Was Sie heute wissen müssen Geld für abgeschaltete Windräder | Pfand für holländische Bierdosen | Unterstützung für Frauen

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 31.01.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Es weht ein lebhafter Wind, aber die Windräder stehen still. Tagein, tagaus passiert das hunderte, ja tausende Male in unserem Land. Strom, der angeblich Mangelware ist, wird nicht produziert, obwohl es nötig ist. Und noch dazu bekommen die Windanlagen-Betreiber Geld, obwohl ihre Anlagen nicht laufen. Ein perverses System? Na ja, zumindest ein höchst komplexes. Und das Zauberwort heißt „Merit Order“. Andreas Ellinger hat versucht, es aufzudröseln. Leicht verständlich ist der Text zugegebenermaßen nicht, aber er sorgt für einen echten Wissensgewinn.

Noch mehr gelesen als der Text über die Windräder wurde gestern ein Artikel von Vera Vogt über den „Dosen-Tourismus“. Besonders Bier und Energydrinks werden in den Niederlanden palettenweise von Ostfriesen gekauft, weil dort kein Pfand erhoben wird. Damit könnte es aber bald vorbei sein. Spätestens ab April wird auch im Nachbarland „statiegeld“ verlangt, 15 Cent pro Dose, ähnlich wie es bei kleinen Plastikflaschen bereits gehandhabt wird. Wie und wo die Dosen eingelöst werden können, ist aber noch nicht so richtig klar.

Ob Pfand oder nicht, auf die Frage, ob sich Fahrradfahrer angetrunken auf ihr Gefährt setzen, hat dies sicher keinen Einfluss. Mit drei Bier sollten sie es jedenfalls nicht tun, jetzt nicht, um sich selber nicht zu gefährden, und wohl auch in Zukunft nicht, wenn sie nicht ihren Führerschein verlieren wollen. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) im Kreis Aurich hat sich dafür starkgemacht, die Alkoholgrenze für Fahrradfahrer von derzeit 1,6 Promille auf 1,1 Promille zu senken. Der Verkehrsgerichtstag empfiehlt zudem, die Grenze für E-Scooter ebenfalls bei 1,1 Promille zu belassen. Erst am Wochenende notierte die Polizei in Ostfriesland drei betrunkene E-Scooter-Fahrer. Was das Ganze mit einem tödlich verunglückten E-Bike-Fahrer in Oldenburg zu tun hat, klärt Martin Teschke.

Pornografische Darstellungen von Kindern auf seinem Computer zu speichern, ist ein abscheuliches Verbrechen. Ein 29-jähriger Auricher soll gleich 660 solcher Dateien aus dem Internet auf Laptop und Handy heruntergeladen haben. Soll, denn vor dem Amtsgericht Aurich beteuert der Angeklagte, unschuldig zu sein. Sein Mandant habe Probleme mit seinem Mobiltelefon gehabt. „Die Kamera und Programme öffneten sich selbstständig, sein Facebook-Profil ist manipuliert worden“, behauptete der Verteidiger. Ermittelt wurde vom Bundeskriminalamt nach einem Hinweis aus den USA. Warum der Prozess trotz vorliegender Beweise fortgesetzt wird, berichtet Bettina Keller.

Gleichberechtigung ist in unserer Gesellschaft noch immer nur ein frommer Wunsch. Es gibt nicht nur Benachteiligungen im Beruf (Stichwort: Gender Pay Gap), sondern auch den alltäglichen Sexismus. Die Schauspielerin und Theaterpädagogin Angelika Heinich aus Wilhelmshaven will Frauen in Aurich bei einem Seminar stärken, wie sie sich dagegen wehren können. „Wir wollen gemeinsam erarbeiten: Wie verhalte ich mich, wenn ich einen blöden Spruch höre, wenn ich angebaggert werde, wenn ich mich sexistisch angegraben fühle“, sagt sie im Gespräch mit Marion Luppen. Falsch sei es, sich Sexismus gefallen zu lassen: „Ignorieren ist Weggucken, und Weggucken ist Zustimmen.“

Bei so vielen verschiedenen Themen ist es heute echt schwierig, einen roten Faden zu finden. Wie komme ich also von Sexismus zum Nachhaltigkeitssiegel MSC für Nordseekrabben? Gar nicht, fürchte ich. Fünf Jahre lang nutzen die Krabbenfischer dieses Siegel schon beim Verkauf ihrer Produkte. Jetzt steht es auf dem Prüfstand. Die Betriebe müssen den Verbrauchern zeigen, dass sie es wirklich ernst meinen, schreibt Nicole Böning. Fischereiberater Philipp Oberdörffer sagt: „Jetzt wurde die Maschenöffnung der Netze deutlich vergrößert. Statt bei einem gesetzlichen Mindestmaß von 16 sind wir jetzt bei 25 Millimeter, das ist ein großer Schritt. Durch das inzwischen ganzjährig vorgeschriebene Siebnetz kann auch mehr Beifang entkommen.“

Die Friesenbrücke über die Ems bei Weener ist inzwischen deutschlandweit berühmt, als Beispiel dafür, wie schwerfällig unser Land bei der Realisierung von Großprojekten ist. Jetzt aber passiert etwas. Gerade ist viel schweres Gerät angerückt. Genauer gesagt, laufen „die Vorbereitungen zum Setzen der Spundwände“, erklärt eine Bahnsprecherin auf Anfrage von Vera Vogt. Fertig sein möchte man 2024 - neun Jahre, nachdem ein Frachtschiff die Brücke zerstört hatte. Die Baukosten für das Projekt sollen sich auf mehr als 200 Millionen Euro belaufen.

Was meinen Sie? Ist Ostfriesland besonders kinderfreundlich? Offenbar ist es so. Autor Stephan Hollich ist überzeugt davon. Er ist einer der beiden Autoren von „111 Orte für Kinder in Ostfriesland, die man gesehen haben muss“, eines etwas anderen Reiseführers. „Meine vier Kinder sind dort geboren und aufgewachsen“, sagt Hollich. Die haben auch bei der Zusammenstellung der 111 Orte geholfen: „Ich habe meine Kinder gefragt, und ihre Freunde, was sie in Ostfriesland so am besten finden.“ Dorothee Hoppe, kinderlos, aber deshalb nicht unkritisch, hat sich das Buch angesehen.

Was heute wichtig wird:

  • Die Inflation und ihre Folgen: Viele Leute möchten in ihrer Freizeit etwas erleben, aber der Geldbeutel lässt es nicht zu. Vera Vogt hört sich um, was Kultur heute noch kosten darf.
  • Im Sommer hat die Bahn die Vibrationen gemessen, die unter anderem durch Donnerzüge erzeugt werden. Am Montag hat sie die Ergebnisse vorgestellt. Wie es jetzt weitergehen kann, weiß Katja Mielcarek.
  • Eine arbeitslose Auricherin weigert sich, Unterhalt für ihren beim Vater lebenden 14-jährigen Sohn zu zahlen. Es ist sehr selten, dass Mütter zum Unterhalt verdonnert werden. Gabriele Boschbach berichtet.
  • Pastorin Ina Jäckel hält schon mal mit roten Pumps einen Gottesdienst. Nicole Böning will für „Ostfriesland intim“ von ihr wissen, was Gott eigentlich zu Sex sagt, und ob die OZ-Serie in ihren Augen gottlos ist.
  • Ex-Bürgermeisterkandidat Michael Kugler findet, dass Wiesmoor Lkw-Fahrern vergünstigte Übernachtungs- und Parkmöglichkeiten bieten sollte. Der Ort sei dafür prädestiniert. Ole Cordsen stellt die Idee vor.
  • Im Emder Herrentorviertel ist ein Flyer mit Verschwörungsideologien aufgetaucht. Burkhard Remppis hält solche Schriften für gefährlich, weil sie die Demokratie unterminieren. Wir haben uns den Flyer angesehen.
  • Im Februar geht eine neue Internetseite an den Start: Emsglück. Sie ist ein regionaler Marktplatz zur Direktvermarktung von Lebensmitteln und anderen bäuerlichen Produkten. Heiko Müller stellt das Angebot vor.
  • Willkommen oder eher ein Problem? Michael Hillebrand geht der Frage nach, was die Polizei von selbst ausgerufenen Belohnungen zur Aufklärung von Straftaten hält.
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