Wochenglosse Ansprache aus dem Jenseits – Stimmen, wollt ihr ewig leben?

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Eine Kolumne von Karin Lüppen
| 03.06.2023 07:11 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Es droht tiefe Verwirrung, wenn dank moderner Stimmsoftware verstorbene Charaktere zu reden beginnen. Oder möchten Sie mit Heinrich Lübke telefonieren? Eine Glosse

Alle Welt redet momentan von Deep Fake, zu deutsch etwa „tiefe Verfälschung“. Gemeint sind meistens täuschend echte Stimmen oder Bilder, die aber gar nicht echt sind. Wer die richtige Technik besitzt, kann Micky Maus mit der Stimme von Donald Duck sprechen lassen – oder der von Donald Trump, aber sowas machen nur Typen mit komplettem Kulturverlust. Das ganze könnte lustig sein, aber wie immer werden schöne Erfindungen von Bösewichten für ihre Schandtaten genutzt.

Stimme rechtssicher vererben

Glauben Sie also nie mehr, wen Sie vor sich sehen! Angeblich reichen schon klitzekleine Stimmaufnahmen, um eine Stimme beinahe unverwechselbar nachzumachen. Das ist gruselig, denn damit könnte man Tote auferstehen lassen. Mittels Sprachsoftware würden Figuren wie Heinrich Lübke zu Untoten, andererseits könnte man Rio Reiser wieder singen hören.

Was mag das am Ende geben? Könnte man eine Sprechprobe von sich selbst aufzeichnen und seine Stimme auf diese Weise rechtssicher vererben? Vielleicht wäre man froh, wenn man die Stimme eines geliebten Menschen in eine Software einspielen und sich nach deren Tod auf ewig mit ihr unterhalten könnte. In der kostenlosen Basisversion würden leider diese Zwiegespräche alle drei Minuten von Werbung unterbrochen.

Die Autorin erreichen Sie unter k.lueppen@zgo.de

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