Was Sie heute wissen müssen

Gaspreise | Mumbai Maersk | Seepferdchen

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 04.02.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Vor nichts haben die Deutschen mehr Angst als vor der Geldentwertung. Im Moment haben sie viel Angst zurecht, die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Eine Besserung ist nicht in Sicht, im Gegenteil, die Kriegstrommeln an der Ostgrenze der Ostukraine sorgen für Verunsicherung und weiterhin hohe Energiepreise. Wie hoch diese sind, spüren gerade all jene, die auf Billiganbieter setzten. Einige von ihnen sind pleite gegangen, die Verbraucher fielen in die Grundversorgung des regional zuständigen Versorgers EWE, der muss nun teure Energie zukaufen und legt die Preise logischerweise auf seine Kunden um. Gestern kündigte die EWE an, die Strompreise um knapp zehn und die Gaspreise um über 40 Prozent anzuheben. Damit zahlt Familie Mustermann mindestens 750 Euro mehr pro Jahr. Martin Teschke berichtet.

Da werden Erinnerungen wach: Drei Jahre ist es nun her, dass das Riesencontainerschiff MSC Zoe in der Nordsee vor Borkum bei einem Sturm mit dem Meeresgrund kollidierte und Hunderte Container verlor. Bis heute wird immer wieder Konsummüll angeschwemmt. Vorgestern Nacht, gegen 23 Uhr, havarierte erneut so ein Gigant der Meere, die 400 Meter lange Mumbai Maersk, diesmal auf einer Sandbank vor Wangerooge. Das unter dänischer Flagge fahrende Schiff war auf dem Weg von Rotterdam nach Bremerhaven. Die gute Nachricht vom Havariekommando, das das Containerschiff wieder flott bekommen muss: „Es wurde niemand verletzt, es wurde keine Ladung verloren, das Schiff ist intakt.“ Die schlechte: Ein erster Bergungsversuch gestern Morgen scheiterte, ein zweiter am Nachmittag wurde abgesagt, weil das Hochwasser nicht genug Wasser unter den Kiel brachte. Ein dritter war für heute Nacht geplagt. Ob er erfolgreich war, lesen Sie heute Früh auf oz-online.de. Daniel Noglik hat auch nach den Ursachen des Aufgrundlaufens gefragt.

Ist das nicht wunderbar? Unser Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) fühlt sich ausgerechnet durch die Corona-Katastrophe in seinem Amt bestätigt. Von Landtagskorrespondent Lars Laue im Interview darauf angesprochen, dass ihm sein CDU-Kontrahent Bernd Althusmann „Amtsmüdigkeit“ nachsagte, antwortete Weil: „Ich bin jetzt noch überzeugter von der Sinnhaftigkeit meiner Arbeit, als ich es ohnehin schon war. Ich weiß, dass sehr herausfordernde Jahre vor uns liegen, denn wir müssen uns nicht nur aus der Pandemie wieder herausarbeiten, sondern beispielsweise auch wichtige Weichen stellen in Sachen Klimaschutz und Digitalisierung.“

Da hat er wohl Recht: Jeder Bürger in Niedersachsen hat in den vergangenen zwei Jahren gespürt, welchen Nachholbedarf es gibt. Man könnte auch sagen, was die Politik in den Jahren vor Corona bei den notwendigen Reformen versäumt hat. Und auch im Umgang mit Corona gibt es inakzeptable Härten. Erinnern Sie sich an Heinrich Boekhoff aus Hollen, der nicht zu seiner sterbenden Frau durfte, weil er sich coronainfiziert in Quarantäne befand? Die bittere Geschichte, die Christine Schneider-Berents vorige Woche erzählt hatte, bewegte viele Leser, nicht nur die reformierte Kirchenpräsidentin Susanne bei der Wieden, die am Erscheinungstag in der Redaktion zu Gast war. Sie fordert von den zuständigen Behörden „mehr Sensibilität“. Praktiker haben Ideen für einen Plan B, das Ministerium sagt aber Nein. Ob das letzte Wort schon gesprochen ist?

Nach Morddrohungen gegen eine Mitarbeiterin des Landkreises in Cloppenburg hatte Andreas Ellinger auch bei Behörden in Ostfriesland nach der Bedrohungslage gefragt und erschreckende Antworten bekommen. Gestern hakte er nochmal nach und fragte danach, ob es Schutzmaßnahmen gegen aggressive Bürger gibt. Das Ergebnis entspricht nicht dem Klischee des ruhigen Beamtenjobs. Im Gegenteil. Sogar von „stichfesten Westen und Einsatzhandschuhen mit Schnittschutz“ ist die Rede.

Hass aus dem Netz hat in den vergangenen Tagen die Auricher Realschulleiterin Kathrin Peters erfahren. Weil der Auricher Pöbel-Blogger Stefan Dunkmann sie seinem Fan-Mob unter Missachtung aller Persönlichkeitsrechte zum Fraß vorgeworfen hatte, wurde sie mit Hass-Mails und Drittes-Reich-Vergleichen malträtiert. Jetzt zogen sowohl die angesehene Lehrerin wie auch das Regionale Landesamt für Schule und Bildung juristische Konsequenzen und erstatteten Anzeige gegen die Pöbler. Gut so! Leider lässt sich Brandstifter Dunkmann so nicht in die Schranken verweisen.

Sturmtief Nadia hat am Wochenende zwar einige Schäden verursacht, ist aber dennoch mit ostfriesischer Gelassenheit aufgenommen worden, schließlich sind die Menschen hier die Unbill der Natur gewöhnt. Verärgert sind aber die Bürger der Gemeinde Jemgum, denn sie finden, dass die Überschwemmungen vermeidbar gewesen wären, wenn das Emssperrwerk, gebaut für den Hochwasserschutz, geschlossen worden wäre. Bürgermeister Hans-Peter Heikens hat sich deshalb an den niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies gewandt. „Mein Hinweis ist offenbar ernst genommen worden“, freut er sich. Bereits für den kommenden Montag hat sich Lies zu einem Ortstermin in Jemgum angekündigt. Tatjana Gettkowski wird sicherlich dabei sein und hat auch nachgefragt, warum das Sperrwerk Samstagnacht keinen Schutz bot.

Der Kampf um die Inselstrände mutet an wie Don Quijote und die Windmühlen. Jedes Frühjahr werden Unmengen von Sand auf den Inseln verteilt, um dann im Winter von den Sturmfluten wieder abgetragen zu werden. So auch am Wochenende. Besonders betroffen sind die Strände von Norderney und Langeoog sowie Teilen von Wangerooge. „Die Sandverluste bewegen sich aber noch im Bereich des normalen Wintergeschehens“, sagt Carsten Lippe vom NLWKN. Aber: „Eine unmittelbare Gefährdung der Sicherheit besteht auf keiner der Ostfriesischen Inseln.“ Claus Hock berichtet.

Stellen Sie sich vor, Sie spazieren am Strand und sehen dann, im Sand liegend - ein Seepferdchen. Glauben Sie nicht? Oh doch, das kann sein. Hilde Meeuw aus Uplengen machte am Mittwoch auf Borkum diese besondere Entdeckung. Was tun? Lena Mimkes hat nachgefragt. Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Hilde Meeuw hat jedenfalls die richtige gewählt. Sie hat den noch lebenden Fisch ins Wasser zurückgesetzt.

Was heute wichtig wird:

  • Der neue, moderne Kunstrasenplatz in Hollen erregt die Gemüter. Der Artikel dieser Zeitung löste in den sozialen Netzwerken rege Diskussionen aus. Die Anwohner untermauern die Vorwürfe gegenüber der Gemeinde. Tobias Rümmele hat mit ihnen gesprochen.
  • Eine Familie aus Leer braucht dringend ein neues Auto – und macht deshalb in der TV-Sendung „Mein neuer Alter“ mit. Jetzt war ein Drehteam mit Moderator Det Müller bei einem Autohaus in Leer. Dorothee Hoppe war dabei.
  • Nicole Böning schaut sich die Veggie-Landwirtschaft an: Deren Anhänger machen aus Gras Bouletten, pflanzen Kichererbsen für Ersatzprodukte und dicke Bohnen, statt Soja und Tierfutter zu exportieren. Gibt es diese modernen Landwirte auch in Ostfriesland?
  • Es gibt etwas Ostfriesisches bei Hamburgs Regierendem Bürgermeister Peter Tschentscher. Er hat seinen Zivildienst beim Rettungsdienst in Wittmund abgeleistet. Imke Oltmanns ging auf Spurensuche und traf Hans Gerdes, der mit Tschentscher Zivi war.
  • Im Frühling soll das Freibad Borssum zu neuem Leben erwachen. Wie aber sieht es dort jetzt aus? Gordon Päschel und Klaus Ortgies machen einen Streifzug über Emdens umstrittenste Brache und sprechen mit dem Förderverein über die geplante Wiederbelebung.
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