Was Sie heute wissen müssen

Putin stürzen | Krabben pulen | Flüssiggas anlanden

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 28.03.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Joe Biden, angeblich der „sleepy old man“, der müde alte Mann im Weißen Haus wirkt gerade gar nicht müde. Während des Ukraine-Kriegs ist der US-Präsident als Außenpolitiker so viel unterwegs wie nie zuvor. Bei seinem zweitägigen Staatsbesuch in Warschau ließ er am Samstag einen Satz los, der umgehend relativiert wurde: „Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben.“ In der Sorge Putins Propaganda würde den Satz so deuten, wie er gemeint war, nämlich als Aufruf zum Sturz des russischen Diktators, behauptete das Weiße Haus danach: „Die Botschaft des Präsidenten war es, dass es Putin nicht erlaubt sein darf, Macht über seine Nachbarn oder die Region zu haben. Er sprach nicht über Putins Macht in Russland oder einen Sturz der Regierung.“ So ein Unfug. Natürlich muss Putin weg, damit das brutale Schlachten in der Ukraine ein Ende haben kann.

1500 Kilometer bin ich am Wochenende mit dem Auto unterwegs gewesen, eine familiäre Notwendigkeit. In der Seele weh tat mir allerdings der verfeuerte Sprit - bei einem Preis von rund 2,20 Euro je Liter. Unfassbar. Noch viel schlimmer geht es allerdings den Krabbenfischern an der Nordsee. Ihr Geschäft hat so niedrige Margen, dass sie die Preiserhöhung beim Diesel wirtschaftlich umbringt. Bei einem Besuch in Greetsiel teilte Niedersachsens Fischereiministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) am Samstag mit, dass die norddeutschen Küstenländer ebenso wie die Nachbarstaaten derzeit über Finanzhilfen beraten. Konkretes sagte die Ministerin nicht, dafür aber die betroffenen Fischer, die derzeit 60 bis 70 Prozent ihres Umsatzes für Diesel ausgeben müssen. Normal sind 20 Prozent. Heiko Müller war in Greetsiel.

Dort wurde offiziell ein Forschungsprojekt gestartet, das die regionale Wertschöpfungskette verbessern soll. Ein Großteil der in der Nordsee gefangenen Krabben wird seit Jahren nach Marokko und zurück gefahren, wo die Tiere gepult werden. Mit 2,3 Millionen Euro Fördergeld wird eine neuartige Krabbenpulmaschine bezuschusst, die mit Ultraschall-Technik arbeitet und die von Christin Klever aus Großheide vor gut fünf Jahren im Rahmen ihres Maschinenbau-Studiums entwickelt wurde.

Ein Tötungsdelikt bewegt seit Samstag die Leeraner. Ein 54 Jahre alter Mann aus Leer steht im Verdacht, seinen 51-jährigen Mitbewohner getötet zu haben. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Samstagabend mit. Danach waren die beiden am Freitagabend gegen 23.15 Uhr in einem Mehrfamilienhaus in Leer in Streit geraten. In dessen Verlauf sei der 51-Jährige „durch eine Hiebwaffe verletzt“ worden und gestorben, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Der Tatverdächtige ist in Haft. Über die Umstände der Tat ist bisher nichts bekannt.

Im Umgang mit dem Wirtschaftswissenschaftler Prof. Reiner Osbild war die Hochschule Emden-Leer bisher sehr zurückhaltend. Der AfD-Politiker, der Geflüchtete für einen Teil eines „satanischen Generalangriffs“ hält, ist trotz vieler kritischer Stimmen aus dem Hochschul-Umfeld weiterhin als Lehrer tätig. Im Zusammenhang mit einem Schadenersatz-Prozess, den der 59-Jährige gegen eine frühere Studentin führte, tauchte die Frage auf, ob es eigentlich an der Hochschule eine Anlaufstelle für Studierende gibt, die Diskriminierungserfahrungen haben, eine Antidiskriminierungsstelle. Sie ist schon seit einiger Zeit gefordert, es gibt sie aber bisher nicht, wie Andreas Ellinger erfahren hat. Warum nicht, lesen Sie hier.

Jahrelang hat unser Staat versäumt, uns unabhängiger von russischem Erdgas zu machen, in dem Flüssiggas (LNG) aus anderen Weltregionen in Deutschland angelandet werden kann. Dass es kein LNG-Terminal hierzulande gibt, will Wirtschaftsminister Robert Habeck schnellstmöglich ändern. Wilhelmshaven ist einer der vorgesehenen Standorte. Das erste von zwei Terminals könnte bis Ende des Jahres gebaut sein, teilte Umweltminister Olaf Lies in einem Schreiben mit, das zweite im darauffolgenden Herbst. Es gibt aber auch massive Kritik an dem Großprojekt, wie Imke Oltmanns berichtet.

Apropos Habeck. Der Grünen-Politiker war vorige Woche auf Partnerschaftsanbahnung im Mittleren Osten unterwegs, in Katar und Saudi-Arabien. Teil der Wirtschaftsdelegation war unter anderem auch Stefan Dohler, der Vorstandsvorsitzende von Energieversorger EWE. Michael Kierstein hat bei dem Oldenburger Unternehmen nachgefragt, wie die Reise zu bewerten ist. Zu Hause in Ostfriesland hat die EWE mit ihren Kunden allerdings ganz andere Probleme, wie Andreas Ellinger recherchiert hat. Geschätzter Energieverbrauch trotz Zählerstandsmeldung. Mahnungen trotz Bezahlung. Abbuchungen trotz widerrufener Abbuchungsermächtigung und anderes mehr.

Was heute wichtig wird:

  • Offenbar kommen nun so viele Ukrainer nach Leer, dass der Stadt die Unterkünfte ausgehen. Sie bittet die Bürger um Hilfe. Wie ist die Reaktion? Was wird angeboten? Was wird benötigt? Michael Kierstein hat nachgefragt.
  • Die erste Kunst-Ausstellung nach zwei Jahren findet im April im Kunstzentrum Coldam im Rheiderland statt. Gemma und Vincent van Leeuwen haben die coronabedingte Zwangspause in vielerlei Hinsicht vorteilhaft genutzt, wie Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Der Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter will beweisen, dass Rindertransporte in Staaten wie Marokko und Usbekistan keine Tierquälerei sind. Bei einem Thementag in Aurich soll gezeigt werden, wie gut die Rinder es unterwegs haben. Marion Luppen hat nachgefragt.
  • In Riepe hängt eine Deutschlandfahne mit einer halb geschälten Banane und diffamiert Deutschland als Bananenrepublik. Damit macht sich der Besitzer strafbar. Nicole Böning hat mit ihm gesprochen, warum er die Fahne aufgehängt hat.
  • Ingo Lenz aus Wiesmoor verfüttert Mais an Kühe - und aus dem Dung und der Gülle gewinnt er jetzt Strom. Er ist einer der ersten Landwirte in Ostfriesland, die auf ihrem Hof ein solches Kraftwerk errichtet haben. Ole Cordsen berichtet.
  • Der Bund warnt vor der Nutzung der russischen Sicherheitssoftware Kaspersky. Ist das ein Problem für die kritische Infrastruktur in der Region? Claus Hock hat unter anderem bei den Krankenhäusern, der Polizei und bei der Handelskammer nachgefragt.
  • Die Stadt hat eine umfangreiche Dokumentation zur gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen in der Emden vorgelegt. Die Ergebnisse sind zwar nicht überraschend, zeigen aber einen dringenden Handlungsbedarf. Gordon Päschel berichtet.
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