Was Sie heute wissen sollten

Hund | Eppmann | Kreuzfahrt

Joachim Braun
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Von Joachim Braun
| 01.04.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ostfriesland - Ich brauche einen Hund. Die Rasse ist egal. Ok, nicht so ein großer, die fressen einem ja die Haare vom Kopf. Ich brauche einen Hund, damit ich die nächsten drei Wochen auch noch nach 21 Uhr meine Wohnung in Leer verlassen darf. Nur für einen Spaziergang. Das darf ich aber nur, wenn ich einen Hund habe, einen mit schwacher Blase, der auch nach 21 Uhr keine Ruhe gibt. Alleine spazieren gehen, ist nicht erlaubt. Also, nochmal: Ich brauche einen Hund - will ihn aber, das ist ja klar, in drei Wochen oder so wieder zurückgeben können. Spätestens, wenn die Ausgangssperre beendet ist.

So clever wie ich (hüstel, hüstel) ist man im Rathaus Leer nicht. Von Hundewünschen ist dort nichts bekannt. Stattdessen sollen die Geschäfte trotz hoher Inzidenz (gestern immer noch 169) für drei Wochen geöffnet werden, im Namen der Wissenschaft. 25 Projektkommunen sucht die Landesregierung, Emden, Wittmund und Norden hatten sich schon beworben, gestern Abend, unmittelbar vor Anmeldeschluss folgte auch Leer. Es war mal wieder ein „Riesen-Geschiss“, wie man in Bayern sagen würde. Katja Mielcarek beschreibt eine typische Leeraner Posse.

Irritierend waren am Wochenende auch die Meldungen vom Start der Leeraner Drive-in-Schnellteststation. 35 von 108 Tests am Sonnabend zeigten ein positives Ergebnis. Völlig irritierend - und tatsächlich falsch. Denn kein einziger PCR-Test, die zur Bestätigung angefordert wurden, ergab eine Corona-Infektion. Was ist passiert? So richtig klar ist es nicht, der DRK als Betreiber des Drive-in hat offensichtlich keine Fehler gemacht, es sieht so aus, als seien vielleicht die Schnelltest-Kits nicht in Ordnung gewesen. Die Charge wird nicht mehr verwendet, und seit Montag entsprechen die Test-Ergebnisse auch wieder den Erwartungen. Oder nicht? Ein Leser schrieb mir, dass er auch am Montag noch einen falsch-positiven Schnelltest hatte. Er war 42 Stunden, bis zur erlösenden PCR, „ziemlich verunsichert“. Tatjana Gettkowski berichtet.

Endlich, so möchte man fast sagen, endlich ermittelt nun auch die Staatsanwaltschaft gegen den Geschäftsführer des Klinikverbunds Emden-Aurich-Norden, Claus Eppmann. Das Verhalten des Managers, der vor einem Monat unrühmliche Schlagzeilen machte, weil er sich entgegen allen Regeln und der Moral vorzeitig impfen ließ, wird nun auch juristisch bewertet. Nach einer ganzen Reihe von Anzeigen prüft die für Korruption zuständige Staatsanwaltschaft Osnabrück nun, ob der Straftatbestand der Unterschlagung oder der Untreue vorliegt, wie Marion Luppen und Andreas Ellinger schreiben. Auch der Gutachter, der im Auftrag der Gesellschafter Eppmanns Verhalten arbeitsrechtlich überprüft, steckt mitten in der Recherche, wie auch eine Klinikmitarbeiterin beschreibt.

Einst durfte ich mal die Konversion eines Kasernengeländes journalistisch begleiten und fand heraus, dass die vom Käufer Landkreis unterschätzte Altlastenbeseitigung mindestens 15 Millionen Euro kostete. Ähnliches dräut der Stadt Aurich mit der Blücherkaserne offenbar nicht, aber ansonsten gibt es durchaus Parallelen. Alle relevanten Gutachten lagern im Giftschrank und sind nicht öffentlich, wie Gabriele Boschbach erfragt hat. Was für eine Farce. Da die Schadstoff-Verunreinigungen ein Erbe der Bundeswehr sind, wird auch der Steuerzahler für die Beseitigung zahlen müssen. Was gibt es da geheimzuhalten?

Es gab gestern übrigens auch gute Nachrichten. Sogar von der Meyer-Werft, die uns zuletzt als Corona-Hotspot eher Sorgenfalten in die Stirn schrieb. Die Unternehmensleitung hat es tatsächlich geschafft, trotz Corona, einen Großauftrag an Land zu ziehen. Für den japanischen Großkonzern NYK werden die Papenburger ein Schiff im Luxus-Segment bauen. Die Ablieferung soll im Jahr 2025 erfolgen. Es ist der einzige Auftrag für ein Kreuzfahrtschiff, der weltweit zu vergeben war. Christian Belling und Christoph Assies berichten über die Pressekonferenz des Unternehmens. Der geschäftsführende Gesellschafter Jan Meyer äußerte sich übrigens nicht dazu, ob der Großauftrag Auswirkungen auf die derzeit geplanten Entlassungen von mindestens 600 Mitarbeitern haben wird.

Manchmal reichen ein bisschen Kreativität, eine Prise Mut und vor allem Aufgeschlossenheit, um die Auswirkungen von Corona zu kompensieren. Zwölf ältere Damen aus dem Emder Stadtteil Transvaal, die meisten von ihnen alleinstehend, haben ihr wöchentliches Frauen-Frühstück nun kurzerhand ins Internet verlagert. Sie alle haben nun ein iPad und nutzen die Videokonferenz-Software Zoom - und das ohne jedes Problem. Heiko Müller, einer meiner charmantesten Kollegen, konnte da natürlich nicht widerstehen und zoomte einfach mit. Wie es war und warum die kontaktlosen Omis ein Vorbild sein können, lesen Sie hier.

Bleiben wir bei Heiko Müller. Er ist ein echter Emder. Echte Emder aber wird es in Zukunft nicht mehr geben. Gestern schloss die Geburtshilfestation. Justus heißt das letzte dort geborene Baby. Dessen Eltern sind - Ironie des Schicksals - erst vor vier Wochen in die Stadt gezogen. Es ist eine sehr emotionale Geschichte, die Heiko da erzählt.

Was heute wichtig wird:

  • Ein seltenes Jubiläum steht zum 1. April bei Mode & Sport Lay in Warsingsfehn an: Alice Beckmann und Lenchen Lay-Freese haben vor 60 Jahren ihre Lehre begonnen – und arbeiten beide noch immer dort. Karin Lüppen hat sich mit ihnen unterhalten.
  • Den Verdacht gibt es ja schon länger, jetzt ist er durch Zahlen belegt: Im Lockdown wird mehr gesoffen. Wie macht sich das bei Alkoholberatungsstellen bemerkbar? Marion Luppen sprach mit einem Berater und einer Betroffenen.
  • Weil es für ältere Menschen immer schwieriger wird, ihre Mülltonnen alleine an die Straße zu stellen, „muss sich der BEE bald etwas überlegen“, hieß es im zuständigen Betriebsausschuss. Mona Hanssen hat sich genauer mit dem Problem befasst.
  • Der schiefste Turm der Welt, der Suurhuser Kirchturm, ist ein gern genommenes Fotomotiv. Wie fotografiert man ihn am besten? Claus Arne Hock, OZ-Reporter und ein ausgefuchster Fotograf, gibt Tipps.

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