Was Sie heute wissen müssen Henri Nannens Vergangenheit | Torsten Bruns Gegenwart | Kickers Emdens Zukunft

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 12.05.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

In Emden weiß man, was man dem 1996 verstorbenen Henri Nannen zu verdanken hat. Von 1949 bis 1980 war er als Chefredakteur der von ihm ein Jahr zuvor gegründeten Illustrierten „Stern“ einer der bedeutendsten und einflussreichsten Journalisten des Landes. Über den Tod hinaus bedeutsam war aber sein Wirken als Kunstsammler und als Stifter der Kunsthalle in seiner Heimatstadt Emden. Dass Nannen auch eine NS-Historie hatte, ist auch kein Geheimnis, es findet sich sogar im Wikipedia-Eintrag über ihn. Was genau der zum Kriegsende 31-Jährige als Kriegsberichterstatter in einer Propagandakompanie trieb, steht dort nicht. Darüber berichten jetzt Han Park und Gunnar Krupp, zwei Reporter des Jugendformats „Funk“ von ARD und ZDF, in einem Videobeitrag. Sie haben „etwas gefunden, was richtig schlimm ist“: antisemitische Propaganda aus der Feder des späteren Groß-Journalisten. Sie unterstellen, dass Nannen seine eigene Rolle zu Lebzeiten nicht richtig aufgearbeitet hat.

Wie aber steht man in Emden dazu? Gordon Päschel hat gestern nachgefragt. Die beiden Direktoren der Kunsthalle und auch Witwe Eske Nannen wollen sich zu der Recherche nicht äußern, wohl aber Pressesprecherin Ilka Erdwiens. „Natürlich ist es ein sensibles Thema“, sagt sie, aber Nannen habe sich dem immer gestellt, und: Der Inhalt des Beitrags sei „nicht neu“. Aber: Die neue Veröffentlichung sehe sie als Anlass für eine interne Diskussion darüber, „ob wir nochmal etwas in einer anderen Form machen müssen“. Auch Oberbürgermeister Tim Kruithoff empfiehlt eine gelassene Reaktion.

53 Jahre meines Lebens habe ich in Städten verbracht, wo Abfälle und Wertstoffe in Tonnen gesammelt worden sind, seit gut drei Jahren nun lebe ich in Leer, und dort war es anders. War, denn seit April gibt es dort auch eine Tonne, für Papier. Und die führte, wie in diesem Newsletter schon mehrfach beschrieben, zu Irritationen. Was Tobias Rümmele auf die Idee brachte, mal in den Landkreisen Aurich und Wittmund, nach deren Erfahrungen mit der Mülltonne zu fragen und zu der genialen, wie streitbaren Überschrift „Von Aurich lernen, heißt Tonnen leeren“ führte. Tatsächlich gab es vor über 20 Jahren bei Einführung der Tonnen ähnliche Probleme wie in Leer, und in Wittmund gab es nie eine Sackabfuhr. Die Erkenntnis aus den Nachfragen ist simpel: Abwarten und einen Tee trinken. Mit Wulkje, das beruhigt.

Die Spritpreis-Erhöhungen der vergangenen Monate treffen Langstrecken-Pendler besonders hart. Ein Kollege in der Redaktion wohnt mit Familie in Delmenhorst, das bedeutet zehn Euro Mehrkosten - pro Tag. Immerhin kann er immer wieder aus dem Homeoffice arbeiten. Diese Möglichkeit hat Torsten Bruns nur eingeschränkt. Der Soldat wohnt in Moormerland und arbeitet in Wittmund, macht 100 Kilometer Arbeitsweg am Tag und fünf Euro zusätzlich. Was das heißt und was das beschlossene Entlastungspaket der Bundesregierung bringt oder auch nicht bringt und wie Arbeitgeber helfen können, hat Michael Kierstein recherchiert.

„Leeraner Grundschulen fehlen die Leerer“, schrieb der Kollege aus der Onlineredaktion gestern in seiner Tageszusammenfassung. Ein Freud’scher Fehler, gemeint waren natürlich Lehrer. Thema sind die Unterrichtsfälle, die es an Grundschulen in Leer weiterhin gibt, auch wenn Corona in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr den Alltag bestimmt. Ist aber falsch, denn infektionsbedingte Ausfälle bestimmen weiterhin den Schulalltag, weshalb Katja Mielcarek vom „Ausnahmezustand“ schreibt. „Strukturell zunächst in Ordnung“ sei die Personalausstattung, schreibt das Kultusministerium, gibt aber zu, dass Leerer - Entschuldigung: Lehrer - fehlen könnten. Auch Stellenbesetzungen werden immer schwieriger.

Das Schwabenländle ist unüberhörbar die Heimat von Andreas Ellinger. Es muss ihn also geschmerzt haben, dass er in seiner Recherche über die wirtschaftliche Zukunft von Regionen Baden-Württemberg als „Verlierer“ einstufen musste. Warum? Weil Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies Recht hat: „Die Industrie folgt immer der Energie.“ Während Ostfriesland über nahezu unbegrenzte Mengen an regenerativer Energie verfügt, mangelt es in den einstigen industriellen Boom-Regionen genau daran. Beispielhaft ist das gescheiterte Projekt einer Batteriezellen-Fabrik in Sulz am Neckar. Ein Trendwechsel, der nach Meinungen hiesiger Experten für Ostfriesland viel Potenzial bringt. Eine weitere Folge der neuen OZ-Serie „Unser Klima“.

Erlauben Sie mir in diesem Kontext einen Hinweis, nein eine Empfehlung. Robert Mohr und Jasmin Keller von Ostfriesen-TV haben ein neues Videoformat für die Klima-Serie entwickelt, den „Klima-Checker“. Es erschien am Samstag, und bis jetzt haben sich aber noch nicht so viele Leute das Video angeschaut, wie es meiner Meinung nach verdient gewesen wäre. Deshalb meine Bitte: Klicken Sie hier. Es lohnt sich (und falls Sie dies für einen Irrtum halten: Kritik ist jederzeit willkommen).

Preisfrage: Was haben Schnecken und Seehunde in Ostfriesland gemeinsam? Nein, das können Sie nicht wissen: Wissenschaftler des Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und von anderen Einrichtungen sind permanent dabei, deren Bestände zu zählen, um Einblick in die Biodiversität, also die biologische Vielfalt, des Wattenmeers zu bekommen. Was dabei herauskommt und was das für uns bedeutet, stellt Nicole Böning in ihrer vorerst vorletzten Folge der Serie „Watt’n Meer“ dar.

Von Verlierern war eben schon mal die Rede. Zum Verlierer könnte nun auch Kickers Emden werden. Vielleicht ist es so eine Art Torschlusspanik: Nachdem die Mannschaft von Stefan Emmerling schon am Sonntag völlig unnötig 2:4 verloren hatte, brachte sie gestern Abend auch noch mit einem 2:2 gegen Lupo Wolfsburg vor Rekordkulisse völlig unnötig den Traum vom Aufstieg in Gefahr. Georg Lilienthal und Sören Siemens berichten über das Spiel und stellen klar: Mit einem Sieg im letzten Spiel stehen die Kickers in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga, der höchsten Amateurklasse im deutschen Fußball. Es heißt also, Daumen drücken.

Was heute wichtig wird:

  • Erst fielen die Jahrmärkte wegen Corona aus, jetzt kostet der Strom viel zu viel und Mehl und Sonnenblumenöl sind auch kaum zu bekommen. Die Schausteller in Ostfriesland kommen nicht zur Ruhe. Katja Mielcarek hat mit ihnen gesprochen.
  • Es gibt weniger Nahrungsmittel, die an die Tafeln abgegeben werden, gleichzeitig steigt die Zahl der Bedürftigen. Jetzt kommen noch Flüchtlinge aus der Ukraine dazu. Die Mitarbeiter der Tafeln pfeifen aus dem letzten Loch. Katja Mielcarek berichtet.
  • Die Staatsanwaltschaft legt einem 46-jährigen Auricher Raub und räuberische Erpressung zur Last. Der Angeklagte soll im Juni 2020 seinem Opfer bei drei Gelegenheiten gewaltsam Geld gestohlen und es bedroht haben. Bettina Keller berichtet.
  • Die Zahl der Toten bei Unfällen im Zusammenhang mit Alkohol, Drogen oder Medikamenten hat sich in Niedersachsen mehr als verdoppelt. Wie sieht es in Aurich aus? Nicole Böning sieht sich die Unfallstatistik genauer an.
  • Zwei Brüder wollen den Stanley-Kubrick-Klassiker „2001: Odyssee im Weltraum“ einmal auf großer Leinwand schauen. Sie haben sich das beim Auricher Kino gewünscht. Eine App macht es möglich. Oliver Bär stellt die Aktion vor.
  • Ostfriesland ist ein weltweit anerkanntes Vogelparadies: Am Freepsumer Meer zum Beispiel paaren sich sehr gerne Uferschnepfen. Woran das liegt und warum das wichtig ist, hat Claus Hock in Erfahrung gebracht.
  • Die App „Too good to go“ bewahrt Lebensmittel vor der Tonne. Wie weit ist sie in Ostfriesland verbreitet und was bieten die Überraschungstüten, die man über die App buchen kann? Stephanie Tomé hat sich das Angebot angesehen.
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