Was Sie heute wissen müssen

EWE-Gaspreise steigen wieder | Biogas könnte helfen | Sascha Feldmann geht nach Harvard

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 29.04.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Die guten Nachrichten sind rar in diesen Tagen des Krieges in Europa. Preissteigerungen in allen möglichen Bereichen und die daraus resultierende Inflation belasten unsere Wohlstandsgesellschaft. Und gestern streute auch noch - nicht ganz unerwartet - der regionale Energieversorger EWE Salz in die Wunde. Wahrscheinlich werden die Gaspreise zum 1. Juli erneut deutlich angehoben werden, gerechnet aufs Jahr geht es für die Kunden um mehrere 100 Euro. Das deutete in der Bilanzpressekonferenz EWE-Vorstandschef Stefan Dohler an. „Wir wollen uns nicht reich machen“, sagte der Manager. „Aber wir müssen auch unser Unternehmen sichern.“ Die letzte Preiserhöhung zum Beginn dieses Monats betrug bereits 40 Prozent. Betroffen sind alle Kunden, die keinen Laufzeitvertrag mit Preisbindung haben. Aber die EWE wolle ihre Kunden im Gegenzug auch beim Ausstieg von der Gasheizung unterstützen. Martin Teschke berichtet.

Auch die Kunden der Stadtwerke Emden und Norden müssen mit kräftigen Gaspreis-Steigerungen rechnen - aber nicht mehr dieses Jahr. Denn das Gas, das jetzt weitergegeben wird, wurde in den vergangenen beiden Jahren eingekauft. Die wichtigste Frage neben der nach den Preisen ist aber die nach der Verfügbarkeit von Erdgas, wenn Russland womöglich den Gashahn abstellt. Auch danach hat Gordon Päschel den Emder Stadtwerke-Geschäftsführer Manfred Ackermann gefragt. Mit einem Dutzend großen Firmen in der Stadt hat der Versorger bereits Gespräche geführt, private Verbraucher sind besonders geschützt. Aber bleibt es dabei? Ackermann ist beunruhigt: „Jetzt kommt es zur Verteilungsfrage.“

Was es für uns bedeutet, dass Diktator Putin Energie als Waffe benutzt, damit befasst sich Uwe Westdörp in seinem Kommentar: „Deutschland muss auf den Extremfall vorbereitet sein. Da hat Olaf Scholz vollkommen recht. Denn es drohen nicht nur noch höhere Inflationsraten – die gesamte Wirtschaft könnte in eine tiefe Rezession stürzen.“

Vor Jahren einmal ruhten auf Biogas große Hoffnungen. Als Energieträger der Zukunft schied Biogas allerdings aus, weil zu dessen Erzeugung landwirtschaftliche Flächen nötig wären, die eigentlich der Lebensmittelproduktion vorbehalten sind. Jetzt aber hat sich die Perspektive verändert: Einen Teil des russischen Erdgases könnten die derzeit 70 Anlagen in Ostfriesland durchaus ersetzen. Und auch Naturschützer, lange Zeit Gegner von Biogas, ändern gerade ihre Meinung. Aber die Situation ist aus vielerlei Gründen kompliziert. Michael Kierstein bringt Licht ins Dunkel.

Wegen der Bedrohungslage durch den Ukraine-Krieg ist auch der (lange vernachlässigte) Katastrophenschutz wieder in den Fokus gerückt. Zusätzlich 40 Millionen Euro hat das Land Niedersachsen dafür Anfang April bewilligt. Damit sollen etwa Notstromaggregate, Spezialfahrzeuge oder Satellitentelefone angeschafft werden. Wie viel davon der Landkreis Aurich abbekommen könnte, hat Nicole Böning im Kreishaus nachgefragt. Sachgebietsleiter Sascha Regolin sieht viele Bereiche auf einem guten Weg, äußert aber auch Wünsche. Auch organisatorisch hat sich nach seinen Worten einiges verbessert. Kein Thema in dem Gespräch waren Schutzräume. Die werden seit einer Gesetzesänderung 2007 bundesweit nicht mehr instandgehalten. Den vermutlich einzig verbliebenen Atombunker Ostfrieslands, in Norden, hatte sich kürzlich Michael Hillebrand angesehen.

Aber nicht an allen Problemen sind Putin und die durcheinander geratenen Weltmärkte schuld. Dass die in Aurich beheimatete Ostfriesische Brandkasse im Februar Schadensmeldungen in Höhe von 14 Millionen Euro zu bearbeiten hatte, war das Werk des Sturmtrios Ylenia, Zeynep und Antonia. Laut Brandkassen-Vorstand Gerrit Wilken gab es an jedem fünften Haus in Ostfriesland Schäden. 2021 hingegen war „ein solides Jahr. Mit dem Geschäftsverlauf sind wir mehr als zufrieden“, bilanzierte Vorstandschef Thomas Weiss. Ole Cordsen fasst die gestrige Bilanzpressekonferenz zusammen.

Sauer ist der Naturschutzbund (Nabu) auf den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Weil der kürzlich die Aufstauung der Ems genehmigte, damit die Meyer-Werft ihren jüngsten Ozeanriesen ausschleusen konnte, wurden mutmaßlich Tausende Eier von Gänsen, Kiebitzen und anderen Vögeln weggespült. „Die aktuell hohe Zahl an brütenden Vögeln war den Behörden bekannt“, sagt Matthias Freter, Pressesprecher des Nabu-Landesverbands - und droht mit einer Klage. Was der NLWKN davon hält, hat Tatjana Gettkowski zusammengefasst.

„Ein cooler Typ“ sei Sascha Feldmann, hieß es gestern in der Redaktionskonferenz. Der 28-jährige Leeraner mit einer Leidenschaft für Molekularküche hat es als Wissenschaftler schon weit gebracht. Momentan lehrt und forscht er an der Universität Cambridge. Im Sommer wird er Forschungsgruppenleiter an der Harvard-Universität im US-amerikanischen Boston - mehr geht fast nicht. Warum er weiterhin gerne immer wieder in seine Heimatstadt Leer zurückkehrt und was es mit dem „Cake-Tuesday“, dem Kuchen-Dienstag, auf sich hat, erzählt Michael Kierstein in seinem Porträt.

Sie, liebe Leserinnen und Leser dieses Newsletters, sind mit ziemlicher Sicherheit schon zu alt für die Berufswahl. Die 30 Jungen und Mädchen, die gestern beim „Zukunftstag“ unseren Verlag besuchten, haben noch alle Chancen. In zwei Gruppen ließen sie sich von Hannah Weiden und von mir über den Journalismus informieren. „Der Beruf Journalist klingt schon ziemlich cool“, meinte danach die zwölf Jahre alte Maira. Kritik an der Institution Zukunftstag äußerten hingegen Tyler Wiltfang und Lya Harms, zwei Neuntklässlerinnen vom Johannes-Althusius-Gymnasium in Emden. Nina Harms ließ die beiden Mädchen ein Pro & Kontra schreiben.

Was heute wichtig wird:

  • Die Kosten für den Neubau der wichtigen Südringbrücke in Leer sind schon jetzt deutlich nach oben gegangen. Die Politik will nun zusätzlich die Kreuzung zur Sägemühlenstraße durch einen Kreisverkehr entlasten. Michael Kierstein berichtet.
  • Seit 2018 hat Bernhard Kroon aus Möhlenwarf in Shanghai gelebt, auch während der Coronazeit. Jetzt hat es ihn und seine schwangere Frau vorzeitig zurück nach Deutschland getrieben. Die Ausreise gelang auf den letzten Drücker. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Ein 76-Jähriger aus Moormerland hat am eigenen Leib erfahren, wie misslich es ist, dass es keinen HNO-Notdienst am Wochenende mehr in Niedersachsen gibt. Außerdem ärgert er sich über das Klinikum in Leer. Gabriele Boschbach fragt nach.
  • Die von einem Verein unterhaltene Mühle im Auricher Stadtteil Sandhorst startet in die neue Saison. Wie immer war viel ehrenamtliche Arbeit nötig. Warum man dort künftig kein Gewitter mehr fürchten muss, berichtet Nicole Böning.
  • Der Kollege Heiko Müller bekam eine Scam-Nachricht - ein Betrüger versuchte es bei ihm mit dem „Enkeltrick“. Was man aus dem Gespräch mit einem solchen Gauner alles lernen kann, zeigt Claus Hock auf.
  • Norddeichs Touristiker mussten tief in die Tasche greifen, um den Status Nordsee-Heilbad zu behalten. Nun stellen sie auch ihre neue Badewanne vor, die insgesamt 315.000 Euro kostete. Michael Hillebrand erklärt, wie sie funktioniert.
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