Was Sie heute wissen müssen Bäcker machen Licht aus | Schuhläden machen zu | Notfall bei Tiktok – Firreler hilft

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Eine Kolumne von Carmen Leonhard
| 08.09.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ein Mann liegt regungslos auf dem Boden, eine Kamera filmt und überträgt das Bild auf einen Tiktok-Kanal. Über Stunden hinweg sehen sich das zeitweise mehr als 1700 Leute an, kommentieren das Szenario mit geschmacklosen Sprüchen. Ob der Mann vielleicht Hilfe braucht? Diese Frage stellt sich keiner. Marco Kampen aus Firrel schaltete zufällig in den Livestream. Das, was er dort sah, ließ ihm keine Ruhe. Als der Mann auf dem Bildschirm auch nicht auf das Klingeln eines Weckers reagierte, wurde der Ostfriese aktiv. Wie es ihm gelang, aus der Ferne Hilfe für den Tiktok-Nutzer zu organisieren, lesen Sie in diesem Artikel. Es ist der erste Beitrag von Lars Löschen, den ich hier verlinken kann. Lars ist am 1. September als Volontär in unserer Redaktion angefangen. Willkommen im Team!

Hohe Inflation, eskalierende Energiepreise, dazu die Kaufzurückhaltung der Kunden: Das Schuhhaus Görtz musste dieser Tage Insolvenz anmelden. Die Hamburger Handelskette hofft, die Wende zu schaffen und sich weiter am Markt halten zu können. In Ostfriesland werden dagegen zwei Schuhgeschäfte verschwinden: Tamaris am Neuen Weg in Norden und Bockstiegel in der Leeraner Fußgängerzone. Bei Bockstiegel bewegt mich das besonders – meine Eltern haben dort die ersten Kinderschuhe für mich gekauft. Inhaber Cornelius Uphoff bestätigte das Aus für die beiden Läden. Er sei inzwischen Rentner, doch auch Corona habe die Entscheidung beeinflusst. „Die Maßnahmen waren schmerzhaft“, sagte er mit Blick auf die vergangenen „sehr harten“ Jahre. Aber nicht nur die Pandemie hat dem passionierten Schuhhändler die Freude am Geschäft vermiest. Der Online-Handel hat auch wesentlich zu seiner Entscheidung beigetragen – dabei mischte der Unternehmer dort durchaus mit. Aber um welchen Preis! Hier lesen Sie, was Cornelius Uphoff über den Verpackungsmüll aus dem Versandgeschäft und vom System der kostenlosen Retouren in Deutschland hält.

Wenn Sie sich heute Morgen Brötchen holen wollen, stehen Sie beim Bäcker vielleicht im Dunkeln. Jedenfalls dann, wenn sich Ihr Bäcker an der großen Aktion beteiligt, mit der Betriebe in ganz Norddeutschland auf ihre schwierige Lage hinweisen wollen. „Uns geht das Licht aus – heute das Licht und morgen der Ofen?“ - das ist der Slogan, der über allem steht. Bäckermeister Jörg Ripken macht deutlich, was der Preisanstieg beim Gas für sein Unternehmen bedeutet. „Bis Oktober vergangenen Jahres hatten wir einen sehr guten Vertrag und haben monatlich 3100 Euro Abschlag gezahlt“, so der Augustfehner. Doch dieser Vertrag wurde gekündigt. Jetzt zahlt er „das, was gerade am Markt üblich ist, nämlich 28.500 Euro monatlich“. Die Gasumlage ist da noch nicht einberechnet, rund 2300 Euro kommen da noch drauf, wie Ripken meiner Kollegin Dorothee Hoppe vorgerechnet hat. Welche Konsequenzen das für seinen Betrieb hat, welche Probleme die Bäckereien derzeit noch massiv in Bedrängnis bringen – und wie die Politik helfen könnte, lesen Sie hier.

Wo wir schon bei den hohen Energiekosten sind: Der regionale Versorger EWE gibt die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage komplett an die Kunden weiter. Und das schon bald, wie der Oldenburger Konzern gestern mitteilte. Es gibt aber auch Aussicht auf Entlastungen, wie mein Kollege Martin Teschke schreibt. Er hat sich von der EWE mal vorrechnen lassen, auf was sich ein Durchschnittshaushalt einstellen muss. Auf eines definitiv: auf weniger Geld zum Ausgeben. Für Brötchen und Schuhe.

Ich bleibe dem Themenkomplex treu: Jetzt geht es um die Energiesparverordnung, die seit einer Woche in Kraft ist. Ganz korrekt ist es die Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung, so der Bürokratensprech. Ein sperriges Wort, hinter dem sich unter anderem das Verbot versteckt, Werbeanlagen von 22 bis 16 Uhr zu beleuchten. Wer in den vergangenen Tagen spätabends in Ostfriesland unterwegs war, konnte sehen, dass sich an dieses Verbot noch nicht besonders viele halten. Nicht einmal das Rathaus in Weener schaltet seine Beleuchtung ab, wie unser Leser Josef Fendt in einer E-Mail monierte. Mein Kollege Daniel Noglik fragte nach, ob die Ordnungsämter überhaupt kontrollieren und was denen blüht, die sich an das Verbot nicht halten. In Weener will man jedenfalls schnell reagieren, wie Bürgermeister Heiko Abbas versicherte: „Wir werden uns jetzt umgehend darum kümmern.“

Der Krieg in der Ukraine, Existenzängste angesichts der Kostenexplosionen, dazu die ganz normalen Probleme, die das Leben ja weiter mit sich bringt: Das macht vielen Menschen zu schaffen. Wie soll es weitergehen? Wie kann man bei all dem in Balance bleiben und die seelische Gesundheit stärken? Dazu wird es in Emden eine Aktionswoche mit interessanten Angeboten geben. Mein Kollege Gordon Päschel stellt das Programm vor – und vor allem liefert er praktische Tipps, die jeder von uns heute schon umsetzen kann, damit sein Tag ein bisschen besser wird. Gehen wir’s an!

Was heute wichtig wird:

  • Wie steht es um die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine in Emden und wie laufen dafür in der Nordseehalle? Heiko Müller hat im Ausschuss einen Überblick bekommen.
  • Auch die Kirchen haben Probleme wegen der Energiekrise. Nun haben die Reformierten angekündigt, dass ihre Gotteshäuser kalt bleiben. Vera Vogt berichtet.
  • Unter dem Motto „Wünsche säen, Träume ernten – Versorgung in der Zukunft“ feiern Landvolk und Landfrauen wieder das Erntefest in Aurich. Wie aber ist die Ernte gelaufen? Und was haben die Beteiligten zur Versorgung in der Zukunft beizutragen? Ole Cordsen berichtet.
  • Bei der OZ-Serie „Leckerst un Best“ geht es diesmal um Zwetschken, Zwetschgen und Zwetschen. Wo man die blauen Früchte wie schreibt, welche Sorten es gibt und wie man sie genießen kann, hat Dorothee Hoppe herausgefunden.
  • Das Emsdorf Tergast hat sich der Jury im Landesentscheid zum Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ vorgestellt. Karin Lüppen berichtet, womit Tergast gegen die Konkurrenz aus dem Landkreis Rotenburg oder aus dem Heidekreis punkten will.
  • Olaf Lies spricht immer wieder von einem dritten LNG-Terminal in Wilhelmshaven – bei der NWO, also dem großen Ölimporteur, etwas südlich des Jade-Weser-Ports. Dort ist man etwas verschnupft, wie Imke Oltmanns berichtet.
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