Neue „Studie“ In der Zombie-Apokalypse (über)lebt es sich in Ostfriesland schlecht

| | 04.06.2023 16:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Wenn die Zombies kommen, gibt es bessere Orte als Ostfriesland, um die Katastrophe zu überstehen. Diese infame Behauptung stellt zumindest ein Internetportal auf. DPA-Symbolfoto: Strauch
Wenn die Zombies kommen, gibt es bessere Orte als Ostfriesland, um die Katastrophe zu überstehen. Diese infame Behauptung stellt zumindest ein Internetportal auf. DPA-Symbolfoto: Strauch
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Was es nicht alles gibt: Eine Internetplattform sieht Ostfriesland nicht als wirklich sicheren Ort zum Überleben der Zombie-Apokalypse an. Das kränkt.

Ostfriesland/Region - In Ostfriesland lässt es sich gut leben? Das wird ja gerne behauptet. Einer neuen „Studie“ zufolge ist aber nicht leben das Problem, sondern überleben. Laut einer „Untersuchung“ des Internetportals „Rentola“ wird es im Katastrophenfall nämlich bitter für die Ostfriesen.

Wenn nämlich erstmal die Zombies kommen, dann gehen vor allem in Emden ganz schnell die Lichter aus. Ja, Zombies, Sie haben richtig gelesen! Doch der Reihe nach.

Zombies und die Mietobjekte

Es gibt wahrscheinlich keine globale Krise, auf die uns Film und Fernsehen besser vorbereitet haben. Wenn die Zombies kommen, gibt es vom Buch „Der Zombie Survival Guide“ von Max Brooks über Comics und Serien wie „The Walking Dead“ bis hin zu Filmen wie „Zombieland“ jede Menge Quellmaterial, aus dem man Ideen und Hilfe fürs Überleben ziehen kann.

Die "Studie"

Rentola hat die deutschen Landkreise und kreisfreien Städte unter fünf Gesichtspunkten untersucht.

Verletzlichkeit: Bevölkerungsdichte, wahrgenommene körperliche und geistige Gesundheit, Nettomigrationsrate, Anzahl der Krankenhäuser, Anzahl der Todesfälle

Verstecke: durchschnittliche Haushaltsgröße, Anzahl der Wohngebäude, Waldfläche

Vorräte: Wasserversorgung, Anzahl des Viehbestandes

Mobilität: Anzahl der Fahrzeuge, Verkehrsfläche, Verkehrsinfrastruktur

Sicherheit: Anzahl der Kriminalitätsdelikte, Waffengeschäfte, Militär

Als Datengrundlage dient, so Rentola, das Statistische Bundesamt. Von dort bekommene Daten habe man in ein Punktesystem umgewandelt und daraus das Ranking erstellt. Das Ergebnis: „Bitburg-Prüm ist nach unseren Ergebnissen der Landkreis mit der höchsten Zombie-Resistenz.“

Doch wie entscheidend ist der Wohnort? Das den meisten wahrscheinlich vollkommen unbekannte Internetportal „Rentola“, auf dem es ansonsten über Mietobjekte in verschiedenen Ländern geht, hat Deutschland (und andere Länder) untersucht. Wo lässt sich die Zombie-Apokalypse am besten überleben? Diese Zeitung hat sich diese natürlich völlig ernst gemeinte Untersuchung in gleicher Weise angesehen.

Wittmund? Wirklich?

Bei den 402 aufgeführten Landkreisen und kreisfreien Städten schneidet die Nordseeregion ziemlich schlecht ab. Der Landkreis Aurich liegt im Gesamtindex auf Platz 177 mit durchschnittlichen 6,38 von maximal zehn Punkten. Der Landkreis Leer schafft es auf Platz 115 (7,07 von zehn Punkten). Die Stadt Emden ist für diejenigen, die zu Zombies werden wollen, der beste Ort: Mit Platz 291 und nur 5,13 von zehn maximalen Punkten bildet die Seestadt das ostfriesische Schlusslicht.

Der beste Ort, um in Ostfriesland den Aufmarsch der Gehirnfresser zu überleben, ist laut Rentola: der Landkreis Wittmund. Auf Platz 35 liegt der östlichste Landkreis Ostfrieslands mit einem Durchschnitt von 8,07 Punkten. Ob da die fast neun Punkte beim Thema Sicherheit aufgrund des Jagdgeschwaders Richthofen wohl eine Rolle spielen? Oder ist es die Annahme, dass die Wittmunder Autofahrer ihrem WTM-Kennzeichen alle Ehre machen („Wir Töten Menschen“ und ja, dieser Text stammt von einem Auricher) und pro Spritztour gleich mehrere Zombies umsäbeln? Man weiß es nicht...

Auf den Zombie kommt es an

Was die Auflistung leider völlig außer Acht lässt: Von welcher Art Zombie reden wir hier überhaupt? Die langsamen, schlurfenden Vertreter aus Filmen wie „Dawn of the Dead“ von 1978? Oder hat es die Menschheit mit einer schnellen Variante zu tun, wie sie gerade in neueren Filmen des Genres beliebt ist? Oder gar mit der Rudel-bildenden Variante, wie sie Angst und Schrecken in „The Walking Dead“ verbreitet?

Auch davon ist abhängig, wie gut man in Ostfriesland überleben kann. Der Schlurf-Zombie, der sich außerdem alle paar Meter im Kuhdraht verheddert, ist im flachen Ostfriesland kein großes Problem. Höchstens in den Städten, wo einfach die Zahl der Infizierten höher ist. Zombie-Rudel auf breiter Front können hingegen überall in der Region zum Problem werden. Von Zombie-Hühnern, siehe weiter unten, mal ganz zu schweigen!

Der Landkreis Aurich als Beispiel

Das Ranking von Rentola bietet unterdessen nicht nur ein Gesamtranking, sondern auch eine Reihenfolge nach den zuvor genannten Kategorien. Beispiel Landkreis Aurich:

Beim Thema „Verletzlichkeit“ schneidet der Landkreis Aurich deutlich besser ab als im Gesamtschnitt. Mit 8,65 Punkten schafft es Ostfrieslands größter Landkreis immerhin auf Platz 42. In diese Kategorie fallen auch die Krankenhäuser. Ob sich das Ranking dann bei der Zentralklinik ändert? Ach, lassen wir das...

In puncto „Verstecke“ landet der Landkreis Aurich dann aber wieder nur auf Platz 207. Völlig unverständlich, jeder Gulfhof in der Krummhörn bietet Platz für mehrere Familien und lässt sich in Windeseile zum perfekt verteidigten „Bunker“ umbauen. Mistgabeln und ähnliche, reichweitenstarke Verteidigungswaffen lassen sich auch ratzfatz überall besorgen.

Das schlechte Abschneiden des Landkreises in der Kategorie „Mobilität“ lässt sich hingegen schon wieder besser nachvollziehen. Hier zählt nämlich nicht nur die Zahl der Fahrzeuge, sondern auch die Verkehrsinfrastruktur. Friesenbrücke und Friesland-Umgehung liegen ja zum Glück nicht im Landkreis Aurich. Von der Fockenbollwerkstraße in der Stadt Aurich, den Wirtschaftswegen in der Gemeinde Krummhörn oder anderen Paradebeispielen für Bau- und Infrastrukturprobleme wollen wir hier mal nicht sprechen. Auch das Thema Zugstrecke und Autobahnanbindung lassen wir weg. Da regt man sich ja eh nur auf. Sicher ist nur: Wenn es gelingt, alle Zombies in Busse zu sperren, sind wir alle sicher in Ostfriesland. So selten, wie die fahren...

Sicherheit? Null Punkte für Deutschland, äh, Aurich. Zwar liegen, laut Google, ein Großteil aller ostfriesischen Waffengeschäfte im Landkreis Aurich. Aber das reicht dann nicht, denn das Militär ist weit weg. Wittmund, Sie wissen schon...

Ist Ostfriesland wirklich so unsicher?

Wenn es nach Rentola geht: immerhin noch besser als Nordrhein-Westfalen. „Nordrhein-Westfalen ist ein Ort, an dem man nicht sein möchte, wenn Dutzende von Zombies kommen. In diesem Bundesland liegen 3 der 10 Städte mit den niedrigsten Werten. Dortmund (Nr. 395), Aachen (Nr. 401) und Gelsenkirchen (Nr. 402) schneiden in allen Kategorien unterdurchschnittlich ab und machen diese dicht besiedelte Region zum schlechtesten Ort, um sich dort aufzuhalten.“

Hinzu kommt: Die kommen dann ja auch alle zu uns in ihre Zweitwohnsitze. Auch nur ein Infizierter darunter und Greetsiel wird zum neuen Sodom und Gomorrha. Aber Spaß bei Seite: Ostfriesen lieben ja angeblich die Einsamkeit und sind Fremden gegenüber eher zurückhaltend. Von daher dürfte es mit dem Zombies auch ganz gut klappen, solange Bünting und Thiele noch weiter liefern.

Aber jetzt mal im Ernst: Was tun, wenn die Zombies kommen?

Tatsächlich gibt es mehrere Untersuchungen von staatlicher Seite, die sich mit dem Thema „Hilfe, die Zombies kommen“ beschäftigen. Aluhutträger, Querdenker und ähnliche Akrobaten an dieser Stelle aufgemerkt: Für später speichern, ist ja alles von langer Hand geplant.

Das US-amerikanische Verteidigungsministerium Departement of Defense hat sich im „CONPLAN 8888“ mit der drohenden Zombie-Apokalypse auseinandergesetzt. Genauer: 2009 und 2010 haben junge, in Ausbildung befindliche Offiziere des „United States Strategic Commands“ diesen fiktiven Plan im Rahmen ihrer Ausbildung erarbeitet. Es ist einfach eine Übung zur Erstellung strategischer Pläne, um mit großen Bedrohungsszenarien umzugehen. Mehr nicht, liebe Querdenker.

Der „Conplan“ umfasst dann auch gleich mehrere Arten von Zombies.

  • Der Klassiker „pathogene Zombies“: durch Ansteckung zu Untoten gewordene Menschen.
  • Die „Bösartige Zauber-Zombies“: durch Okkultismus erweckte Zombies.
  • Sie kommen vielleicht vom Mars, die „Weltraum-Zombies“: durch außerirdische Giftstoffe verseuchte und zu Untoten gewordene Menschen.
  • Die ernährungsbewussten „vegetarischen Zombies“: Sie sind keine direkte Bedrohung für den Menschen. Hinsichtlich von Abholzung und Vernichtung wichtiger Nutzpflanzen können sie dennoch gefährlich werden.
  • 5G und so: durch elektromagnetische Wellen infiziert und zu Zombies gewordene Menschen.
  • Bewaffnete Zombies: absichtlich durch Bio-/Biomechanik erzeugt um sie als Waffe einzusetzen.
  • Symbiose-induzierte Zombies: durch die Einführung einer symbiotischen Lebensform in einen ansonsten gesunden Wirt erzeugte Zombies.
  • Hühner-Zombies („Chicken-Zombies“): Hühner-Zombies entstehen, wenn alte Hühner, die keine Eier mehr legen können, von Geflügelhaltern fälschlicherweise mit Kohlenmonoxid eingeschläfert werden. Die Hühner werden dann in großen Haufen zur Verwesung abgelegt. Die Hühner scheinen tot zu sein, wenn sie begraben werden, erwachen aber auf unerklärliche Weise wieder zum Leben und graben sich aus den Haufen toter Hühner aus.

Letztere soll es tatsächlich geben. Behauptet die deutschsprachige Wikipedia, von der die Zusammenfassung des Conplans stammt.

Hätten wir nicht von Zombies was für Corona lernen können?

Eine andere staatliche Untersuchung, ebenfalls aus Amerika, stammt vom Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Bereits 2011 hat das CDC in einem Online-Artikel eine angenommene Zombie-Apokalypse beschrieben, um auf die tatsächliche Bedeutung der Notfallversorgung in Katastrophenfällen vorzubereiten.

Das kam im Internet so gut an, dass die Informationen bis heute zum Beispiel als Comic verbreitet werden. Vor nunmehr rund zwölf Jahren gab es außerdem noch einen Videowettbewerb. Das Thema begleitet das CDC seitdem: Immer wieder nehmen die Epidemie-Experten Bezug auf beispielsweise die Serie „The Walking Dead“ um daran Notfallvorbeugung und das Verhalten im Katastrophenfall zu erklären.

Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ja, hätten wir.

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