Was Sie heute wissen müssen E-Autos im Aufwind | Gas im Abschwung | Tafeln in Not

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Eine Kolumne von Timo Sager
| 11.07.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Es gibt einige Dinge, für die Deutschland weltbekannt ist. Zu den Top 3 gehört sicher das nicht vorhandene Tempolimit auf Autobahnen. Rekordverdächtig fix kann man in Deutschland auf den Asphaltpisten unterwegs sein. Wenn wir Deutschen auch in anderen Bereichen so unerbittlich auf Geschwindigkeit setzen würden, könnten wir Berge versetzen. Zum Beispiel beim CO2-Ausstoß. Der sinkt zwar grundsätzlich, allerdings spielt sich die Veränderung eher in Schrittgeschwindigkeit ab und nicht – wie eigentlich notwendig – im oberen Bereich der Tachoskala.

Und ausgerechnet der Verkehrssektor stagniert bei der CO2-Bilanz seit Jahren komplett. Sicher könnte ein Tempolimit Schwung in den Abschwung beim Kohlendioxid bringen. Aber das anzugehen hat in etwa die gleichen Erfolgsaussichten wie ein Waffenverbot in den USA oder der Ausstieg aus der Atomenergie in Frankreich. Also sollen E-Autos es richten. Mit Tausenden Euro fördert der Staat die Anschaffung eines Stromers. Viele Menschen, auch in Ostfriesland, sind bereit umzusteigen. Aber das ist nicht so einfach. Denn wer ein E-Auto kaufen möchte, muss oft lange warten, bis es geliefert wird. Und: Die Förderung kippelt. Finanzminister Christian Lindner wird der Spaß zu teuer. Das fördert nicht gerade die Kauflust. Mein Kollege Oliver Bär hat einen Rundumschlag zum Thema „E-Autos in Ostfriesland“ gemacht: Wie viele E-Autos gibt es schon? Wie sind die Lieferzeiten und wie genau geht es mit der Förderung weiter?

Wir bleiben beim Thema Autofahren. Vor einigen Jahren wurde komprimiertes Erdgas, kurz CNG, als umweltfreundliche und kostengünstige Alternative zum Benziner oder Diesel gepriesen. Viele Hersteller boten die Gas-Fahrzeuge ab Werk an. Inzwischen ist dieser alternative Antrieb aus dem Fokus geraten. Es dreht sich fast alles nur noch um das E-Auto. Das merken jetzt Emder CNG-Fahrer schmerzlich: Die einzige Tanksäule der Stadt, an der sich die Autofahrer mit CNG noch versorgen konnten, ist kaputt. Repariert wird sie nicht. E-Auto-Fahrer sind es gewohnt, nicht an jeder Ecke ihr Fahrzeug mit Energie versorgen zu können. Für CNG-Fahrer ist es eine neue, unangenehme Erfahrung. Gordon Päschel hat mit einem ein ihnen gesprochen.

Der große Hammer in Sachen Energiepreise kommt erst noch. Viele von uns haben Strom- oder Gasverträge, die Preise über zwölf oder sogar 24 Monate garantieren. Was schon jetzt direkt ankommt, sind steigende Preise durch die Inflation. Das reicht allerdings schon, um die finanzielle Lage in Familien mit geringerem Einkommen ins Rutschen zu bringen. Vor allem Alleinerziehende geraten schnell in Not. Stephanie Tomé hat sich mit Hilke Haak aus Emden getroffen. Sie hat vier Kinder zwischen sechs und 16 Jahren und sie spürt beim Einkaufen deutlich, wie die Preise angezogen haben. Aber: Sie kommt über die Runden. Mit welchen Tricks sie arbeitet, hat sie Stephanie verraten.

Die ostfriesischen Tafeln fangen Menschen auf, die es sich auch bei allen Sparbemühungen nicht leisten können, normal einkaufen zu gehen. Sie sind segensreiche Einrichtungen, wenngleich der Eindruck entstehen kann, der Staat nehme die Unterstützung der Ärmsten durch die Tafeln als gegeben hin – und komme so um die Erhöhung von Leistungen drumrum. Dafür können die Helfer nichts, im Gegenteil. Eher steigt die Last, die auf ihren ehrenamtlichen Schultern liegt. Die steigenden Preise bringen jetzt aber nicht nur die Hilfebedürftigen, sondern auch die Helfer zunehmend unter Druck. Zum einen kommen immer mehr Leute, um bei den Tafeln Lebensmittel zu holen. Zum anderen steigen bei den Tafeln die Kosten. Der Sprit für die Bullis, mit denen die Ware von den Supermärkten geholt wird, ist deutlich teurer geworden, ebenso die Energieversorgung der Gebäude. Katja Mielcarek hat mit Pastor Andreas Bartels gesprochen. Er ist beim Evangelischen Diakonieverband in Ostfriesland unter anderem zuständig für die Leeraner Tafel. Er sagt: „Die Lage ist richtig ernst.“ Ein Hilfegesuch an die Stadt Leer hat er schon abgeschickt, aber eine Absage bekommen.

Im Rheiderland werden bald Kindheitsträume wahr (vermutlich vor allem die von männlichen Kindern). Landwirte haben immer wieder beobachtet, wie Autofahrer am Straßenrand anhielten und ihnen zusahen, wenn sie mit ihren gigantischen Mähdreschern auf den Feldern unterwegs waren. Jetzt bieten sie an, Co-Pilot auf einer der Erntemaschinen zu werden. Das Alter ist nahezu egal. Tatjana Gettkowski berichtet, wie man mitmachen kann.

Was heute wichtig wird

  • Jede Woche kommen im Kreis Leer neue Geflüchtete aus der Ukraine an. In der Erstunterkunft in der Sporthalle der BBS in Leer ist seit Juni das Zentrum für Arbeit vor Ort und berät die Ukrainer. Viele von ihnen wollen arbeiten, es gibt aber Hürden. Karin Lüppen berichtet.
  • Ewig war die Straßensanierung vor dem Friedhof Tholenswehr in Emden hinausgezögert worden, weil unter dem Bereich einst ein jüdischer Friedhof lag. Nun sind die Arbeiten fast beendet. Was hat der archäologische Dienst herausgefunden? Mona Hanssen fragt nach.
  • Mit dem 9-Euro-Ticket die Promi-Insel Sylt besuchen. Dieser Trend war in den vergangenen Wochen im Netz zu beobachten. Auch junge Leeraner haben sich nun auf den Weg gemacht. Ein Erfahrungsbericht, den Nikola Nording aufgeschrieben hat.
  • Es soll bald das Zuhause sein und dann das: In mehrere Neubauten in Weener ist eingebrochen worden. Das kommt gar nicht so selten vor. Aber wie können Häuslebauer sich schützen und wer haftet, wenn teure Werkzeuge gestohlen werden? Vera Vogt hat nachgefragt.
  • Unser Kollege Jens Schöning berichtet über eine schräge Aktion in Wiesmoor rund um eine Telefonzelle – die Häuschen gibt es heute ja kaum noch.
  • Die Buchhandlung am Wall in Aurich ist als beste Buchhandlung Niedersachsens ausgezeichnet worden. Ole Cordsen besucht das inhabergeführte Kleinod und stellt es vor. Was wohl dazugehört, um sich so nennen zu dürfen?
  • In der Serie „Blick ins alte Emden“ dreht sich alles um den Südbahnhof. Wie sieht er heute aus, und wie war es damals? Mona Hanssen hat recherchiert.
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