokratie (Regionalbüro Nord/West) mit dem Thema befasst und eine Broschüre herausgegeben, die ab heute erhältlich ist. In „Querverbindungen: das verschwörungsideologische Spektrum in Niedersachsen“ werden erstmals Strategien, Strukturen und Ideologien dieses Spektrums in ganz Niedersachsen zusammengefasst, schreibt Claus Hock. Er hat dazu Jan Krieger von der Beratungsstelle gesprochen.

Das geht dann doch zu weit: „Hausverbot wegen Ladendiebstahl“ und „Hausverbot wegen Ladendiebstahl und Verletzung der Corona-Regeln“ stand auf drei Din-A4-großen Plakaten, die noch am Montagvormittag im Eingangsbereich des Sonderpostenmarkts Haka in Leer hingen. Abgebildet waren verschiedene Männer, teils mit mehreren Aufnahmen. Eine empörte Leserin machte die Redaktion auf die „Steckbriefe“ aufmerksam, und wir fragten bei der Polizei nach. Svenia Temmen, Sprecherin der Polizeiinspektion Leer/Emden, antwortete ganz eindeutig: „Bei solchen Plakaten liegt ein Verstoß gegen Paragraf 22 des Kunsturheberrechts vor.“ Danach dürfen Fotos nur mit Zustimmung der Abgebildeten oder nach einem richterlichen Beschluss verbreitet werden.

Zum Abschluss noch ein Ausflug in die Weltpolitik. Wie sieht eigentlich Ostfrieslands bundespolitisch wichtigster Politiker und vormalige Russland-Sonderbeauftragte Johann Saathoff (SPD) die deutsche Haltung im Ukraine-Russland-Konflikt? Petra Herterich hat mit ihm gesprochen. Der wichtigste Satz: „Wir machen ja Außenpolitik nicht nur, um von möglichst vielen Ländern gut gefunden zu werden, sondern um den Frieden zu erhalten.“ Und der zweitwichtigste: „Wir sollten statt über Waffenlieferungen lieber über diplomatische Lösungen nachdenken.“ Aber lesen Sie selbst.

Was heute wichtig wird:

  • Eine Impfempfehlung gibt es nur für Kinder ab fünf Jahren. Bei Besuchen in Krankenhäusern gilt jedoch die 2G-Plus-Regel. Sind kleinere Kinder also von der Regel befreit und dürfen ihre Angehörigen besuchen? Michael Kierstein hat nachgefragt.
  • Zuerst fehlte es an allen Ecken und Enden, jetzt sind sie fast überall: Insgesamt 60 Teststellen gibt es im Landkreis Leer. Wer darf sie betreiben? Welche Qualifikation muss das Personal mitbringen? Tobias Rümmele hat nachgefragt.
  • Der Ärger ist groß: Für die Sanierung des Militärflugplatzes Wittmundhafen soll eine halbe Milliarde Euro fließen, doch für die lärmgeplagten Anwohner in Webershausen ist nichts übrig. Imke Oltmanns hörte sich in dem Ort um.
  • Die Stadt rüstet mit Fachpersonal auf: Nicole Böning fragt nach, wann Aurichs Wasserstoff-Manager kommt. Die Ansprüche sind hoch. Es soll jemand sein, der die Wasserstoff-Nutzung in Ostfriesland vorantreiben kann.
  • Bettina Keller verfolgt an diesem Dienstag die Verhandlung über eine Unfallflucht: Eine 24-Jährige soll mit ihrem Auto auf der Esenser Straße in Aurich von einem Parkplatz auf die Straße gefahren sein und zwei weitere Autofahrer in einen Unfall verwickelt haben.
  • Gertrud Rantzen ist die neue Ortsvorsteherin von Woltzeten und hat bislang für Deutschlands Auslands-Handelskammern gearbeitet. Im Interview mit Michael Hillebrand berichtet sie von ihren Erfahrungen und wie sie die nun in dem Krummhörner Dorf nutzen möchte.
  • Kater Arnold leistet wichtige Arbeit: Seit mehr als 12 Jahren begleitet er schon Patienten in der „Klinik für seelische Gesundheit“ im Klinikum Emden. Grund genug, den Vierbeiner einmal vorzustellen. Mona Hanssen berichtet.
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